Wie haben die Kunden auf dich reagiert?
Ganz unterschiedlich. Manche fanden mich sympathisch, andere dachten wahrscheinlich: „Was will der junge Kerl hier?“ Gerade auf dem Land ist man skeptisch, wenn ein Mitt-20er plötzlich Geschäftsführer ist. Einige hielten mich für arrogant. Andere waren offen und haben mich unterstützt. Im geschäftlichen Umfeld war es einfacher, im Privatkundengeschäft herausfordernder.
Du hast gesagt, du hattest auch keine Strukturen im Unternehmen. Was meinst du damit konkret?
Vieles lief nach dem Prinzip „Gib’s der Sekretärin, die macht das schon.“ Es gab keine klaren Prozesse, keine einheitliche Arbeitsweise. Ich musste komplett von vorn anfangen: Wie organisieren wir Onlineberatung? Wie nutzen wir das Maklerverwaltungsprogramm effizient? Wie verteilen wir Aufgaben, wie wird rückgemeldet? Heute arbeiten wir daran, feste Leitplanken zu schaffen, die auch neue Mitarbeitende verstehen und anwenden können.
Du hast vorhin erwähnt, dass du jetzt nicht mehr allein arbeiten möchtest. Was bedeutet das für dich?
Ich arbeite gern im Team. Mir geht’s nicht nur darum, selbst erfolgreich zu sein, sondern gemeinsam mit anderen etwas aufzubauen. Ich freue mich, wenn andere im Team aufblühen. Ich wünsche mir ein Büro, in dem gelacht wird, in dem man sich gegenseitig unterstützt und gern zur Arbeit kommt. Deshalb ist einer meiner nächsten Schritte, neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen und sie gut einzubinden.
Wie bereitest du dein Unternehmen auf Wachstum vor?
Der Schlüssel ist für mich: Struktur. Wir schaffen aktuell Standards, definieren unsere Werte, und überlegen, wie wir sie leben können. Das betrifft sowohl die Kommunikation mit Kunden als auch unsere internen Prozesse. Nur so kann ich Aufgaben wirklich abgeben – und das ist notwendig, wenn wir weiter wachsen wollen.
Gibt es für dich ein langfristiges Ziel? Oder sogar eine Exit-Strategie?
Schwer zu sagen. Ich will das Unternehmen erst mal so aufbauen, wie ich es mir vorstelle. Wenn das irgendwann geschafft ist, kann ich neu überlegen. Vielleicht bleibt das Unternehmen dann mein Lebensprojekt – vielleicht verkaufe ich es irgendwann. Aber heute geht’s darum, etwas Eigenes zu schaffen, das funktioniert, Spaß macht und Sinn ergibt.
Rückblickend: Was hast du in den letzten drei Jahren gelernt?
Ich habe gelernt, wie man ein Geschäft führt, wie man mit Unsicherheit umgeht, wie man Verantwortung übernimmt. Ich habe gelernt, mich durchzubeißen, ohne genau zu wissen, wie es ausgeht. Und ich habe gelernt, dass man sehr viel schaffen kann, wenn man sich selbst nicht im Weg steht. Ich bin zwar noch lange nicht da, wo ich hin will – aber ich habe verstanden, wie ich dort hinkomme.
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Seite 1 „Plötzlich hatte ich eine Firma – und keine Ahnung“
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