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18. März 2024
Zukunft der Mobilität: Versicherer müssen ran an die Daten

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Zukunft der Mobilität: Versicherer müssen ran an die Daten

Steigende Kosten machen zusätzlich Druck

Parallel dazu steigen die Kosten für Kfz-Versicherer stark an: Laut dem deutschen Branchenverband GDV stehen jedem Euro Einnahmen etwa 1,10 Euro Ausgaben gegenüber. Das ist vor allem durch hohe Kosten begründet, die im vergangenen Jahr stärker gewachsen sind als die Einnahmen (6,7% Beitragswachstum und 12,7% Kostensteigerung).

Diese Kostensteigerung ist vor allem auf höhere Reparaturkosten zurückzuführen, die seit 2013 ein Gesamtwachstum von mehr als 70% aufweisen (die Inflation beläuft sich auf insgesamt plus 27,6% für diesen Zeitraum). Das wiederum ist laut dem GDV auf ein im Designschutz begründetes – Zitat – „Quasi-Monopol für sichtbare Ersatzteile“ zurückzuführen, dem der Gesetzgeber erst ab 2045 begegnet. Mit weiter steigenden Kosten ist also zu rechnen. Auch der Trend hin zur Elektromobilität und zum Kauf von Elektroautos wird die Kosten offensichtlich zumindest kurzfristig nicht senken – momentan liegen die Reparaturkosten für E-Autos ungefähr ein Drittel über denen herkömmlicher Verbrenner.

Versicherer müssen somit andere, neue Wege beschreiten, um sich von Konkurrenten abzuheben und ein am Markt einzigartiges Angebot zu machen.

Datengetriebenes Geschäftsmodell ist alternativlos

Um sich in einer auf absehbare Zeit vollständig vernetzten Automobilwirtschaft als unentbehrlicher Teil der Wertschöpfungskette zu positionieren, führt für Ver­sicherer kein Weg an einem datengetriebenen Geschäftsmodell vorbei.

Der Zugang zu diesen Daten war lange nicht einfach zu erlangen, da die großen, marktbeherrschenden Autohersteller (OEMs) diese ungern mit anderen teilen. Das wird sich nun dank des EU Data Acts ändern. Das Gesetz regelt die Nutzung der Daten zwischen Unternehmen, Nutzern oder Behörden. Er gibt die Kontrolle über die Daten vollständig in die Hände der Nutzer – diese können dann individuell entscheiden, welche Partei mit ihren Informationen arbeiten darf.

In der Praxis bedeutet das für Versicherer viele Veränderungen und Anstrengungen – die technischen Schnittstellen zu den Herstellern und zu nachgelagerter Infrastruktur sind noch gar nicht vorhanden. Außerdem müssen Kunden der Verarbeitung ihrer Daten weiterhin zustimmen. Am Beispiel des Telematik-Marktes zeigt sich jedoch, dass insbesondere deutsche Kunden Vorbehalte haben, wenn es um die Verwendung ihrer Daten geht. Versicherer müssen hier viel transparenter werden und die Verwendung ihrer Daten gut erklären.

Der EU Data Act ist eine große Chance für Versicherer – sollten sie diese nicht nutzen, drohen sie zu austauschbaren Risikoträgern degradiert zu werden. Das Fazit lautet daher: Einige Marktveränderungen für Versicherer sind offenkundig – andere laufen eher unter dem Radar, werden aber mindestens so mächtig sein. Die Ambitionen der OEMs im Versicherungsmarkt werden Kfz-Versicherer unter enormen Entscheidungsdruck setzen. Der Weg steuert auf eine Gabelung zu: sich durch ein ambitioniertes, datengetriebenes Geschäftsmodell unentbehrlich zu machen – oder peu à peu an Bedeutung zu verlieren.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © vegefox.com - stock.adobe.com; Grafik: © KPMG

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