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Start-up für Altersvorsorge stellt Insolvenzantrag

Das Altersvorsorge-Start-up Vantik hat einen vorläufigen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen, dessen CEO einst den Tod vermittlerbasierter Vertriebsstrukturen prognostiziert hatte, sucht nun nach neuen Investoren. Zuvor war eine Finanzierungsrunde gescheitert.

Das deutsche Start-up Vantik hatte sich zum Ziel gesetzt, die Altersvorsorge mobil zu machen. Zu diesem Zweck brachte das Unternehmen eine Kreditkarte auf den Markt, deren Cashback automatisch in Fonds investiert wurde.

Finanzierungsrunde geplatzt

2018 hatte CEO Til Klein anlässlich der Neuausrichtung des unternehmenseigenen Vantik-Fonds das Sterben der vermittlerbasierten Vertriebsstrukturen prognostiziert. Nachdem unternehmenseigenen Angaben zufolge, eine geplante Finanzierungsrunde überraschend geplatzt war, musste Vantik nun einen vorläufigen Insolvenzantrag stellen.

Suche nach neuen Investoren

Vantik gibt an, dass der Geschäftsbetrieb in vollem Umfang fortgesetzt wird. Das Ziel sei es, das Unternehmen zu sanieren. Im Augenblick arbeite man mit Hochdruck daran, Vantik gemeinsam mit neuen Investoren aus der Insolvenz herauszuführen. (tku)

Bild: © Alexander Limbach – stock.adobe.com

 

Neobroker Trade Republic nun 5 Mrd. Euro wert

Trade Republic hat eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen. Das deutsche FinTech trotzt dem aktuell schwierigen Marktumfeld und ist nun 5 Mrd. Euro wert. Der Neobroker gelangt damit in Schlagweite zu seinem US-amerikanischen Konkurrenten Robin Hood.

Wenn es um Fondsprodukte geht, sehen sich Vermittler seit einigen Jahren zunehmend der Konkurrenz durch „Do it yourself“-Investoren ausgesetzt. Die gab es zwar auch schon vorher, das Aufkommen der Neobroker mit ihren niedrigen Ordergebühren und kostenfreien Sparplanausführungen hat diesen Trend jedoch weiter beschleunigt.

Trade Republic mit Bewertung von 5 Mrd. Euro

Das Schwergewicht am deutschen Neobroker-Markt, Trade Republic, meldet nun, dass es seine Bewertung im Rahmen einer aktuellen Finanzierungsrunde weiter steigern konnte. Demnach kommt der Branchenführer mittlerweile auf einen Unternehmenswert von ungefähr 5 Mrd. Euro.

Marktumfeld herausfordernd

Noch im Mai 2021 erreichte Trade Republic im Rahmen seiner vorherigen Finanzierungsrunde nur eine Bewertung von 4,3 Mrd. Euro. Diese Steigerung innerhalb eines Jahres mag für ein junges FinTech nicht herausragend erscheinen. Jedoch muss bei der Betrachtung der Zahlen bedacht werden, dass die Erholung nach dem Corona-Crash 2020 einen Boom bei den Neobrokern ausgelöst hatte. Dieser Boom erhielt 2022 aufgrund verschiedener Faktoren einen Dämpfer. Einen Dämpfer, der sich auf die Bewertung des deutschen FinTechs jedoch nicht maßgeblich ausgewirkt hat. So sagt auch Christian Hecker, einer der Gründer von Trade Republic: „Die Verbesserung unserer Bewertung ist in Anbetracht des aktuellen Marktumfelds ein echter Beweis für unsere Fortschritte in den letzten zwölf Monaten und zeigt das riesige Potenzial.“

US-Konkurrent mit massiven Einbußen

Zum Vergleich: Der US-amerikanische Neobroker Robinhood, der als Vorbild für Trade Republic gilt, kam 2021 noch auf einen Börsenwert von 45 Mrd. US-Dollar. Mittlerweile steht das schwer unter die Räder gekommene Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 7,2 Mrd. Euro bzw. 7,6 Mrd. US-Dollar kaum noch besser da als der deutsche Konkurrent, wie einer Auswertung des Branchendienstes finanz-szene.de entnommen werden kann.

Vergleichbare Bewertung trotz deutlich weniger Kunden

Hinzu kommt, dass Trade Republic aktuell eine drastisch niedrigere Kundenzahl aufweist als Robinhood. Beim deutschen FinTech wird von zwei bis drei Millionen Kunden ausgegangen, wohingegen der US-Neobroker auf knapp 23 Millionen Nutzer kommt. Dieser Unterschied bei den Nutzerzahlen setzt die Bewertung in ein ganz anderes Licht und offenbart die Wachstumspotenziale des deutschen FinTechs.

Unsicherheit durch EU-Regulierungsbestreben

Dem weiteren Wachstum bei Trade Republic könnte allerdings ein Verbot des Rückvergütungsmodells „Payment for Orderflow“ in die Parade fahren. An einem derartigen Verbot wird gerade auf EU-Ebene gearbeitet. Deutschland hat sich gegen das Verbot positioniert (AssCompact berichtete). Mittlerweile hat auch die BaFin zu verstehen gegeben, dass Payment for Orderflow nicht zwingend zu Nachteilen für Verbraucher führt, wie hier nachzulesen ist. Ob das Rückvergütungsverbot dennoch kommt, ist aktuell noch unklar. (tku)

Bild: © OrthsMedien – stock.adobe.com

 

Nur wenige Deutsche verbinden Geldanlage mit Nachhaltigkeit

Für viele Deutsche besitzt Nachhaltigkeit mittlerweile einen hohen Stellenwert. Doch was bereits für das Alltagshandeln gilt, trifft auf die Geldanlage bei Weitem noch nicht zu. Vermittler können bei „grünen“ Investments eine wichtige Rolle einnehmen, wie eine aktuelle Studie von Union Investment zeigt.

Nachhaltigkeit hat für die Menschen in Deutschland einen hohen Stellenwert. Zwei Drittel (67%) der im Rahmen einer Studie Befragten geben an, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist. Doch nur ein Zehntel der Befragten berücksichtigt bereits heute Nachhaltigkeit als ein entscheidendes Auswahlkriterium bei der Geldanlage. Dies geht aus einer Befragung im Auftrag der Investmentgesellschaft Union Investment hervor.

Getrennte Welten zwischen Handlung und Kapital

Geldanlage und Nachhaltigkeit werden laut Studie bislang überwiegend als getrennte Welten wahrgenommen. Während die Befragten in Bezug auf Finanzanlagen meist selbstbezogene Motive wie die Sicherung des eigenen Vermögens nennen, stehen beim Thema Nachhaltigkeit die Auswirkungen des eigenen Handelns auf Umwelt und Gesellschaft im Vordergrund. Wenig überraschend dabei: Das spontane Verständnis von Nachhaltigkeit prägen vor allem ökologische Aspekte, deutlich stärker als soziale Faktoren oder eine verantwortungsvolle Unternehmensführung. Bei Finanzanlagen dominieren dagegen nach wie vor klassische Sparziele wie der Wunsch nach Rendite und Sicherheit in Verbindung mit den Anlagemotiven Vermögensaufbau und Altersvorsorge – und damit keine umwelt- oder klimafreundlichen Motive.

Informationsdefizite als Hindernis

Die Ergebnisse der Befragung scheinen somit auf den ersten Blick nicht auf ein großes Potenzial nachhaltiger Geldanlagen im deutschen Markt hinzudeuten. Jedoch wandelt sich das Bild erheblich, nachdem die Befragten nähere Informationen zu nachhaltigen Finanzanlagen erhalten haben. Auf dieser Grundlage ist fast die Hälfte der Befragten (47%) der Ansicht, dass sich Finanzanlagen und Nachhaltigkeit gut verbinden lassen. Und 32% der informierten Befragten – ein Plus von 22% gegenüber dem ursprünglichen Anteil – geben nun an, dass sie bei der Auswahl von Finanzanlagen auf Nachhaltigkeit achten wollen. Von den Befragten sind sogar 41% zur Überzeugung gelangt, Nachhaltigkeit durch Kapitalanlagen fördern zu können. Vermittler und Finanzberater, die mittels eines Beratungsgesprächs etwaige Informationsdefizite bei potenziellen Anlegern ausräumen, können damit bei der Wahl „grüner“ Investments eine entscheidende Rolle einnehmen.

Zur Studie

Für die Studie wurden 3.500 Privatpersonen ab 18 Jahren in Deutschland befragt, die Geldanlagen (Aktien, Fonds, ETFs, Zertifikate) besitzen oder in den nächsten zwölf Monaten zu erwerben planen, mit einem Haushaltsnettoeinkommen ab 1.500 Euro. Die Befragung durch das Rheingold Institut erfolgte vom vierten Quartal 2021 bis Ende des ersten Quartals 2022. Die Validität der Ergebnisse wurde anlässlich des Krieges in der Ukraine durch eine ergänzende Nachbefragung im März 2022 geprüft und bestätigt. Die Studie ist in dieser Gruppe bevölkerungsrepräsentativ. (as)

Bild: © dehweh – stock.adobe.com

 

Greenwashing? Durchsuchung bei DWS

Im Zusammenhang mit Greenwashing-Vorwürfen ist mit Durchsuchungen der Deutsche-Bank-Zentrale und von DWS-Räumen begonnen worden. Ausgelöst wurden die Ermittlungen, die sich im Moment gegen Unbekannt richten, von Aussagen der früheren DWS-Nachhaltigkeitsbeauftragten.

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge haben Staatsanwaltschaft, Polizei und Finanzaufsicht im Zusammenhang mit Greenwashing-Vorwürfen mit einer Durchsuchung der Deutsche-Bank-Zentrale und von Räumen der Fondstochter DWS begonnen. Es sollen Angaben zu Nachhaltigkeitskriterien zu hoch angesetzt worden sein, in Sachen Umwelt- und Klimaschutz soll der Vermögensverwalter in Wirklichkeit nicht so weit fortgeschritten sein wie angegeben.

Wie tagesschau.de und Handelsblatt am gestrigen Dienstag berichten, geht es nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt um den Vorwurf des Kapitalanlagebetrugs. Die Ermittlungen liefen seit Jahresanfang und richteten sich noch gegen Unbekannt, wie Sprecherin der Staatsanwaltschaft dem Handelsblatt sagte. Bisher gebe es keine namentlich Beschuldigten.

Auslöser der Ermittlungen waren Aussagen der früheren DWS-Nachhaltigkeitsbeauftragten aus dem vergangenen Jahr. Die DWS hatte die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Ein DWS-Sprecher bestätigte laut tagesschau.de die Durchsuchungen und erklärte auf Anfrage, man habe in dieser Angelegenheit kontinuierlich und umfassend mit allen relevanten Regulierungsbehörden zusammengearbeitet und werde dies auch weiterhin tun. (ad)

Lesen Sie auch: DWS tauscht CEO aus

Bild: © Franco Tognarini – stock.adobe.com

 

ÖKOWORLD: Jahresüberschuss 2021 übersteigt Vorjahreswert

Wie die ÖKOWORLD AG mitteilt, geht ihr Jahresüberschuss für das Geschäftsjahr 2021 deutlich über denjenigen des Vorjahres hinaus, sowohl auf Einzel- als auch auf Konzernebene. Vor diesem Hintergrund gibt es eine Dividende von 2,22 Euro je dividendenberechtigter Vorzugsaktie.

Die ÖKOWORLD AG gibt für den Konzernabschlusses 2021 bekannt, dass der Jahresüberschuss auf Einzelebene 38.000.000 Euro (Vorjahr: 24.100.000 Euro) betragen wird. Auf Konzernebene wird er bei 56.800.000 Euro (Vorjahr: 37.400.000 Euro) liegen.

Umsatzanstieg in der Altersvorsorge

Einen Grund für den Anstieg des Jahresüberschusses 2021 gegenüber dem Vorjahr sieht ÖKOWORLD in einen erheblichen Umsatzanstieg in der privaten und betrieblichen Altersvorsorge. So seien die Volumina der Bestände bei den fünf ÖKOWORLD-Investmentfonds um 48% gestiegen, was u. a. auch auf den erfolgreichen Bankenvertrieb in Sparkassen und Volksbanken zurückzuführen sei.

Erhöhte Dividendenausschüttung

Vor diesem Hintergrund wird der ordentlichen Hauptversammlung 2022, die am 24.06.2022 virtuell stattfindet, die Ausschüttung einer gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöhten Dividende von 2,22 Euro je dividendenberechtigter Vorzugsaktie (Vorjahr: 1,11 Euro) und von 2,21 Euro je dividendenberechtigter Stammaktie (Vorjahr: 1,10 Euro) vorgeschlagen. (ad)

Bild: © electriceye – stock.adobe.com

 

Der Robo-Advisor – Dein Feind und Konkurrent

Robo-Advisor nehmen im Vermittlungsgeschäft eine ambivalente Rolle ein: Sie können sowohl positive als auch negative Folgen für das Vermittlungsgeschäft auslösen. Warum also ist ein Robo-Advisor Feind und Konkurrent für Vermittler? AssCompact ist dieser Frage mal nachgegangen.

Ein Beitrag von Dr. Alexander Ströhl, Redakteur AssCompact

Nur ein Klick und eine Handvoll simpler Fragen – und schon sind Anleger am Kapitalmarkt investiert. Die zunehmend beschleunigte Digitalisierung des Anlegerverhaltens und der Investmentmöglichkeiten trifft einfach den Zeitgeist – und als technologische Speerspitze der digitalen Investmentwelt gelten Robo-Advisor. Sie sind rund um die Uhr verfügbar, ihr Zugriff ist durch personalisierten Login von überall auf der Welt sichergestellt. Die Kommunikation mit einem „Robo“ verlangt auch weder nach kompliziert formulierten Mails noch nach Videocalls inklusive schwieriger Terminfindung angesichts knapper Zeit. Und außerdem: Genügt vielen Menschen – wenn überhaupt – nicht schon ein Vermögensverwalter? Wenn derjenige dann auch noch digital ist, braucht es doch keinen „menschlichen“ mehr. Welcher Anleger braucht angesichts der hippen Robo-Depots also überhaupt noch echte Menschen, die Finanzanlagen vermitteln?

Und wäre da nicht noch der Kostenfaktor! Denn wenn der Berater ins Spiel kommt, wird es nicht nur kompliziert, sondern recht schnell auch recht teuer für Anleger. Wo nämlich Finanzberater aktive Fonds verkaufen, ist die provisionsbasierte Vergütung nicht weit. Ganz anders verhält sich die Kostensituation bei einem Robo-Advisor: Hier werden häufig nur wenige Zehntelprozentpunkte gemessen am investierten Betrag pro Jahr fällig. Noch dazu erhöht sich mithilfe von Online-Vergleichsportalen die Transparenz bei den Kosten unter den verschiedenen Robo-­Anbietern beträchtlich. Der Anleger ist also imstande, sich rasch einen Marktüberblick anzueignen und kostengünstige Anbieter zu finden. Ich frage daher nochmal: Welcher Anleger braucht angesichts kostentrans­parenter und günstiger Robo-Depots überhaupt noch echte Menschen, die Finanzanlagen vermitteln?

Robo-Advisor sind immer verfügbar, einfach und günstig. Sie haben daher das Zeug, Finanzanlagenvermittler aus dem Markt zu drängen – Stichwort „kreative Zerstörung“. Etwas Neues kommt, etwas Altes geht. Das ist der Lauf der Dinge, gerade auch in einer marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaftsordnung. Daher aufgepasst: Wenn keinerlei Anpassung seitens „menschlicher Berater“ unternommen wird, dann ist der Robo-Advisor dein Feind und Konkurrent!

Und das sagt die Branche dazu

AssCompact hat sich auch in der Branche nach einem Stimmungsbild zur Rolle von Robo-Advisor im Vermittlungsgeschäft umgehört:

Erik Podzuweit, Co-Gründer und CEO bei Scalable Capital GmbH

„Technologie ist der Schlüssel, um einen einfachen, günstigen und digitalen Zugang zum Kapitalmarkt für mehr Menschen zu öffnen. Wir sprechen mit unserer Investmentplattform Menschen an, für die klassische Finanzprodukte wegen hoher Einstiegsbeträge, hoher Kosten oder niedriger Zinsen nicht in­frage kamen. Für viele ist deshalb die automatisierte Gelda lage mithilfe eines Robo-Advisors die beste Wahl, wenn es um ihre Investments geht.“

Marius Janssen, Chief Marketing Officer bei Whitebox GmbH

„Robo-Advisor haben durchaus das Potenzial, die traditionelle Finanzanlagenvermittlung zu ersetzen. Zumindest zeichnet sich dieser Trend über die letzten Jahre ab. Die Hauptgründe hierfür liegen vor allem in dem Vertrauensverlust gegenüber Anlageberatern und der Nach­frage nach digitalen Angeboten.“

Martin Daut, CEO bei quirion AG

„Die traditionelle Finanzanlagen­vermittlung findet leider nach wie vor nicht im ausschließlichen Kundeninteresse statt. Das liegt an der Art der Bezahlung der Beratung. Hätten wir in Deutschland ein generelles Provisionsverbot, würden den Kunden andere und bessere Produkte angeboten, davon bin ich überzeugt. Robo-Advisor könnten die traditionelle Vermittlung also durchaus ersetzen, sofern sie bei Bedarf auch persön­liche provisionsfreie Beratungsgebote bieten. Solange es aber kein Provisionsverbot gibt, wird das nicht passieren, da die Macht der großen Banken, Versicherungen und Vertriebsorganisationen sehr groß ist und die Politik in Deutschland dieses Thema leider immer wieder vertagt.“

Lesen Sie auch: Der Robo-Advisor – Dein Freund und Helfer

Diesen Beitrag finden Sie auch in AssCompact 05/2022, S. 63, und in unserem ePaper.

Bild: © cirquedesprit – stock.adobe.com

 

Der Robo-Advisor – Dein Freund und Helfer

Robo-Advisor nehmen im Vermittlungsgeschäft eine ambivalente Rolle ein: Sie können sowohl positive als auch negative Folgen für das Vermittlungsgeschäft auslösen. Warum also sind Robo-Advisor Freund und Helfer auf Seiten der Vermittler? AssCompact ist dieser Frage mal nachgegangen.

Ein Beitrag von Tom Kufner, Redakteur AssCompact

Für Kunden, die weder ein großes Vermögen aufweisen noch den Drang verspüren, sich selbst intensiv mit dem Thema Geldanlage auseinanderzusetzen, waren vor dem Aufkommen der Robo-Advisor keine guten Lösungen zur Vermögensverwaltung verfügbar. Ihnen wurden aus Mangel an Alternativen teure Produkte wie Dachfonds angeboten, bei denen sowohl die Gebühren der enthaltenen Fonds als auch die Verwaltungsgebühren des Dachfonds anfallen. Das Aufkommen digitaler Vermögensverwalter, sogenannter Robo-Advisor hat das geändert.

Nun können auch weniger wohlhabende Kunden zu vertret­baren Kosten in den Genuss einer Vermögensverwaltung kommen. Die eigene Risikotragfähigkeit wird einfach und verständlich beim Onboarding (häufig per App) ermittelt, und auch mit dem turnusgemäßen Rebalancing müssen sich die Anleger nicht herumschlagen – das übernimmt der Robo.

Auch Vermittler können von Robo-Advisor profitieren

Doch nicht nur die Kunden, sondern auch die Vermittler können von der schönen neuen Robo-Welt profitieren. Einige digitale Vermögensverwalter vergüten ihre Tippgeber nämlich auch. Natürlich fällt diese Tippgeber-Vergütung im Vergleich zu einer herkömmlichen Provisionsvergütung für die Vermittlung eines Fondsprodukts deutlich spärlicher aus, aber das muss kein Nachteil sein. Die Robo-Anbieter leisten nämlich auch etwas für die Vermittler. Sie übernehmen beispielsweise sämtliche regulatorischen Risiken und den Großteil des Aufwands gegenüber dem Kunden.

Für Versicherungsmakler, deren Steckenpferd in erster Linie die Vermittlung von Policen ist, stellt ein Robo-Advisor eine perfekte Ergänzung dar. (Bei Finanzanlagenvermittlern mag das anders aussehen.) Unter Rückgriff auf die digitale Vermögensverwaltung versorgen sie ihren Kunden ohne Haftungsrisiko mit einem soliden, kostengünstigen Produkt zur Vermögensverwaltung und binden ihn auf diese Weise noch enger an sich. Obendrauf gibt es dann noch die angesprochene Tippgeber-Vergütung vom Anbieter, der einen Kunden mehr auf seiner Plattform hat. Win-Win-Win!

Und das sagt die Branche dazu

AssCompact hat sich auch in der Branche nach einem Stimmungsbild zur Rolle von Robo-Advisor im Vermittlungsgeschäft umgehört:

Dr. Gerd Kommer, Geschäftsführer der Gerd Kommer Capital GmbH

„Robo-Advisor ergänzen die traditionelle Finanzanlagen­vermittlung auf jeden Fall. Vermutlich werden sie sie auch ersetzen, da ‚traditionelle Finanzanlagenvermittlung‘ sehr häufig mit großen Interessen­konflikten behaftet ist, weil dabei Provisionen von bestimmten Produktanbietern kassiert werden. Wo das der Fall ist, sind Robos die bessere Alternative.“

Marius Janssen, Chief Marketing Officer bei Whitebox GmbH

„Da die Vermittlung in eine Vermögens­verwaltung ein bewilligungsfreies Geschäft ist, sind für den Tippgeber keinerlei regulatorische Risiken damit verbunden. Die Vermittlung unterliegt also nicht den Vor­schriften des § 34f GewO, s mit entfällt auch die Beratungs- und Dokumentationspflicht durch den Tippgeber. Oftmals wird auch der gegenseitige Kundenschutz garantiert. Der Robo-Advisor übernimmt also nicht nur die Vermögensverwaltung an sich, sondern auch die Vertrags­erstellung, Gebührenabrechnung und Einhaltung sämtlicher regulatorischer und adminis­trativer Vorgaben.“

Ulf Schierhorn, Head of B2B-Sales der Smavesto GmbH

„Aus meiner Sicht sollten digitale und traditionelle Lösungen immer als eine Ergänzung zu sehen sein. Wir Menschen sind zum Glück soziale Wesen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Situationen, Fragen und Wünsche. Häufig kann ein Robo-Advisor auch ein für alle Seiten sinnvoller Baustein im traditionellen Kundengespräch sein.“

Lesen Sie auch: Der Robo-Advisor – Dein Feind und Konkurrent

Diesen Beitrag finden Sie auch in AssCompact 05/2022, S. 62, und in unserem ePaper.

Bild: © bluedesign – stock.adobe.com

 

Jeder zehnte Haushalt in der Eurozone besitzt Kryptos

Die Kurse von Kryptowährungen sind zuletzt wieder stark gefallen. Dennoch besitzt laut einer Studie der Europäischen Zentralbank mittlerweile jeder zehnte Haushalt im Euroraum Bitcoin und Co. Zugleich warnt die Notenbank aber auch vor einem Risiko für die Finanzstabilität durch Kryptowährungen.

In rund jedem zehnten Haushalt der Euro-Zone werden mittlerweile Krypto-Anlagen wie Bitcoin oder Ether gehalten. Dies berichteten mehrere Wirtschaftsmagazine unter Berufung auf eine Pilot-Studie der Europäischen Zentralbank (EZB). Dabei ist der Besitz von Bitcoin & Co. in den Niederlanden mit 14% der Haushalte populärer als in Deutschland mit rund 9%. In Frankreich sind es 6%. Laut der Studie, die auch auf Daten aus Belgien, Italien und Spanien fußt, verfügen rund 37% der Befragten über Krypto-Assets im Wert von schätzungsweise bis zu 999 Euro. Bei 29 Prozent sind es zwischen 1000 und 4999 Euro, bei 13% 5000 bis 9999 Euro. Nur bei 6% der Haushalte waren es mehr als 30 000 Euro.

Krypto-Besitzer tendenziell jung und männlich

In allen Ländern war es in den obersten 20% der Einkommenspyramide am wahrscheinlichsten, dass dort Krypto-Werte gekauft wurden. Ein höherer Anteil von Haushalten in der Niedrigverdiener-Schicht als in der Mittelschicht gab an, darüber zu verfügen. Im Durchschnitt seien eher jüngere Männer und besser ausgebildete Bürger Käufer von Krypto-Assets, so die Studie.

EZB: Kryptos ungeeignet für Kleinanleger

Nach einer EZB-Einschätzung seien allerdings solche Assets für Kleinanleger eher ungeeignet. Daher habe die EZB die Europäische Union dazu aufgefordert, dringend neue Regeln für diese Finanzanlagen zu erlassen, die berüchtigt für ihre Kurskapriolen seien. Denn bei den meisten bestimmen allein Angebot und Nachfrage den Preis. Börsenregulierer ringen deshalb weltweit um Regeln für den Kryptowährungsmarkt, erklärte die EZB in der Studie. Diese hätten auch wiederholt auf die Risiken für die internationale Finanzstabilität hingewiesen, die durch diese neue Form der Spekulation entstehen könnten. (as)

Bild: © tanaonte – stock.adobe.com

 

So lief der Kapitalmarkt für grüne Investments im ersten Quartal 2022

Der Kapitalmarkt für nachhaltige Geldanlagen zeigte sich im ersten Quartal 2022 vom Ukraine-Krieg noch recht unbeeindruckt. Trotzdem mussten erstmals leichte Nettoabflüsse hingenommen werden. Allerdings: Streng nachhaltige Investments sind in Deutschland vergleichsweise unbedeutend.

Die durch den Ukraine-Krieg verursachte Unsicherheit an den Finanzmärkten hat Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen nach Angaben des Bundesverbandes Investment und Asset Management e. V. (BVI) bisher kaum beeinträchtigt. Ende März 2022 verwalteten sie 563 Mrd. Euro für deutsche Anleger. Das entspricht 40% aller in Publikumsfonds investierten Gelder. Binnen Jahresfrist ist das verwaltete Vermögen um 80% gestiegen. Verantwortlich für das Wachstum ist vor allem die Umstellung bestehender Fonds. Die Nettozuflüsse betrugen im ersten Quartal rund 5 Mrd. Euro; nach einem starken Neugeschäft im Januar mussten nachhaltige Publikumsfonds im Februar und März erstmals seit zwei Jahren leichte Nettoabflüsse hinnehmen.

Spezialfonds leiden unter sinkenden Anleihewerten

Spezialfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen verwalteten 120 Mrd. Euro, das sind 6 Mrd. Euro weniger als Ende Dezember 2021. Hintergrund sind sinkende Anteilswerte. Denn fast die Hälfte des Vermögens entfällt auf gemischte Wertpapierfonds, weitere 40% auf Rentenfonds. Damit sind nachhaltige Spezialfonds überdurchschnittlich von sinkenden Anleihekursen durch steigende Zinsen betroffen. Trotzdem flossen ihnen im ersten Quartal per Saldo neue Kundengelder in Höhe von rund 2 Mrd. Euro zu.

Artikel-9-Fonds vergleichsweise unbedeutend

Doch welche Anteile an allen Fonds unter den BVI-Mitgliedern besitzen überhaupt Artikel-8-Fonds (Fonds mit ökologischen und/oder sozialen Merkmalen) bzw. Artikel-9-Fonds (Fonds, die zu mindestens einem Nachhaltigkeitsziel beitragen)? Auf Artikel-8-Fonds entfallen nach BVI-Angaben derzeit über 96% des Vermögens nachhaltiger Publikums- und Spezialfonds. Artikel-9-Fonds verwalten dagegen nur rund 22 Mrd. Euro. Hauptgrund dürfte die Unsicherheit bezüglich Definitionen, Daten und zukünftigen regulatorischen Vorgaben bei auswirkungsorientierten Investments sein, heißt es vom BVI. Auch im europäischen Vergleich sind deutsche Fondshäuser bei der Einstufung zurückhaltend. Auf deutsche Anleger entfallen laut Morningstar Direct nur knapp 5% des Vermögens der in der EU aufgelegten Artikel-9-Fonds. Zum Vergleich: Auf alle – konventionellen und nachhaltigen – Fonds bezogen sind es 28%. Dennoch managen 29 Anbieter bzw. Anbietergruppen für deutsche Kunden Fonds, die zu Nachhaltigkeitszielen beitragen. Einen besonders großen Marktanteil haben bei Artikel-9-Fonds nach BVI-Angaben Pictet, Deka, DWS, Amundi und Allianz Asset Management. (as)

Bild: © Mediaparts – stock.adobe.com

 

Allianz mit Schuldeingeständnis im Hedgefonds-Streit

Die Allianz ist zu einem Schuldeingeständnis im Streit um die sogenannten Structured Alpha Fonds bereit. Auf die Allianz-Tochter AGI kommen nun neben den Entschädigungen an Investoren in Milliardenhöhe noch Zahlungen an US-Behörden von ungefähr 850 Mio. US-Dollar zu.

Vor Kurzem hatte die Allianz noch angekündigt, die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in den USA mit Großinvestoren sowie für mögliche behördliche Strafzahlungen auf insgesamt 5,6 Mrd. Euro zu erhöhen (AssCompact berichtete). Nun gibt es zumindest im Streit mit den US-Bundesbehörden neue Entwicklungen.

Schuldeingeständnis angekündigt

Wie die Allianz am 17.05.2022 mitteilte, sind die US-Ermittlungen gegen Allianz Global Investors (AGI) zu einem Abschluss gekommen. Der Streit um die Structured Alpha Fonds der Allianz-Tochter geht demnach mit einem Schuldeingeständnis des Unternehmens zu Ende.

US-Behörden stellen Ermittlungen ein

Im Rahmen eines Vergleichs wird AGI zugeben, gegen einschlägige US-amerikanische Wertpapiergesetze verstoßen zu haben und sich des Wertpapierbetrugs schuldig bekennen. Die Ermittlungen der US-Börsenaufsicht und des US-Justizministeriums wiederum finden ein Ende.

Schuld trifft Einzelpersonen bei AGI

Die Allianz weist im Übrigen darauf hin, dass das kriminelle Fehlverhalten in Bezug auf die Structured Alpha Fonds auf einige wenige Personen in der Abteilung für Strukturierte Produkte von AGI beschränkt war. Diese Personen seien auch nicht mehr beim Unternehmen beschäftigt. AssCompact hatte bereits über Entlassungen im Zusammenhang mit dem Hedgefonds-Streit berichtet.

Des Weiteren habe die Untersuchung des US-Justizministeriums keinerlei Hinweise auf Kenntnis von oder Beteiligung an dem Fehlverhalten bei der Allianz SE oder einem anderen Unternehmen der Allianz Gruppe ergeben.

Strafmaßnahmen gegen AGI

Das Schuldeingeständnis führe dazu, dass der US-amerikanische Arm von AGI nach Ablauf einer Übergangsfrist für zehn Jahre von der Beratung von in den USA registrierten Investmentfonds und bestimmten Arten von Pensionsfonds ausgeschlossen wird. Die Geschäftsaktivitäten von PIMCO und der Allianz Life U.S. sollen dank Ausnahmegenehmigungen nicht beeinträchtigt werden.

Außerdem zahlt AGI U.S. zur Kompensation sowohl 174 Mio. US-Dollar an das US-Justizministerium sowie 675 Mio. US-Dollar an die US-Börsenaufsicht. Die an die US-Behörden zu zahlenden Beträge und die Entschädigungen für Investoren seien bereits vollständig in den Rückstellungen für 2021 und für das erste Quartal 2022 in Höhe von insgesamt 5,6 Mrd. Euro enthalten.

US-Geschäft soll übertragen werden

Das von AGI U.S. verwaltete Vermögen in Höhe von ca. 120 Mrd. US-Dollar soll auf einen US-Partner übertragen werden. Zu diesem Zweck hat die Allianz eigenen Angaben zufolge bereits ein Memorandum of Understanding über eine langfristige strategische Partnerschaft unterzeichnet. Von der Übertragung nicht erfasst seien jegliche Aktivitäten der Abteilung für Strukturierte Produkte, die bereits aufgelöst wurde. Als Gegenleistung für die Übertragung erhält Allianz Global Investors demnach eine Beteiligung an der erweiterten Einheit sowie langfristige globale und wechselseitige Vertriebsvereinbarungen. (tku)

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