Der Referentenentwurf aus Maklersicht
Im Maklerhaus heißt es mehrheitlich ebenso „abwarten“, und zwar „bis die Tinte trocken ist“. So formuliert es Alexander Kukovic, der bei bamboo finance als Versicherungsmakler mit Spezialisierung Vorsorge und Vermögensabsicherung unterwegs ist. Bereits während der Diskussion um die private Altersvorsorgereform thematisiert Kukovic diese mit seinen Kunden. Eine finanzielle Entscheidung mit der Tragweite einer Ruhestandsplanung benötige allerdings eine eindeutige und belastbare Rechtsgrundlage, so der Makler auf AssCompact Nachfrage. Wenn die Fakten geklärt sind, dann wird geprüft, ob und mit welchem Effekt die neuen Möglichkeiten sinnvoll in die individuelle Finanzstrategie der Kunden eingebunden werden können.
Prinzipiell sieht Kukovic es als notwendig an, bestehende Altersvorsorgeprodukte wie die Riester-Rente zeitgemäß weiterzuentwickeln und gleichzeitig jedoch neue, moderne Möglichkeiten wie das Altersvorsorgedepot zu schaffen. Grundsätzlich, so Kukovic, seien Menschen auch bereit, Verantwortung für ihre Altersvorsorge zu übernehmen. Allerdings begegne ihm in jeder Beratung der Wunsch nach Vereinfachung, Flexibilität und Mitgestaltung. Fragestellungen wie „Kann ich die Garantie reduzieren oder weglassen?“, „Ich möchte meine Fonds selbst auswählen.“ und „Wie kann ich meinen Vertragsstand digital verfolgen?“ stehen dabei an der Tagesordnung.
Für Kukovic sollten Reformen langfristig durchdacht werden und so ausgestaltet sein, dass sie in der Praxis tatsächlich auch einen Mehrwert bieten. Und hier sieht der Makler noch Nachbesserungsbedarf.
Verbesserungsvorschläge zum Referentenentwurf
Vor dem Hintergrund der verlangten Flexibilität wäre es für Kukovic bspw. attraktiver, das Verlustrisiko auch durch „weichere bzw. kosteneffizientere Mechanismen (Rentenfaktor, Wertsicherungsfonds, Deckungsstock“ begrenzen zu können. Eine starre Beitragsgarantie bremse in aller Regel die Renditechancen aus.
Beim Thema Altersvorsorgedepot bzw. staatlich geförderte Investitionen in den Kapitalmarkt sieht Kukovic allerdings ein zweischneidiges Schwert. Fondsdepots und ETF-Sparpläne seien aktuell vor allem bei jüngeren Menschen en vogue, wodurch die in Deutschland „immer noch viel zu niedrige“ Investmentquote steige – das sei ein positiver Trend, der auch unbedingt weiter ausgebaut werden sollte. Politisch liege es also nahe, diesen Fortschritt aufzugreifen, indem man ein kapitalmarktnahes Produkt wie das Altersvorsorgedepot fördert.
Kukovic weist allerdings darauf hin, dass selbst bei den Renditen, die bspw. durch den MSCI World über einen Zeitraum von 30 Jahren erzielt werden, der aufgebaute Lebensstandard im Rentenalter nicht dauerhaft gehalten werden könne – das erwirtschaftete Kapital dafür sei dafür nicht ausreichend.
Ein Versicherungsmantel garantiere dies zwar auch nicht, aber es wäre „zumindest“ eine lebenslange Rentenzahlung unabhängig des Kapitalverzehrs garantiert.
Man darf gespannt sein …
Selbst mit Ablauf des 17.12. und mit einem Kabinettsbeschluss zur Reform der privaten Altersvorsorge ist das Thema noch nicht final durch. Aber vielleicht herrscht ja wirklich bald Gewissheit, und die Reformpläne werden zur tatsächlichen Reform.
Der Zeitgeist ist schon seit Längerem viel stärker auf Flexibilität und Wahlfreiheit ausgerichtet – dahin geht eben die gesellschaftliche Entwicklung. Gleichzeitig aber ist der Deutsche eben sehr sicherheitsbewusst. Das politische Berlin – und folglich dann auch die Produktgeber und die Berater – müssen irgendwie den Spagat zwischen diesen beiden Bedürfnissen hinbekommen. Man darf gespannt auf das Ergebnis sein. (js/mki)
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