AssCompact suche
Home
Assekuranz
30. Mai 2025
Schutz fürs Haus: Was Eigentümer und Makler unterschätzen

2 / 3

Schutz fürs Haus: Was Eigentümer und Makler unterschätzen

Schutz fürs Haus: Was Eigentümer und Makler unterschätzen

Viele Immobilienbesitzer unterschätzen die Risiken durch Starkregen oder Hochwasser – oft mit fatalen Folgen. Die Absicherung im Bereich Elementar verharrt bei etwas über 50%. Wie schwierig ist es, Kunden von der Notwendigkeit einer erweiterten Elementar­­­deckung zu überzeugen?

Das Wetter war 2024 in vielerlei Hinsicht extrem und gibt uns einen Vorgeschmack darauf, was uns in den nächsten Jahren erwartet. Dabei sind die zunehmenden Schäden durch Naturkatastrophen nicht nur klimabedingt, sondern auch eine Folge wachsender Urbanisierung, steigender Wiederaufbaukosten, hoher Wertkonzentrationen in Risikogebieten und unzureichender Klimavorsorge auf privater und staatlicher Ebene. 

Ich glaube, dass in weiten Teilen der Gesellschaft bereits ein Umdenken stattfindet. Jeder kann die Folgen der Klimakrise sehen und auch fühlen. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels ist es in Deutschland mittlerweile gesellschaftlicher Konsens, dass eine Transformation des Gebäudesektors dringend notwendig ist. Was dagegen häufiger fehlt, ist das persönliche Risikobewusstsein für die eigene Immobilie. Hier können wir Versicherungsmakler eine wichtige Rolle einnehmen, indem wir Immobilienbesitzer über diese Gefahren informieren und dafür sensibilisieren. Hierfür greife ich zum Beispiel auf QuickCheck vom HochwasserKompetenzCentrum oder auf die ZÜRS-Starkregenzonierung zurück. Außerdem ist es wichtig, dem Kunden Kampagnen wie staatliche Fördermöglichkeiten für einen klimaresilienten Umbau an die Hand zu geben.

Welche Fehlannahmen seitens des Kunden begegnen Ihnen in der Beratung am häufigsten?

Nach wie vor denken viele Eigentümer, Hochwasserschutz sei allein Sache der öffentlichen Hand. Doch das ist ein Irrglaube: Jeder, der von Überflutungen betroffen sein könnte, ist verpflichtet, sein Grundstück zu schützen. Viele Hausbesitzer kennen weder die Energieeffizienzklasse ihrer Immobilie noch wissen sie, wie hoch ihr persönliches Risiko für Starkregenereignisse an ihrem Wohnort ist. Bei einem Hausverkauf sind Energieausweise gesetzlich vorgeschrieben. Einen verpflichtenden Starkregen- oder Hochwasser-Pass gibt es derzeit aber nicht.

Viele Kunden gehen immer noch davon aus, dass nur Hausbesitzer mit direktem Blick auf Elbe, Donau oder Rhein von einer Überschwemmung betroffen sein können. Hier herrscht oftmals kein Risikobewusstsein. Dabei sind Starkregen und Überschwemmungen, häufig begleitet durch starke Gewitter, nicht auf bestimmte Regionen begrenzt. Es spielt keine Rolle, ob ein Fluss in der Nähe ist oder das Haus auf der Bergkuppe steht. Gerade die kurzen, heftigen Niederschläge haben besonders gravierende Folgen. Eine weitere Sorge, die ich regelmäßig höre, ist, dass die Prämien für Elementarschadenversicherungen massiv steigen und Prävention einfach zu teuer ist. Dabei beträgt der Anteil einer Elementarschadenversicherung an der Gesamtprämie je nach Lage weniger als 20%.

Sehen Sie eine wachsende Gefahr, dass Makler in Haftung genommen werden, wenn Kunden trotz Beratung auf die Elementarversicherung verzichten?

Der Makler nimmt eine besondere Rolle bei der Risikoanalyse und Anpassung ein, da er als Bindeglied und Multiplikator zwischen Versicherungsnehmern, Versicherungsunternehmen und in der Risikoprävention als Risikomanager fungiert. Versicherungsmakler sind daher essenziell für eine nachhaltige Versicherbarkeit von Wohngebäuden, da sie sowohl präventiv als auch im Schadenfall eine beratende und unterstützende Funktion übernehmen. Versicherungsvermittler können Hausbesitzern konkrete Tipps zur Risikominderung geben, zum Beispiel zur Installation von Rückstauklappen oder baulichen Anpassungen.

Ein Haftungsthema sehe ich bei der Übernahme von Altbeständen. Hier werden oftmals Verträge „blind“ übernommen. Sowohl was die Deckung als auch was die Versicherungswerte betrifft, besteht oftmals Handlungsbedarf. Eine qualifizierte Beratung und Dokumentation schützt vor Haftungsfallen und ist auch im Sinne des Verbraucherschutzes.

Kunden achten in der Wohngebäudeversicherung oft zuerst auf den Preis. Wie gelingt es Ihnen, die Bedeutung von Qualität und Leistung in den Vordergrund zu rücken, insbesondere wenn es um die Absicherung gegen Naturkatastrophen geht?

Ich nehme schon wahr, dass immer mehr Hausbesitzer den Klimawandel als ernsthafte Bedrohung ansehen, jedoch relativ wenig Basiswissen über Klimarisiken und ihre Folgen wie Hitze, Dürre oder Starkregen haben. Eine weitverbreitete Meinung, die so gut wie immer falsch ist: Manche Häuser lassen sich nicht oder nur sehr schwer gegen Elementarrisiken versichern. Dabei können selbst Häuser, die in der Vergangenheit keinen Versicherungsschutz bekommen haben, durch eine verbesserte Risikoanalyse, mehr Hochwasserschutz oder auch bauliche Präventionsmaßnahmen versichert werden.

Die Preisdiskussion kann ich wiederum nur bedingt nachvollziehen. Hier sollten wir uns als Makler die Frage stellen, ob ein reiner Preisverkauf der richtige Ansatz für die Zukunft ist. Immerhin sprechen wir bei der Immobilie in der Regel über die größte Investition vieler Menschen in ihrem Leben. Ich bin davon überzeugt, dass eine qualitätsfokussierte Beratung in Richtung Präventions- und Fördermöglichkeiten ein sehr vielversprechender und nachhaltiger Beratungsansatz ist. Und Hauseigentümer und Versicherungsmakler müssen verstehen, wie wichtig es ist, selbst vorzusorgen. Das Gute ist: Prävention wirkt sofort.

Halten Sie die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden für sinnvoll oder sollte es weiterhin in der Verantwortung der Immobilienbesitzer liegen, sich ausreichend zu versichern?

Eine singuläre Pflichtversicherung mit bundesweiten Einheitsprämien führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu explodierenden und letztlich unbezahlbaren Prämien für alle Verbraucher, egal ob Eigentümer oder Mieter. Das würde aber auch dazu führen, dass sich einzelne Versicherer perspektivisch aus dem Markt zurückziehen oder ihn gänzlich aufgeben würden, so wie wir es in Amerika zurzeit beobachten. Wollen wir eine solche Angebotsverknappung im Markt? Ich sehe daher eine Pflichtversicherung kritisch. Prävention und Klimafolgenanpassung sind für mich der Dreh- und Angelpunkt, damit Schäden durch Naturkatastrophen und damit Versicherungsprämien auf Sicht nicht aus dem Ruder laufen bzw. bezahlbar bleiben.

Seite 1 Schutz fürs Haus: Was Eigentümer und Makler unterschätzen

Seite 2 Viele Immobilienbesitzer unterschätzen die Risiken durch Starkregen oder Hochwasser – oft mit fatalen Folgen. Die Absicherung im Bereich Elementar verharrt bei etwas über 50%. Wie schwierig ist es, Kunden von der Notwendigkeit einer erweiterten Elementar­­­deckung zu überzeugen?

Seite 3 Was braucht es aus Ihrer Sicht, damit Elementarschäden auch in Zukunft versicherbar bleiben?

 
Ein Interview mit
Nicolas Streker