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21. Oktober 2025
KI im Maklerhaus: Chancen nutzen, Abhängigkeiten vermeiden

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KI im Maklerhaus: Chancen nutzen, Abhängigkeiten vermeiden

KI im Maklerhaus: Chancen nutzen, Abhängigkeiten vermeiden

Nur eins scheint klar: KI wird auch die Maklerwelt verändern. Ausgehandelt werden müssen aber noch Fragen darüber, wie und mit wem oder in welchem rechtlichen Rahmen Vermittler KI einsetzen sollten. Als Replik auf einen Beitrag des AfW tritt nun der BVK in die Diskussion ein, der KI v. a. als Werkzeug versteht.

Ein Artikel von René Jansen, Geschäftsführer INSURACON GmbH & Co. KG, und Andreas Vollmer, Vizepräsident im Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK)

Künstliche Intelligenz hält Einzug in die Versicherungsbranche. Sie verspricht Effizienzgewinne, präzisere Analysen und Entlastung von Routineaufgaben. Doch ihr Wert bemisst sich nicht an technischen Möglichkeiten, sondern daran, wie sie eingesetzt wird. KI sollte die Arbeit von Vermittlern erleichtern und ihre Expertise stärken – nicht ihre Rolle infrage stellen. Nur so bleibt die persönliche Beratung, die im Kern des Maklerberufs steht, auch in einer digitalisierten Welt erhalten.

Pools als Partner – mit klaren Grenzen

Der Beitrag „Mit Pools und Verbünden die KI-Challenge meistern“ benennt zu Recht die Chancen, die Kooperationen für Makler bieten. Pools können den Einstieg in KI erleichtern, besonders für kleinere Betriebe, und technische Hürden abbauen. Gleichzeitig wirft diese Entwicklung Fragen auf, die einer differenzierten Betrachtung bedürfen.

Denn mit der Nutzung von Pool-Lösungen gehen nicht nur Vorteile einher, sondern auch strukturelle Abhängigkeiten. Je enger die Verflechtung mit einem Pool wird, desto schwieriger gestaltet sich ein späterer Wechsel: Datenmigration, Schnittstellenprobleme und unklare Eigentumsverhältnisse an Kundendaten können zu erheblichen Herausforderungen werden. Auf diese und weitere Abhängigkeiten macht der BVK seit vielen Jahren aufmerksam.

Entscheidend ist daher die Frage: Wer kontrolliert die Algorithmen, die auf Basis der Maklerdaten arbeiten? Wer profitiert von den Erkenntnissen, die aus diesen Daten gewonnen werden? Wenn KI-Systeme von Pools Cross-Selling-Empfehlungen für den Makler generieren, sollten diese auf neutralen Kriterien basieren – und nicht auf den Interessen des Pools oder einzelner Versicherer. Transparenz ist hier kein optionales Extra, sondern eine Grundvoraussetzung für vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Pools können wertvolle Partner sein. Doch diese Partnerschaft muss auf Augenhöhe gestaltet werden, mit klaren Regelungen zu Datennutzung, Algorithmen und Haftung.

Datenqualität: Die unsichtbare Grundlage

Künstliche Intelligenz ist nur so leistungsfähig wie die Daten, auf denen sie basiert. Viele Maklerbüros stehen hier vor einer grundsätzlichen Herausforderung: historisch gewachsene, oft fragmentierte Datenbestände. Dubletten, veraltete Informationen oder inkonsistente Formate führen dazu, dass KI-Systeme fehleranfällige Ergebnisse liefern – mit potenziell schweren Folgen für Beratungsqualität und Haftung.

Die Lösung kann nicht darin bestehen, diese Probleme einfach an externe Anbieter auszulagern. Vielmehr braucht es eine konsequente Datenhygiene im eigenen Haus: eine systematische Aufbereitung, Standardisierung und Pflege der Bestände. Nur so wird KI zu einem verlässlichen Werkzeug – und nicht zur Quelle neuer Risiken.

Seite 1 KI im Maklerhaus: Chancen nutzen, Abhängigkeiten vermeiden

Seite 2 Haftung: Wer steht für KI-Entscheidungen ein?

 
Ein Artikel von
Andreas Vollmer
René Jansen

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Hans Kurtzweg (1657) am 22. Oktober 2025 - 08:33

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre Einschätzung der Effezienzgewinne im Makleralltag durch KI springt zu kurz. Kurzfristig mögen Sie Recht haben. Jedoch entwickelt sich das Thema so schnell, dass die Stellung jedes Versicherungsvermittlers u. -beraters grundsätzlich infrage zu stellen ist. Ihre Schritte sind die kleinen stetigen, linearen Verbesserungen die nur mit neuen Werkzeugen angegangen werden. KI kann in Kürze viel mehr - nämlich preiswert, schnell, korrekt den gesamten Beratungs- und Abschlussvorgang alleine begleiten. Anbieter am Markt gibt es bereits - und die wachsen auf Kosten des herkömmlichen Vertriebs. Nur der Premiumkunde, der bereit ist für einen ansprechbaren Menschen mehr zu bezahlen, oder derjenige der ein aussgesprochenes beratungsintensives Produkt sucht, wird noch als Kunde verbleiben für Vermittler, Makler die nur in linearer Effizienz denken. 

Vom Zeithorizont sollten wir annehmen, dass diese Disruption bereits in drei Jahren spürbar am Markt existiert. GenZ und noch jünger werden sich annähernd ausschließlich dieser neuen Wege bedienen. Das denke ich mir jetzt alles nicht aus, sondern gebe die Erkenntnisse von Zukunftsforschern wieder. Auch setze ich bereits neben vielen Automatisierungen auf Programmebene auch Agenten und KI ein. Meine Erfahrungen, Umsätze sind positiv.

Mit freundlichen Grüßen

Hans Kurtzweg

hans@kurtzweg.de

Gespeichert von René Jansen (625789) am 22. Oktober 2025 - 11:24

Antwort auf von Hans Kurtzweg (1657)

Sehr geehrter Herr Kurtzweg,
 
vielen Dank für Ihren Leserbrief und Ihre praktischen Einblicke. Dass KI Effizienzgewinne bringt, ist unbestritten. Doch Ihr Fokus auf die technische Machbarkeit vernachlässigt die zentralen Fragen, die unser Artikel aufwirft: Verantwortung, Fachlichkeit und strategische Souveränität im Umgang mit KI.
 
Sie betonen, dass KI den gesamten Beratungs- und Abschlussvorgang allein begleiten kann. Doch unser Artikel zeigt: Entscheidend ist nicht das Ob, sondern das Wie. Drei zentrale Herausforderungen bleiben ungelöst: Verantwortungsklarheit, fachliche Hoheit und strategische Abhängigkeiten.
 
Wer haftet, wenn KI-Systeme – etwa von Pools oder externen Anbietern – fehlerhafte Empfehlungen generieren? Aktuell liegt die rechtliche Verantwortung beim Vermittler, unabhängig davon, ob er die Algorithmen kontrolliert. Diese Lücke muss geschlossen werden, bevor KI flächendeckend eingesetzt wird.
 
KI kann Routineaufgaben übernehmen, doch komplexe Beratungssituationen erfordern nach wie vor menschliche Expertise – besonders dort, wo es um individuelle Risikoeinordnung, Haftungsfragen oder ethische Abwägungen geht. Unser Artikel plädiert dafür, KI als Unterstützung, nicht als Ersatz für Fachwissen einzusetzen.
 
Ihr Hinweis auf wachsende KI-Anbieter ist richtig. Doch unser Artikel warnt vor unreflektierter Abhängigkeit von externen Systemen – sei es durch Pools oder Tech-Anbieter. Wer seine Kundendaten und Entscheidungsprozesse aus der Hand gibt, riskiert langfristig seine unternehmerische Freiheit.
 
Ihr Leserbrief suggeriert, dass unser Artikel „lineare Effizienzdenker“ kritisiert. Das ist ein Missverständnis. Wir fordern stattdessen kritische Begleitung statt blinder Technologiegläubigkeit: KI sollte dort eingesetzt werden, wo sie nachweislich Mehrwert schafft – ohne die Kontrolle über Daten, Prozesse und Kundenbeziehungen zu verlieren.
 
Fachlichkeit muss gestärkt werden: KI kann Vermittler entlasten, aber nicht ersetzen. Entscheidend bleibt die menschliche Expertise, um KI-Ergebnisse zu prüfen, einzuordnen und verantwortungsvoll zu kommunizieren.
 
Strategische Souveränität ist entscheidend: Unser Artikel betont, dass Vermittler eigene Kompetenzen aufbauen müssen – von Datenmanagement bis zur Auswahl vertrauenswürdiger KI-Partner. Nur so lässt sich vermeiden, dass aus Kooperationen Abhängigkeiten werden.
 
Ihre Erfahrungen zeigen, dass KI den Vertrieb unterstützen kann. Doch unser Artikel macht deutlich: Der Wert von KI bemisst sich nicht an technischen Möglichkeiten, sondern daran, wie sie eingesetzt wird – verantwortungsvoll, fachlich fundiert und strategisch kontrolliert.
 
Die Zukunft des Vertriebs liegt nicht darin, KI unreflektiert einzusetzen, sondern darin, sie als Werkzeug zu nutzen, das die Stärken der Vermittler unterstreicht: Fachwissen, Vertrauen und individuelle Beratung.
 
Mit freundlichen Grüßen
René Jansen
INSURACON GmbH & Co.KG