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7. Juli 2022
Wie nachhaltig sind überhaupt die Versicherer aufgestellt?

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Wie nachhaltig sind überhaupt die Versicherer aufgestellt?

Nachhaltigkeit gilt als Buzzword der Stunde. Nahezu alle Versicherer haben mittlerweile nachhaltigen Versicherungsschutz in Kombination mit „grünen“ Anlagemöglichkeiten im Produktportfolio. Doch wie nachhaltig sind denn überhaupt die Versicherer selbst aufgestellt? Der aktuelle ESG-Report von Franke und Bornberg hat die Antworten.

Die Nachhaltigkeitswende in der Versicherungswirtschaft sollte nicht nur durch die Entwicklung „grüner“ Versicherungs- und Kapitalanlageprodukte für Kunden, sondern auch durch die Umstellung des Versichererbetriebs selbst geschehen. Für ein eigenes nachhaltiges Handeln stehen der Assekuranz mehrere Hebel zur Verfügung, die beim Strom- und Wasserverbrauch im eigenen Betrieb beginnen und sich über Mitarbeiterorientierung, Kapitalanlagestrategien und Ausschlüsse bis hin zum Nichtversichern bestimmter Branchen fortsetzen. Für den aktuellen ESG-Report 2022 hat das Analysehaus Franke und Bornberg zum zweiten Mal deutsche Erstversicherer nach diesen und weiteren Aspekten von Nachhaltigkeit untersucht. 26 Versicherer und damit drei mehr als im Vorjahr beteiligten sich an der Untersuchung. Betrachtungszeitraum war das Jahr 2020. „Der Klimawandel betrifft uns nicht erst morgen. Schon heute sind wir mittendrin in der entscheidenden Dekade. Laut Weltklimarat IPCC können nur noch drastische Emissionsminderungen und drei- bis sechsmal höhere Investitionen helfen, unter dem 1,5-Grad-Limit zu bleiben. Die Finanz- und Versicherungsbranche kann dabei einen wesentlichen Beitrag leisten“, erläutert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Impulsgeber für den ESG-Report.

Rahmenbedingungen der Analyse

Ob Papier, Wasser, Energie, Abfall oder Dienstreisen – der aktuelle ESG-Report von Franke und Bornberg listet wieder zahlreiche Detailwerte auf. Für eine verbesserte Vergleichbarkeit wurden die Angaben als Vollzeitäquivalente abgefragt (FTE: Full Time Equivalent). Aber nicht immer beziehen die Unternehmen alle Standorte bei ihren Angaben ein, geben die Analysten zu bedenken. So blieben gerade ausgelagerte oder an Dienstleister vergebene Aufgaben wie Kantine, Haustechnik und Fuhrpark oft unberücksichtigt. Das führt unter den Versicherern zu Verwerfungen, wie der Bericht betont. So reiche etwa die Bandbreite beim Wasserverbrauch je nach Unternehmen von 2,3 Kubikmetern pro FTE bis hin zu 20,25 Kubikmetern pro Jahr.

Große Spannbreite beim Stromverbrauch

IT, Beleuchtung und auch die Heizung benötigen eine große Menge Strom. Daher ist der erste Untersuchungsaspekt die Höhe des Stromverbrauchs der Versicherer. Als Referenzwert zieht der ESG-Report den Durchschnittsverbrauch eines Ein-Personen-Haushaltes in Deutschland in Höhe von rund 2.500 Kilowattstunden (kWh) heran, der für eine nachhaltige Ausrichtung vom jeweiligen Versicherer nicht überschritten werden sollte. Doch von 20 Unternehmen, die Angaben hierzu lieferten, schaffen es gerade mal neun, unter dem Schwellenwert von 2.500 kWh zu bleiben. Ein Ausreißer kommt sogar auf mehr als das zwanzigfache des Durchschnittsverbrauchs.

 

Wie nachhaltig sind überhaupt die Versicherer aufgestellt?

 

Als energiebewusst erweisen sich laut aktuellem ESG-Report die Bayern-Versicherung, DEURAG, die Bayerische, SV SparkassenVersicherung, Stuttgarter, Swiss Life, vigo, VOLKSWOHL BUND, Waldenburger und Zurich.

Das Interessante dabei: Gesellschaften mit hohem Stromverbrauch weisen häufig auch einen hohen Wasserbedarf auf. Die gleiche Beobachtung lässt sich laut Franke und Bornberg auch beim Wasser- und Heizverbrauch machen. Die Zusammenhänge zeigten, dass Nachhaltigkeit in den Unternehmen kein Zufall, sondern mittels Priorisierung innerhalb der jeweiligen Unternehmensstrategie eine Managementaufgabe sei, so die Analysten.

Homeoffice = sinkender Verbrauch?

Nun könnte man vermuten, dass die die Corona-Pandemie angesichts der Verlagerung von Bürotätigkeiten ins Home-Office Einfluss auf die Verbräuche hatte. Um dies zu untersuchen, hat Franke und Bornberg die Verbräuche pro FTE der jeweiligen Home-Office-Quote gegenübergestellt. Das überraschende Ergebnis: Die Korrelationen fielen anders aus als erwartet. Tendenziell verbrauchten demnach Versicherer mit einem hohen Home-Office-Anteil mehr Strom als Unternehmen mit einem niedrigen Anteil. Der Stromverbrauch hängt also nur wenig von der Anzahl der Mitarbeitenden vor Ort ab. Andere Faktoren wie Energiesparmaßen, aber auch die Auslagerung energieintensiver Abteilungen scheinen offensichtlich eine wichtigere Rolle bei der Höhe des Energiebedarfs zu spielen, so der Bericht.

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