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26. Februar 2023
Offen für Innovation? Potenziale von Open Insurance

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Offen für Innovation? Potenziale von Open Insurance

Veränderungstreiber

Open Insurance ist zweifellos keine temporäre Erscheinung, sondern wird in den nächsten Jahren – vergleichbar zum Banking – die Entwicklung neuer Produkte, Services und Geschäftsmodelle begünstigen. Maßgeblich beeinflusst und vorangetrieben wird diese Entwicklung insbesondere vom Markt und den damit verbundenen Erwartungen der Kunden, wie man nicht zuletzt am Erfolg von PSD2 sieht. Auch der gesetzliche und regulatorische Druck aus Europa ist hierbei zu nennen. So leitet sich etwa aus der European Strategy for Data eine Data Finance Strategy der EU-Kommission ab. EIOPA griff dies 2021 mit einem Discussion Paper zu Open Insurance auf, in dem Mechanismen zum Datenaustausch im Sinne von Open Insurance ganz klar befürwortet werden. Überdies forciert die Datenschutzgrund­verordnung den Zugang zu Daten.

Nicht zuletzt fördern zudem vielversprechende innovative Anwendungsfälle die Verbreitung von Open Insurance, laut EIOPA Discussion Paper vor allem in den Bereichen Schadenmanagement, Pricing und Underwriting, (Post) Sales und Vertrieb. Auch Versicherungsvertriebe können hiervon direkt oder indirekt profitieren.

Verschiedene Einsatzmöglichkeiten

Ein konkreter Anwendungsfall ist beispielsweise die Altersvorsorgeberatung, in deren Rahmen mithilfe der Zustimmung der Kunden Bestandsdaten zu Verträgen in Echtzeit aggregiert und in der Folge ausgewertet werden könnten. Diese Ansätze sind auch im Bereich Claims oder Cyber denkbar. So könnten beispielsweise Daten zur Risikosituation eines Unternehmens, die heute bereits mithilfe von Assistance-Systemen gesammelt werden, für die Beratung und den Bestand genutzt werden. Des Weiteren lassen sich durch Open Insurance übergeordnete Themen wie parametrische Versicherungen fördern. In den USA gibt es erste Anwendungsbeispiele, unter anderem in Bezug auf Naturkatastrophen, Altersvorsorge, Gesundheitssystem und Kfz-Versicherung. Diese Use Cases gilt es weiterzuentwickeln. Dafür ist beispielsweise die deutsche Initiative Free Insurance Data (FRIDA e. V.) angetreten, die unter Berücksichtigung des Datenschutzes und der Datensicherheit Open Insurance aktiv fördert.

Fazit: Eine Vision – vielversprechend

Aktuell ist Open Insurance vor allem noch eine Vision, die der Förderung, Konkretisierung und (Weiter-)Entwicklung bedarf. Die Idee dahinter ist vielversprechend: eigene Wertschöpfungsketten für die Digitalisierung öffnen und mit neuen Produkten sowie Services Mehrwerte generieren – für Kunden, Versicherungsvertriebe, Versicherer und Innovatoren.

Open Insurance versetzt Fin- und InsurTechs in die Lage, eine wesentliche Rolle innerhalb der Wertschöpfung zu spielen, sich mit innovativen Lösungen und Plattformen zu positionieren sowie Teil eines digitalen Ökosystems zu werden. Versicherer hingegen können sich mittels Open Insurance als vertrauenswürdige, sichere Marktteilnehmer für Datenanalyse und Datenaggregation positionieren. Ob Datentransparenz und -vollständigkeit, neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle auf Basis von Finanz- und Versicherungsdaten oder bessere und umfassendere Beratungsmöglichkeiten – die Potenziale von Open Insurance sind vielfältig. Diese gilt es nun zu nutzen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 02/2023, S. 92 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Thapana_Studio – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Julius Kretz
Thomas Kuckelkorn