AssCompact suche
Home
Assekuranz
29. Januar 2020
Wohin geht die Privathaftpflicht?

2 / 2

Wohin geht die Privathaftpflicht?

InsurTechs erhöhen die Vielfalt

Aber ist es überhaupt notwendig, den Produktkern mit neuen Leistungen zu verändern? Anscheinend nicht, denn neue Akteure wie lemonade agieren genau entgegengesetzt zu den klassischen Versicherungshäusern. Das PHV-Produkt von lemonade bietet beispielsweise ein sehr abgespecktes Leistungsspektrum. Hier fehlen viele etablierte Standards im Versicherungsschutz, darunter das Halten von Kleintieren, das Hüten von Hunden und Pferden, Mietsachschäden am Inventar der Reiseunterkunft, Vermögensschäden und Vorsorgeversicherung.

InsurTechs entwickeln Produkte nach eigener Aussage so, wie es Kunden wünschen. Smart, einfach abschließbar und verständlich, so lautet die Devise. Ein reduziertes Leistungsspektrum soll die Antragsstrecke ebenso wie die Schadenbearbeitung einfach und vor allem schneller machen. Doch ganz so einfach ist es leider nicht. Durch verständliche Sprache und schlanke Abschlussprozesse kann eine reduzierte Produktqualität schnell aus dem Blick geraten. Das schlägt sich aber in unseren Produktbewertungen nieder. Die Produkte mancher InsurTechs fallen schlichtweg in der Qualitätsprüfung durch. Zudem könnte durch geringe Limits das Kundenvertrauen in die PHV oder den Versicherungsschutz im Allgemeinen leiden. Verbraucher können den Unterschied zu dem inzwischen etablierten hohen Leistungsniveau nicht auf Anhieb erkennen. Daher setzen auch längst nicht alle neuen Anbieter auf diese Ausdünnungsstrategie. Unkomplizierte Schadenabwicklung ist sicher ein Wert für sich, aber Verbrauchern muss vorher klar sein, wenn der Preis dafür Einbußen in der Leistungserstattung sind.

Social oder Smart?

Trotz aller Kritik – die neuen Tarife treffen den Nerv ihrer Zielgruppe. InsurTechs bringen ein unerschöpfliches Potenzial für disruptive Ideen mit. Klassische Anbieter bekommen die Auswirkungen zu spüren. Denn wenn Produktentwicklung nur auf Verbesserung von Qualität und Leistung abzielt, entsteht ein Vakuum. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist die Qualität so hoch, dass ein Produkt für zu wenige Kunden erschwinglich ist – das Beispiel Berufsunfähigkeit lässt grüßen.

Der Kampf um Kunden nimmt gerade erst richtig an Fahrt auf. Lautet die entscheidende Frage Social Insurance oder Smarte Abschluss- und Leistungsprozesse? Gefragt sind jedenfalls echte Mehrwerte und spürbare Zusatznutzen, die in die Lebenswelt der Kunden passen. Aber bitte mit Transparenz der Inhalte. Wir sind gespannt auf die Entwicklung. Bis dahin beobachten wir für Sie weiterhin den Markt und die Qualität der Produkte und halten Sie auf dem Laufenden – versprochen.

Den Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 01/2020 auf Seite 42 f. und in unserem ePaper.

Lesen Sie außerdem zum Thema Haftpflicht: 

"Privathaftplicht ist nicht gleich Privathaftpflicht"

Bild: © magele-picture – stock.adobe.com

Seite 1 Wohin geht die Privathaftpflicht?

Seite 2 InsurTechs erhöhen die Vielfalt

 
Ein Artikel von
Michael Franke

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Erwin Daffner am 02. Februar 2020 - 21:53

Warum schließt eine Gefälligkeitsleistung einen Schadenersatzanspruch nach BGB § 823 aus?
Warum verstößt die Neuwertentschädigung nicht gegen das Bereicherungsverbot?