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2. September 2020
Digitale Fitness-Tipps (7): Alltags-Barrieren digital überwinden

Digitale Fitness-Tipps (7): Alltags-Barrieren digital überwinden

In regelmäßigen Abständen analysiert Christoph Bubmann, CEO von digitransform.de, für AssCompact Fragen der Digitalisierung. Diesmal zeigt er auf, wie digitale Tools Rollstuhlfahrern dabei helfen, barrierefreie Orte zu identifizieren und wie jedermann zur Verbesserung der Dienste beitragen kann.

Die Digitalisierung und der damit verbundene technologische Fortschritt erleichtern in vielen Aspekten unser Leben. Sie können gerne einmal die Übung machen und versuchen einen Lebensbereich zu identifizieren, in dem die Digitalisierung keinen Mehrwert bringt. Wer jetzt intuitiv auf den Friedhof getippt hat, googeln Sie mal „Wiener Friedhöfe digital“ – Sie werden überrascht sein.

„Analoge Barrieren“ dagegen, denen Rollstuhlfahrer tagtäglich ausgesetzt sind, kann die Digitalisierung nicht überwinden. Aber auch hier gibt es digitale Hilfe.

Neulich hatte ich mit einer Rollstuhlfahrerin zu tun, die ganz selbstverständlich Google Maps nutzt. Ich war recht verdutzt und sie hat mir gezeigt, welche Informationen für sie relevant sind. Wie verhält es sich mit den baulichen Gegebenheiten am Zielort? Ist der Eingang ebenerdig oder gibt es eine extra Rampe für Rollstuhlfahrer? Sind die Gänge innerhalb des Restaurants breit genug, um mit dem Rollstuhl entsprechend navigieren zu können?

Ins Unternehmensprofil auf Google My Business eintragen

Google Maps kann bei diesen Fragen weiterhelfen. Seit Jahren erfasst der Service, ob es Einschränkungen beim Erreichen bestimmter Orte gibt. Seit kurzem werden die Angaben zur Barrierefreiheit bei Google noch präsenter angezeigt. Geschäftsinhaber können direkt in ihrem Google-Profil Angaben zur Barrierefreiheit machen (Gehen Sie auf Google My Business → Unternehmensprofil verwalten). Auch die Nutzer können mithelfen und dazu Informationen veröffentlichen. Über die Google Suche auf den Unternehmenseintrag gehen → Über → Diesen Ort beschreiben → Aussagen über rollstuhlgerechte Sitzgelegenheiten, Eingang, Parkplatz und WC eingeben.

Klare Aussage zur Barrierefreiheit

In den App Einstellungen von Google Maps lässt sich demnächst auch einstellen, ob die Informationen zur Barrierefreiheit zentral angezeigt werden sollen. Ist der Button für Barrierefreiheit aktiviert, fokussiert die App diese wichtige benutzerdefinierte Einstellung. Ein Symbol zeigt sofort, ob ein Ort als barrierefrei angegeben ist. Ist das Symbol durchgestrichen, haben die Besitzer explizit angegeben, dass es keine Barrierefreiheit gibt. Google hat diese Funktion bereits in einigen Ländern implementiert und wird dies nach und nach weltweit einführen. Dann wird die Funktion bald auch in Deutschland verfügbar sein. Aber auch jetzt schon können Sie Online-Kartendienste, die den Fokus auf die Barrierefreiheit legen, in Deutschland nutzen.

 

 Alltags-Barrieren digital überwinden

 

Eine App mit Ampelsystem

Die App „wheelmap“ stellt Karten mit rollstuhlgerechten Orten zur Verfügung. Entwickelt wurde sie vom Berliner Verein SOZIALHELDEN e. V., der sich seit 2004 für die Sichtbarkeit und Belange von Menschen mit Behinderungen einsetzt. Dabei werden die Orte mithilfe eines Ampelsystems in die Kategorien „voll rollstuhlgerecht“, „teilweise rollstuhlgerecht“, „nicht rollstuhlgerecht“ und „unbekannte Rollstuhlgerechtigkeit“ unterteilt. Die Anwendung ist als App und als Browser-Website verfügbar. Man kann die Orte selbst bewerten und einschätzen, Bilder hochladen, den Ort in den sozialen Netzwerken teilen und an Freunde verschicken oder in anderen Kartenanwendungen öffnen z. B. OpenStreetMap oder Bing Maps. Eine Navigation, um von A nach B zu gelangen, findet nicht statt.

Unter dem Hashtag #MapMyDay motiviert der Verein, ein „Mapping Event“ zu organisieren. Gemeinsam mit Freunden und Bekannten kann der eigene Wohnort in wheelmap mit Fotos und Informationen über die Rollstuhlgerechtigkeit vervollständigt werden. Der Hashtag kann in allen sozialen Medien (z.B. Twitter oder Instagram) genutzt werden, um mit Bildern, Videos und Text auf die Events aufmerksam zu machen. Jede Person kann teilen, welche Orte gescannt und eingetragen wurden und die Beiträge mit dem Hashtag kennzeichnen. Ich finde, eine tolle Idee, die man auch gut mit Jugendlichen umsetzen kann.

Laden Sie sich die App doch gleich mal runter und dokumentieren Sie Ihren Weg beim nächsten Stadtbummel oder Spaziergang. Es wird sicherlich jemandem in Zukunft weiterhelfen!

Über den Autor

Christoph Bubmann ist CEO von www.digitransform.de. Sein Ziel ist es, mit seinem Team digitale Zusammenhänge so zu vermitteln, dass jeder sofort den persönlichen Nutzen erkennt und Neugier entwickelt, selbst weiterzumachen. Denn wer einen persönlichen Nutzen erkennt, ist bereit, sein eigenes Verhalten zu verändern.

Bild: © Ms VectorPlus – stock.adobe.com

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