Interview mit Nicolas Streker, Geschäftsführer bei ASSPICK Versicherungsmakler GmbH
Herr Streker, die Wohngebäudeversicherung steht unter Druck: Steigende Schäden durch Naturgefahren, höhere Prämien und Massenkündigungen. Wie schätzen Sie die aktuelle Marktlage ein, und wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Versicherer und Makler?
Die Wohngebäudeversicherung bleibt für viele Versicherer nach wie vor defizitär und die Sanierungsbemühungen halten marktweit an. Die Frequenzschadenlast aufgrund veralteter Gebäudesubstanz bleibt unverändert hoch und Elementarereignisse werden klimabedingt weiter zunehmen. Das spüren die Kunden und wir Makler bei den Prämien und Zeichnungskapazitäten.
Zu den größten Herausforderungen für die gesamte Versicherungswirtschaft dürften klimabedingte Risiken gehören. Die Versicherbarkeit in einigen Lagen wird aufgrund des Klimawandels und des damit verbundenen Schadenpotenzials durch Extremwetterereignisse zunehmend schwieriger. Und angesichts der jüngsten Entwicklungen ist damit zu rechnen, dass die Wohngebäudeprämien weiter steigen. Auch dürfte die Versicherungswirtschaft nicht in der Lage sein, Elementarschäden gänzlich ohne Hilfe des Staates zu einem akzeptablen Preis langfristig zu versichern.
Die Rahmenbedingungen könnten also besser sein. Welche Folgen haben diese für die Geschäftsentwicklung in der Wohngebäudesparte?
Mehrere Faktoren führen dazu, dass sich die wirtschaftliche Lage in der Wohngebäudeversicherung zunehmend verschärft. Zum einen steigt die Schadenlast – insbesondere infolge von Extremwetterereignissen, des hohen Anteils alter Bausubstanz und einer generell niedrigen Sanierungsquote im Gebäudebestand. Hinzu kommen steigende Kosten in der Rückversicherung, die sich direkt auf die Kalkulationen der Erstversicherer auswirken. Gleichzeitig bleibt der Spielraum für Prämienanpassungen begrenzt: Der Wettbewerbsdruck wächst und durch digitale Vergleichsmöglichkeiten wird die Preistransparenz für Kundinnen und Kunden immer höher. Auch regulatorische Anforderungen und gesetzliche Vorgaben wie die neue Gefahrstoffverordnung erhöhen den Aufwand und die Komplexität für die Anbieter – alles zusammen belastet das Geschäftsergebnis spürbar.
Wenn das Geschäft in der Wohngebäudeversicherung zunehmend unter Druck gerät, warum ist für Sie dann die Zielgruppe „Hausbesitzer“ attraktiv in der Beratung?
Gerade weil sich die Herausforderungen im Bereich Wohngebäude häufen, ist die Zielgruppe „Hausbesitzer“ in der Beratung besonders interessant für Makler. Der Gebäudebestand in Deutschland ist vielerorts veraltet, was die Anfälligkeit für Schäden erhöht – sei es durch marode Leitungen, veraltete Dächer oder unzureichende Isolierung. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Naturgefahrenereignisse spürbar zu: Starkregen, Stürme und Überschwemmungen treten häufiger und intensiver auf. Dazu kommt das große Thema Energieeffizienz im Gebäudesektor – viele Eigentümer stehen vor der Aufgabe, ihre Immobilie in den nächsten Jahren energetisch zu modernisieren. All diese Faktoren steigern das Schadenpotenzial und machen einen fundierten Versicherungsschutz sowie eine kompetente Beratung umso wichtiger. Für Vermittler entsteht hier eine echte Chance, durch Expertise und passende Lösungen nachhaltige Kundenbeziehungen aufzubauen.
Seite 1 Schutz fürs Haus: Was Eigentümer und Makler unterschätzen
Seite 2 Viele Immobilienbesitzer unterschätzen die Risiken durch Starkregen oder Hochwasser – oft mit fatalen Folgen. Die Absicherung im Bereich Elementar verharrt bei etwas über 50%. Wie schwierig ist es, Kunden von der Notwendigkeit einer erweiterten Elementardeckung zu überzeugen?
Seite 3 Was braucht es aus Ihrer Sicht, damit Elementarschäden auch in Zukunft versicherbar bleiben?

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