Interview mit Apostolos Bibudis, Geschäftsführer der iad Deutschland GmbH
Herr Bibudis, die neue Bundesregierung hat ihre Arbeit aufgenommen. Welche der geplanten Maßnahmen aus dem Koalitionspapier sind aus Sicht der Immobilienpraxis zielführend?
Es ist zu begrüßen, dass sich die Regierung erneut zum Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr bekennt und den sozialen Wohnungsbau stärken will. Auch die angekündigten Schritte in Richtung Digitalisierung, serielles Bauen und beschleunigte Planungsverfahren sind grundsätzlich richtig – das sagt aber noch nichts über ihre Wirksamkeit aus. Denn woran es uns in Deutschland nicht mangelt, sind rationale Ziele. Gescheitert ist die Vorgängerregierung nicht am „Was“, sondern am „Wie“ – und genau hier liegt auch jetzt die zentrale Herausforderung. Geschwindigkeit, Planbarkeit und ein realistischer, praxisnaher Umgang mit Ressourcen sind entscheidender als jeder politische Slogan. Was wir brauchen, ist weniger Absichtserklärung und mehr Umsetzungskraft.
Wo bleiben Ihrer Meinung nach zentrale Punkte offen?
Ein Großteil der Maßnahmen bleibt zu abstrakt. Wir brauchen konkrete Zeitschienen, klare gesetzliche Vorgaben und vor allem ein einheitliches Verständnis von Dringlichkeit – auch auf Landes- und kommunaler Ebene. Viel zu selten wird außerdem die Rolle des Vertriebs thematisiert. Immobilienmakler:innen sind keine Randfigur des Marktes, sondern systemrelevant – gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Dass dies politisch kaum anerkannt wird, ist ein Versäumnis.
Welche Weichen muss die neue Regierung nun stellen, um den Wohnungsbau wirksam zu beschleunigen?
Die entscheidenden Hebel liegen in der Verwaltung: Bauanträge müssen digital, effizient und transparent bearbeitet werden – mit klaren Fristen und Standards. Gleichzeitig braucht es steuerliche Impulse: eine Reform der Grunderwerbsteuer, bessere Abschreibungsmöglichkeiten, Investitionsanreize für energetische Sanierungen. Und nicht zuletzt: eine stärkere europäische Perspektive. Viele Lösungen für unsere Probleme finden wir nicht im nationalen Rückspiegel, sondern in der Zusammenarbeit mit Partnerländern, die pragmatischer vorangehen.
Seite 1 „Immobilienmakler sind keine Randfigur des Marktes“
Seite 2 Abgesehen vom Wohnungsbau: Welche Prioritäten sollte die neue Bauministerin Verena Hubertz Ihrer Ansicht nach setzen?
Seite 3 Welche Maßnahmen braucht es, um die Vermittlung und Verfügbarkeit von Wohnraum unter diesen Bedingungen zu unterstützen bzw. zu vereinfachen?
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