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29. Januar 2022
Digitalisierung Vertrieb: „Entscheidend sind immer mehr die Prozesse“

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Digitalisierung Vertrieb: „Entscheidend sind immer mehr die Prozesse“

Digitalisierung Vertrieb: „Entscheidend sind immer mehr die Prozesse“

Die Aussage überrascht, eigentlich fordern Makler gerne einen einheitlichen Zugang zu mehreren Versicherern.

Letztendlich entscheidet dies der Vertriebspartner. Natürlich könnte man sagen, eine einheitliche Lösung mit mehr Normen und Standards wäre für alle besser. Für die Versicherer ist das ein Wettbewerb, den man nicht unbedingt haben müsste, weil es ein teures Spiel ist. Aber die Realität ist, wie sie ist. Der Markt ist heterogen, das Angebot von MVPs, von Pools oder von Vertrieben ist bunt. Und auch das führt dazu, dass Vertriebspartner sich entschließen, weiter den direkten Weg zum Versicherer zu suchen.

Wir arbeiten deshalb weiter an diesen Themen, aber die Gothaer unterstützt eben auch die Felder Normung und Vereinheitlichung. Mir persönlich ist das sehr wichtig, weil es die Voraussetzung dafür ist, dass die Digitalisierung der Branche zum Erfolg wird.

Welche nächsten Schritte plant dann die Gothaer?

Im neuen PartnerPortal ist schon einiges drin, was wir uns vorgenommen haben. Wir werden sukzessive und am Bedarf unserer Vertriebspartner die Services weiter ausbauen. Mit Blick auf das Portal sind wir zunächst noch auf das Feedback gespannt.

BiPRO bleibt des Weiteren Priorität auf unserer Roadmap. Wir werden im nächsten Jahr dann weitere Normen umsetzen. Im Bereich der 430er.4UC-Norm stehen die Themen Gewerbe und Kfz ganz oben auf der Agenda. Auch da werden wir tagaktuelle Bestands- und Ereignisdaten plus Dokumente zur Verfügung stellen.

Ein wichtiges Thema ist für uns auch die digitale Risikoprüfung. Ich bin sicher, dass wir da in den nächsten Jahren noch weitere Schritte in der Branche sehen.

Sie sind langjähriger Vertriebsvorstand. Hätten Sie irgendwann mal gedacht, dass Sie sich mit Digitalisierung auseinandersetzen müssen?

Ja, wenn Sie mich so fragen, hat die Digitalisierung große Auswirkungen auf meinen Job. Digitalisierung und Database-Marketing waren mir aber eigentlich seit Beginn meiner Tätigkeit immer wichtig. Ich glaube, das erste Digitalisierungsprojekt hatte ich Mitte der 1990er. Ich beschäftige mich also schon sehr lange mit diesen Themen.

Die Digitalisierung hat aber stark an Bedeutung gewonnen. Wir reden immer noch über Vertrieb, aber eben über digitale Prozesse im Vertrieb oder für den Vertrieb. Der entscheidende Faktor ist, wie weit man in der Lage ist, sich auf die Geschäftsprozesswelt des Partners einzustellen und dort auch die Daten bereitzustellen.

Wo wir beim Stichwort „Daten“ sind: Wir werden künftig alle mehr aus Daten lernen müssen, um Services besser machen zu können. Aus diesen Daten zu lernen, das ist natürlich im Vertrieb elementar.

Die Corona-Pandemie gilt als Beschleuniger in der Digitalisierung. Verändert die Pandemie Ihre Pläne?

Anfangs hat die Pandemie unsere Pläne massiv beeinflusst, insbesondere in der eigenen Organisation. Im Maklerbereich lief die Umsetzung der digitalen Prozesse aber natürlich schon weit vorher an.

Die Pandemie hat aber auch gezeigt, dass Digitalisierung allein nicht die Zukunft sein wird. Die persönliche Beratung hat in den letzten Monaten noch einmal massiv an Bedeutung gewonnen. Insbesondere dort, wo es um komplexere Absicherungssysteme geht. Die Menschen sind dankbar, einen physischen Ansprechpartner zu haben. Kundinnen und Kunden wollen auch nicht den ganzen Tag am Bildschirm sitzen, sie wünschen sich den Kontakt mit echten Menschen und menschliche Kompetenz.

Die Pandemie ist insofern ein Treiber der Digitalisierung, aber auch die Bestätigung für den hybriden Ansatz, künftig für Kundinnen und Kunden digital und persönlich ansprechbar zu sein.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 01/2022, S. 28 f., und in unserem ePaper.

Bild: © RoBird – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Oliver Brüß