AssCompact suche
Home
Assekuranz
19. August 2022
Altersvorsorge braucht Wettbewerb von Finanzprodukten

2 / 5

Altersvorsorge braucht Wettbewerb von Finanzprodukten

Wie entwickelt sich eigentlich der BdV, was Mitglieder angeht?

Derzeit hat der BdV etwas über 45.000 Mitglieder. Wir waren schon mal ein wenig über 50.000. Wie bei vielen anderen Vereinen, Verbänden und Gewerkschaften ähnlich verzeichnet auch der BdV einen gewissen Abrieb, selbst wenn wir neue Mitglieder gewinnen können. Die Demografie geht auch am BdV nicht vorbei.

Apropos Mitglieder: Die BdV Mitgliederservice GmbH bietet den Mitgliedern Versicherungen an und ist damit ebenfalls Versicherungsvermittler. Herrscht hier nicht ein Interessenkonflikt zwischen dem BdV als Verbraucherschützer und dem BdV als Anbieter?

Zunächst ist der BdV nicht direkt Anbieter von Versicherungen, sondern arbeitet mit Versicherungsunternehmen wie der Medien Versicherung Karlsruhe oder HUK-COBURG zusammen. Der BdV besitzt außerdem eine dreiteilige Organisationsstruktur: Der BdV e. V. ist der politische Verbraucherschutz. Unter diesem Dach befinden sich dann die Beratungsgesellschaft, die die Versicherungsberatung für die Mitglieder übernimmt, und der Bereich der Gruppenversicherungen; eine strikte organisatorische Trennung also.

Mit diesen Gruppenversicherungen, die für unsere Mitglieder eigens ausgehandelte Konditionen enthalten, möchte der BdV selbst Impulse für den Versicherungsmarkt setzen. Wir konnten in den 80er-Jahren zum Beispiel zeigen, dass man im Kompositbereich Einjahresverträge abschließen kann. Heute ist das Standard. Der BdV möchte nicht nur tadeln, sondern die Branche konstruktiv mitgestalten. Und dazu bietet der BdV seinen Mitgliedern eben auch eine Beratung an.

Blick nach Brüssel: Wie wichtig ist die EU denn mittlerweile in Verbraucherschutzfragen bei Versicherungsthemen?

Die EU ist sehr, sehr wichtig geworden. Ich bin überzeugt, dass unser Lobbying in Brüssel deutlich mehr Impact hat als das, was wir in Berlin machen. Das ist auch kein Wunder, denn was in Brüssel vorgeschrieben wird, wird häufig direkt in nationales Recht umgewandelt. Daher muss der BdV auch in Brüssel verstärkt Präsenz zeigen. Dazu sind wir Mitglied bei BETTER FINANCE, einer europäischen Dachorganisation von Kleinanlegern, Verbänden und Verbraucherschützern. Ich selbst hatte bis vor Kurzem dort die Präsidentschaft inne und das Vergnügen, mit verschiedenen EU-Kommissaren sprechen und unsere Sicht der Dinge darlegen zu können. Ich habe den Eindruck, in Brüssel ist es bisweilen sogar fast erfolgreicher, für die Interessen des Verbraucherschutzes einzutreten, als es in Berlin der Fall ist.

Versicherungsmakler sind rechtlich gesehen die Sachwalter der Kunden. Für die Makler bedeutet dies auch Verbraucherschutz. Wie nehmen Sie das wahr?

Verbraucherschutz ist eine Definitionsfrage. Auch die Deutsche Aktuarvereinigung behauptet manchmal von sich, eine der größten Verbraucherschutzorganisationen zu sein. Die zentrale Frage beim Thema Verbraucherschutz ist für mich: Wo liegen Interessenkonflikte und wie gehen die Beteiligten damit um? Daher schätze ich Versicherungsmakler – Stichwort Provision – nicht als ideale Verfechter des Verbraucherschutzes, auch wenn ich Makler kenne, die sehr engagiert sind und wirklich die Ziele des Versicherten, ergo der Verbraucher, verfolgen. Allerdings sind hier auch noch schwarze Schafe unterwegs. Daher würde ich mir wünschen, dass sich die Branche bei diesem Thema selbst reguliert, um sich von den schwarzen Schafen zu trennen. Aber sie tut es bisher nicht, weswegen der BdV auf eine schärfere Regulierung drängt.

 
Ein Interview mit
Axel Kleinlein