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14. September 2025
Wie Trusted AI die Assekuranz erobert

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Wie Trusted AI die Assekuranz erobert

Wie Trusted AI die Assekuranz erobert

Ein Blick in die Praxis

Was das in der Praxis meinen kann? Ein anschauliches Beispiel bietet hier die Schadenbearbeitung in der Tierkrankenversicherung, für die einige Versicherer bereits voll auf KI setzen. Das Ziel: den gesamten Prozess von der Schadenerfassung bis zur Auszahlung vollständig zu digitalisieren, um so die Bearbeitungszeit zu halbieren. Das ist ein idealer Case, um Vertrauen zur Kundschaft aufzubauen: Seit Corona ist die Zahl der Haustierbesitzerinnen und -besitzer beträchtlich gestiegen. Gleichzeitig ist die Beziehung vieler Deutscher zu ihrem Tier häufig sehr emotional. Registrieren Kundinnen und Kunden hier sichtbare Fortschritte, kann das in naher Zukunft auch dem Kerngeschäft zugutekommen – sowohl in technischer Hinsicht als auch in der Reputation.

Der EU AI Act als Katalysator?

Doch wie gelingt es darüber hinaus, Trusted AI umfassend im Geschäftsmodell eines Versicherers zu implementieren? Und wie gelingt es wiederum, dies auch der Kundschaft erfolgreich zu vermitteln?

Abhilfe kann der EU AI Act schaffen, der seit August 2024 rechtskräftig ist. Ob er zu einer europäischen Erfolgsgeschichte wird, hängt jedoch von den Anwenderinnen und Anwendern ab: Erkennen Versicherer darin nur eine regulatorische Pflichtübung? Oder die Chance, sich strategisch aufzustellen und sich von internationalen Marktteilnehmern abzusetzen? Ist Letzteres der Fall, könnte sich die EU-Verordnung auch im Versicherungssektor als Hebel für die Professionalisierung der KI-Nutzung erweisen.

Der AI Act ist somit notwendig, um KI nachhaltig und ethisch vertretbar im Versicherungssektor einzusetzen. Gleichzeitig ist dessen Anwendung und Umsetzung nur der erste Schritt. Assekuranzen sind gerade dabei, individuelle, ihrem spezifischen Geschäftsmodell entsprechende Lösungen zu finden. Einige Versicherer haben bereits präventive Maßnahmen ergriffen: Ethik-Richtlinien und -Boards sollen den verantwortungsvollen Umgang mit KI sicherstellen. Überwachungs- und Bewertungsprozesse dienen der frühzeitigen Erkennung potenzieller Risiken. Auch in Bezug auf Compliance, Erklärbarkeit und Transparenz wurden von einigen bereits Maßnahmen ergriffen.

Kohärenz für Vertrauen: Von Einzelmaßnahmen zur Strategie

All das sind Einzelmaßnahmen. Diese in eine unternehmensweite Strategie einzubetten und miteinander in ein sinnvolles Verhältnis zu setzen, ist – wie oben angedeutet – eine der größten Herausforderungen für Versicherungsunternehmen in den kommenden Monaten. KPMG hat dafür das KPMG Trusted AI Framework erstellt, das bei der sicheren und nachhaltigen Umsetzung von KI in der Praxis unterstützt. Gleichzeitig sollte ein wichtiger Aspekt nicht vergessen werden: das Enablement der Belegschaft. In diesem Bereich gibt es noch Luft nach oben: Schulungen und Seminare schaffen die Voraussetzungen, um eine umfassende KI-Kompetenz, wie sie der EU AI Act auch verlangt, im Unternehmen zu etablieren. Ebenso zentral ist jedoch eine positive KI-Kultur.

Mitarbeitende sollten ein echtes Interesse aufbringen und sich für die neuen Möglichkeiten begeistern. Denn am Ende sind sie es, die neue KI-Dienstleistungen gegenüber den Kundinnen und Kunden verständlich machen. Trusted AI steht und fällt also mit den Menschen, die sie bedienen, und den Menschen, die ihr vertrauen. Und dieses Vertrauen will verdient sein.

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Ein Artikel von
Fabian Bohnert