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20. Dezember 2022
Rechtsschutz: Aktuelle Herausforderungen für Makler und Versicherer

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Rechtsschutz: Aktuelle Herausforderungen für Makler und Versicherer

Rechtsschutzfälle sind laut Schlichtungsstelle vergleichsweise häufig Gegenstand von Streitfällen zwischen Versicherer und Versicherten. Im AssCompact-Interview erläutert ein Rechtsexperte die Ursachen, die Schwierigkeiten für Makler bei der Beratung und die Folgen aktueller Ereignisse für die Versicherer.

Interview mit Joachim Cornelius-Winkler, Fachanwalt und Lehrbeauftragter für Versicherungsrecht
Herr Cornelius-Winkler, die Beschwerden beim Ombudsmann bezüglich Rechtsschutzversicherung sind zurückgegangen. Es scheint, dass sich da was getan hat. Liegt es an kundenfreundlicheren Bedingungen oder an der Darstellungsart etwa der Risikoausschlüsse, wie der Ombudsmann es vermutet?

Ich denke eher, dass dies daran liegt, dass der Bundesgerichtshof (BGH) in den letzten Jahren viele Streitfragen zu den Themen Versicherungsfall und Obliegenheiten abschließend entschieden hat, und vor allem auch daran, dass ein Großteil der Beschwerden auf Rechtsanwälte zurückging, die in den Massenverfahren – etwa Diesel- und Widerrufsfälle – tätig und mit ablehnenden Entscheidungen nicht einverstanden waren.

Risikoausschlüsse und Zeitpunkt des Versicherungsfalls sind die Klassiker. Spiegelt sich das auch bei Ihnen wider?

Ja und nein. Um die Ausschlussklauseln ist es ebenfalls infolge der BGH-Rechtsprechung ruhiger geworden, es sei denn, es handelt sich um neu eingeführte Klauseln einzelner Gesellschaften. Das Thema Ver­sicherungsfall stellt aber immer noch bei Detailfragen einen Dauerbrenner dar. Zu berücksichtigen ist, dass wir es mittlerweile bei den einzelnen Gesellschaften mit sehr unterschiedlichen Bedingungswerken zu tun haben, die den Makler bei der Beratung vor erhebliche Schwierigkeiten stellen und dann eben auch Deckungsentscheidungen bei gleichem Sachverhalt sehr unterschiedlich ausfallen können bzw. Stoff für gericht­liche Auseinandersetzungen bieten.

Dazu kamen zuletzt Themen wie schon genannt der Dieselskandal, die Widerrufsfragen bei Lebensversicherungsverträgen, aber auch die Flutkatastrophe und Arbeitsrechtsfragen durch Covid-19. Wie haben sich diese Entwicklungen und Ereignisse ausgewirkt?

Corona hat sich aus Sicht der Versicherer wohl eher positiv ausgewirkt, weil zwar vereinzelt arbeitsrechtliche und ordnungsrechtliche Fälle gemeldet wurden, dies aber bei Weitem durch den Rückgang im Verkehrsbereich und bei den Reisevertragssachen etc. kompensiert wurde. Der Dieselskandal dagegen und deutlich weniger intensiv die – mittlerweile teilweise ausgeschlossenen – Widerrufsfälle haben sich dagegen zu einem massiven Problem bei der Schadenquote entwickelt. Dies deshalb, weil in den Dieselfällen regelmäßig sehr hohe Gutachterkosten anfallen.

 
Ein Interview mit
Joachim Cornelius-Winkler