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23. August 2023
Pflegetagegeld: MORGEN & MORGEN stellt sinkendes Qualitätsniveau fest
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Pflegetagegeld: MORGEN & MORGEN stellt sinkendes Qualitätsniveau fest

Die stationäre Pflege wird hierzulande immer teurer, eine private Pflegeabsicherung federt dieses Risiko ab. Doch welches Qualitätsniveau herrscht in der Tariflandschaft? Das Analysehaus MORGEN & MORGEN hat in zwei parallelen Ratings die Pflegetagegeld- und Pflegerententarife unter die Lupe genommen – und dabei eine Trendumkehr festgestellt.

Während die Angebotsdynamik im Markt bei Pflegetagegeldversicherungen weiterhin hoch bleibt, herrscht bei Pflegerententarifen praktisch Stillstand. Allerdings: Das Qualitätsniveau unter den Pflegetagegeldpolicen hat sich innerhalb der letzten zwölf Monate deutlich verschlechtert. Das ist das Ergebnis des aktuellen Ratings von Pflegetagegeld- und Pflegerentenversicherungen aus dem Analysehaus MORGEN & MORGEN (M&M).

Stationäre Pflege wird immer teurer

Dabei wird die Pflege in Deutschland angesichts der Preissteigerungen in den Pflegeheimen immer teurer. So ist die finanzielle Belastung von Pflegebedürftigen in der stationären Pflege 2023 erneut angestiegen. Der Eigenanteil beträgt im ersten Aufenthaltsjahr laut Zahlen des Verbandes der Ersatzkrankenkassen mittlerweile 2.548 Euro, was einem Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr um fast 16% entspricht (AssCompact berichtete). Wollen Menschen also keine allzu großen Lücken in ihrer Pflegeabsicherung riskieren, ist trotz der jüngsten Änderungen durch das Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz (AssCompact berichtete) eine private Pflegeabsicherung das Mittel der Wahl.

Trendumkehr bei Pflegetagegeldtarifen

Laut den M&M-Analysten haben die Anbieter auf diese Entwicklungen in den zurückliegenden zwölf Monaten entsprechend reagiert. „Das zeigt sich insbesondere bei der Anpassung der Pflegetagegelder mit zahlreichen neuen Tarifen und Bedingungsständen“, erläutert Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei M&M.

Nicht immer allerdings kann das unabhängige Analysehaus dabei eine positive Veränderung feststellen. In diesem Jahrgang des Ratings ist nämlich erstmals ein deutlicher Abwärtstrend in der Sterneverteilung des M&M Ratings Pflegetagegeld festzustellen. Diese Trendumkehr läge aber nicht an einer Verschärfung der Ratingfragen, wie M&M per Pressemitteilung betont. Vielmehr seien dafür teilweise deutliche Einschränkungen bei den Leistungsbedingungen ursächlich, was nicht im Interesse der Versicherungsnehmer sei und sich daher im Rating entsprechend niederschlage.

Viele Tarife weisen nur noch ein schwaches Qualitätsniveau auf

Das aktuelle M&M-Rating Pflegetagegeld gibt anhand von 37 Leistungsfragen eine Orientierung, welche Tarife die besseren Leistungen bzw. besonders kundenfreundliche Versicherungsbedingungen enthalten. Von insgesamt 229 analysierten Pflegetagegeldtarifen erhalten 2023 allerdings nur noch 58 die Höchstbewertung „ausgezeichnet“ (fünf Sterne) – sieben Tarife weniger als im Vorjahresrating. Besonders markant ist der Rückgang bei den mit vier Sternen („sehr gut“) bewerteten Tarifen. Hierin befinden sich aktuell 55 Tarife, nachdem es im Vorjahr noch 73 waren.

45 Tarife erhalten immerhin noch drei Sterne („durchschnittlich“). Stark angewachsen ist hingegen die Zwei-Sterne-Kategorie („schwach“). Laut aktuellem Rating wurden damit 71 Tarife etikettiert, während es 2022 lediglich 41 Bedingungswerke waren – ein Zuwachs von 73%. Mit einem Stern und der Bewertung „sehr schwach“ muss im aktuellen Rating keiner der untersuchten Pflegetagegeldtarife bedacht werden.

„Trotz Leistungsabfalls bei verschiedenen Tarifkombinationen schneiden noch immer fast die Hälfte der analysierten Pflegetagegeldversicherungen mit vier oder fünf Sternen ab. Damit erweist der Markt sich immer noch als leistungsstark,“ resümiert Bohrmann das Ergebnis. Die Kunden hätten weiterhin eine gute Auswahl, so Bohrmann weiter. Von M&M vorab festgelegte Mindeststandards stellen dabei das Qualitätsniveau insbesondere in den top bewerteten Kategorien sicher.

Hier geht es zum M&M Pflegetagegeldrating.

Keine Veränderungen bei der Pflegerente

Welche Tarife der privaten Pflegerentenanbieter besonders leistungsstark sind, zeigt das M&M-Rating Pflegerente. Anhand von 32 ratingrelevanten Leistungsfragen beurteilt es Sachverhalte und Produkteigenschaften, die als wesentlich für die Bedingungsqualität eines Produkts anzusehen sind. Klar im Fokus stehen hier Kundenfreundlichkeit und Eindeutigkeit der Aussagen im Bedingungswerk. Auch unübliche Einschränkungen werden hier erfasst und beurteilt.

Von 107 analysierten Pflegerententarifen erhalten im aktuellen Rating 67 Stück die Top-Bewertung „ausgezeichnet“ (fünf Sterne), 24 sind „sehr gut“ und erhalten dafür vier Sterne. 16 Pflegerententarife erhalten mit einer „durchschnittlichen“ Bewertung noch drei Sterne. Als „schwach“ oder „sehr schwach“ (zwei Sterne bzw. ein Stern) stufen die M&M-Analysten keinen der untersuchten Tarife ein. Auch in diesem Rating garantieren ähnliche Mindestkriterien wie bei den Pflegetagegeldtarifen die Qualität der untersuchten Produkte.

Hier geht es zum M&M Pflegerentenrating.

Pflegerente hat wohl ausgedient

„In der Pflegerente herrscht Stillstand. In diesem Jahr konnten wir keine neuen Tarife und auch keine ratingrelevanten Tarifveränderungen beobachten,“ beschreibt Bohrmann die Lage. Und dieses Resümee kann auch kaum verwundern. Denn laut M&M habe das Produkt „Pflegerente“ am Markt ausgedient. Stattdessen verlagere sich die Beratung deutlich hin zur Pflegetagegeldversicherung. Dort gebe es innerhalb der Tarife große Bewegungen, allerdings – wie das Rating eben zeige – nicht immer zum Wohl des Versicherungsnehmers – ein klarer Beratungsauftrag an Versicherungsmaklerinnen und -makler. (as)

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