Die DKM 2022 bringt nach zwei coronabedingt außergewöhnlichen Leitmesse-Jahren die Finanz- und Versicherungsbranche wieder persönlich in Dortmund zusammen. Nach der Begrüßung und Eröffnung durch Konrad Schmidt, den Geschäftsführer des DKM-Veranstalters bbg Betriebsberatungs GmbH, gehörte die Bühne der Speaker’s Corner am Mittwochmorgen der bereits als „Elefantenrunde“ bekannten Diskussionsveranstaltung von Vorständen über die aktuelle Situation der Versicherer. Unter der bewährten Moderation von Dr. Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen, tauschten sich diesmal Dietmar Bläsing (Sprecher der Vorstände, VOLKSWOHL BUND Versicherungen), Zeliha Hanning (Vorstandsvorsitzende, Württembergische Versicherung AG), Dr. Christopher Lohmann (Vorstandsvorsitzender, HDI Deutschland AG) und Frank Sommerfeld (Vorstandsvorsitzender, Allianz Versicherungs-AG) zum weit gefassten Themengebiet „Versicherer in der Zeitenwende: Neue Risiken und alte Herausforderungen“ aus.
Standortbestimmung: humanitäre, ökonomische und strategische Herausforderungen
Direkt zum Einstieg, als Moderator Surminski die Diskussionsteilnehmer um eine Standortbestimmung in Sachen Herausforderungen bat, stellte Bläsing in seinem Statement Versicherungsmakler und Berater in den Mittelpunkt, deren wichtige Aufgabe es nun sei, den Kunden zu vermitteln, dass ganz besonders in einem solch schwierigen Umfeld wie dem momentanen, die Vorsorge dringend nötig sei und warum es sich lohne, in die eigene Zukunft zu investieren.
Lohmann nannte im Anschluss gleich drei Herausforderungen. Die humanitäre, die ökonomische und die strategische: Aufgrund des Krieges gegen die Ukraine machten sich viele Sorgen und Zukunftsängste in der Bevölkerung breit, viele Versicherungskunden sähen sich zu weitreichenden finanziellen Entscheidungen gezwungen. Die derzeitige Inflation übe zudem vor allem auf die Sachversicherung einen sehr großen Druck aus, dem es standzuhalten gelte. Und nicht zuletzt gelte es, in einer möglichst ausbalancierten Art und Weise auf die aktuellen Entwicklungen wie den Klimawandel und die Digitalisierung zu reagieren. Hanning pflichtete ihren Vorrednern bei und betonte zusätzlich die Cybersicherheit, die mehr in den Fokus gerückt werden müsse. Beipflichtende Worte kamen auch von Sommerfeld, der besonders herausstellte, dass sich die Branche vor allem anpassungsfähig zeigen müsse.
Vermeidung von Unterversicherung im Blick behalten
Anknüpfend an die Zukunftsängste und eventuell anstehenden finanziellen Entscheidungen der Kunden, die er zu Anfang angesprochen hatte, bekräftigte Lohmann daraufhin nochmals, dass die Vermittler nun aufgerufen seien, ganz besonders an der Seite der Kunden zu stehen und die gewünschten oder notwendig werdenden Anpassungen des Versicherungsschutzes aktiv, mit Bedacht und guter Beratung zu begleiten. Dabei sei es aber auch wichtig, im Blick zu behalten, dass kein Kunde in eine Unterversicherungssituation rutsche. Natürlich seien aber auch die Versicherer angehalten, die Kunden zu entlasten. Als Beispiel hierfür nannte Lohmann etwa unkomplizierte Beitragsstundungen während der Corona-Pandemie.
„Je schwieriger die Zeiten, desto höher der Beratungsbedarf. Deshalb gehen Sie jetzt raus, überprüfen Sie den Versicherungsschutz Ihrer Kunden und weisen Sie gezielt darauf hin, was in der jeweils individuellen Kundensituation angesagt ist“, ermutigte Bläsing die ungebundenen Vermittler in der Speaker’s-Corner-Zuhörerschaft.
Aktuell (noch) keine Kündigungswelle in Sicht
Und wenn sich herausstellt, dass das Geld für den Versicherungsschutz doch nicht mehr ganz reicht? Auf Surminskis Frage nach den Stornos, kam aus der Diskussionsrunde das einhellige Feedback, die Stornoquote sei stabil, man erlebe aktuell (noch) keine Kündigungswelle – obgleich die Google-Anfragen nach „Versicherung kündigen“ stark zugenommen hätten, wie Sommerfeld bemerkte. Eventuell sei im Moment der Kostendruck von anderer Seite, speziell vonseiten der Energieversorger, so akut, dass die Kunden sich zunächst darum zu kümmern hätten, mutmaßte der Allianz-Vorstandsvorsitzende.
Hanning erwähnte, sie rechne mit einer Wettbewerbsintensität zum Jahresende, vor allem im Kfz-Bereich. Auf Surminskis Nachfrage hin, ob dieser verstärkte Kfz-Wettbewerb, gerade auch mit den Vergleichern, den Maklerversicherern schade, stand dann sofort wieder die Wichtigkeit einer qualitativ hohen Beratung im Raum: Sommerfeld zeigte sich überzeugt, dass die Kunden gerade in Zeiten der Unsicherheit einen starken, verlässlichen Partner an ihrer Seite wünschten und Hanning bekräftigte, dass es vor allem den Gewerbekunden eben nicht so sehr auf den Preis, als vielmehr auf die Qualität von Beratung und Kommunikation ankomme.
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