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Das Pariser Klimaabkommen als Blaupause für Klimainvestments

Klimagerechtes Investieren gewinnt immer stärker an Bedeutung. Das liegt nicht nur an einem grundlegenden Wandel in der Gesellschaft, sondern auch an politischen und regulatorischen Vorgaben. Mithilfe von Paris-aligned ETFs kann das Pariser Klimaabkommen zur Blaupause für klimagerechtes Investieren werden.

<h5>Von Martin Stenger, Sales Director Business Development Insurance & Retirement, und Marcus Weyerer, Senior ETF Specialist bei Franklin Templeton Investments </h5><p>Seit März gilt die Offenlegungs- oder Transparenzverordnung der Europäischen Union. Die neue Regulatorik betrifft nicht nur Vermögensverwalter, sondern auch Versicherer, Pensionskassen und eine ganze Reihe weiterer Finanzmarktteilnehmer. Und schon bald müssen auch Berater beim Kunden verpflichtend nachfragen, in welchem Umfang dieser nachhaltig investieren will. </p><h5>Verordnung schafft Transparenz und Nachvollziehbarkeit</h5><p>Die Verordnung sorgt für Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Greenwashing, also das Vortäuschen von Nachhaltigkeit, wo keine Nachhaltigkeit existiert, soll damit unterbunden werden. Die Verordnung versetzt Berater in die Lage, sich stärker mit Kunden in unserer gemein­samen Verpflichtung zu verbünden, Kapital nachhaltig zu allokieren, um letztlich bessere, im doppelten Sinne nachhaltige Ergebnisse für alle zu erzielen. Kapitalströme werden also nun – von EU-politischer Instanz aus so gewollt – in nachhaltige Anlagen umgeleitet. Die Wirkung – und das zeigen die enormen Zuflüsse in nachhaltige Anlagen in den letzten Monaten – übertrifft bisherige Anstrengungen, unsere Gesellschaft nachhaltiger zu gestalten. </p><h5>Ehrgeiziger Fahrplan</h5><p>Im Jahr 2015 verpflichteten sich die Regierungen der Welt kollektiv zur Bekämpfung des Klimawandels. Das Ergebnis war das Pariser Abkommen der Vereinten Nationen, mit dem der globale Temperaturanstieg begrenzt werden soll. Das Abkommen sieht einen ehrgeizigen Fahrplan vor: Wenn durch entsprechende Verpflichtungen, politische Maßnahmen und Aktionen zwischen 2020 und 2030 die Treibhausgasemissionen jedes Jahr um 7% reduziert werden, können wir die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen und somit die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abwenden. Um diese Energie- und Klimaziele bis 2030 zu erreichen, werden jährlich rund 180 Mrd. Euro an zusätzlichen Finanzmitteln benötigt. </p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Chancen für Innovationen und Effizienzsteigerungen--><h5>Chancen für Innovationen und Effizienzsteigerungen</h5><p>Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft birgt viele neue Chancen für Innovationen und Effizienzsteigerungen. Innovative Unternehmen, die neue emissionsarme Produkte und Dienstleistungen entwickeln, könnten ihre Wettbewerbsposition verbessern und von den sich verändernden Verbraucher- und Herstellerpräferenzen profitieren. Zum Beispiel gibt es viele neue Investitionsmöglichkeiten rund um die Energiequellen der Zukunft, da neue Technologien und KI-Software immer besser werden und Energieerzeugung, Energiespeicherung und Energienutzung enger miteinander verknüpfen. Immer mehr Anleger fordern daher, dass Unternehmen eine Klimastrategie ausarbeiten, um solche Chancen bestmöglich zu nutzen. </p><p>Mit dem EU-Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen möchte die Europäische Kommission in zehn Schritten Nachhaltigkeitsaspekte im Finanzsystem verankern und privates Kapital in Investitionen zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele lenken. Einer der Schritte ist, Referenzwerte für Nachhaltigkeit zu entwickeln, um Investitionen zu fördern, die auf das Pariser Abkommen abgestimmt sind. Die EU legte Mindeststandards für zwei Arten von Klima-Referenzindizes fest, damit die Indizes vergleichbar und transparent sind: die EU-Benchmark für den klimabedingten Wandel (EU CTB) und die auf die Klimaziele von Paris abgestimmte „Paris-aligned“ EU-Benchmark (EU PAB), wobei Letztere maßgeblich stringentere Kriterien anlegt. Die Klima-Referenz-Benchmarks sollen vor allem die Transparenz von Anlageinstrumenten garantieren und das Risiko von Greenwashing durch gemeinsame Standards, Ziele und quantitative Größen auf ein Minimum senken.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Neue Klasse von Benchmarks zur Bewältigung des Klimawandels--><h5>Neue Klasse von Benchmarks zur Bewältigung des Klimawandels</h5><p>Die neuen Klima-Benchmarks nutzen den rasch wachsenden Pool an verfügbaren Daten und Analysen und bewerten, wie die einzelnen Unternehmen auf das Szenario einer Erderwärmung um 1,5 oder 2 Grad ausgerichtet sind. Das Ziel ist es nicht nur, rückblickend klimafreundliche Unternehmen zu identifizieren, sondern vor allem auch jene, die die mit dem Klimawandel einhergehenden Chancen in Zukunft nutzen werden – also jene sich transformierende Unternehmen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und auch für wirtschaftlichen Erfolg zu interpretieren wissen. Das Research für die Benchmarks bezieht sich auf unabhängig bewertete, wissenschaftlich fundierte Ziele, die CO<sub>2</sub>-Emissionen sowie auf zukunftsorientierte Produkt-, Strategie-, Emissions- und Politikpläne.</p><h5>Flexible Instrumente für den Portfolioaufbau</h5><p>Da die Paris-aligned EU-Benchmark gegenüber der CTB-Benchmark der strengere der beiden EU-Referenzwerte ist, haben die Index­anbieter STOXX und S&P auf Grundlage ebendieser Benchmark neue Indizes für verschiedene Anlageregionen erstellt. Dabei arbeiten die beiden mit führenden Spezialisten für CO<sub>2</sub>-Daten wie Trucost oder ISS zusammen, um die neuen Richtlinien der EU zu erfüllen. Infolgedessen weisen deren Paris-aligned Indexvarianten ehrgeizige CO<sub>2</sub>-­Reduktionsziele auf und strenge Regeln im Hinblick auf ESG (Umwelt, Soziales und Governance). </p><h5>Was bedeutet das für Anleger?</h5><p>Paris-aligned OGAW-konforme Smart Beta ETFs wie etwa von Franklin Templeton sind ein Beispiel dafür, wie die neuen Klima-Benchmarks der EU die Entwicklung flexibler Instrumente für die Portfolio-Allokation vorangetrieben haben. Die diversifizierte Struktur dieser Fonds zeigt, dass es sich bei ihnen nicht länger um Nischenprodukte handelt, sondern dass sie auf Indizes beruhen, die der neue Standard bei klimagerechten ETF-Anlagen werden könnten.</p><p>Die Zuflüsse in nachhaltige ETFs haben sich 2020 nahezu verdreifacht und auch dieses Jahr wachsen nachhaltige Produkte weiter überproportional. Das globale ESG-ETF-Vermögen beläuft sich auf rund 200 Mrd. US-Dollar. Es ist wahrscheinlich, dass diese Dynamik durch die Kombination aus sich verändernden Anlegerpräferenzen und neuen regulatorischen Vorgaben wie der Transparenzverordnung anhalten wird. Gesellschaftliches Umdenken, aber auch eine anhaltend gute Kursentwicklung von ESG-Anlagen verschaffen der Thematik große Aufmerksamkeit.</p><p>Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 07/2021, Seite 60 f., und in unserem <a target="_blank" href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-07-2021/65746324&quot; target="_blank" >ePaper</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Elnur – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/8B9A255B-6958-4BEF-91B7-CAB45C9C05BE"></div>

 
Ein Artikel von
Marcus Weyerer
Martin Stenger

Ampega übernimmt Kapitalanlage der Frankfurter Leben

Ampega übernimmt die Kapitalanlage der Frankfurter-Leben-Gruppe. Die Konsolidierungsplattform für Lebensversicherungsbestände ist derzeit für Kundengelder im Volumen von rund 10 Mrd. Euro verantwortlich.

<p>Ampega administriert künftig die Kapitalanlage für die Frankfurter-Leben-Gruppe, einer Konsolidierungsplattform für Lebensversicherungsbestände. Damit wächst das Geschäftsvolumen der Ampega Investment GmbH, die als Kapitalverwaltungsgesellschaft im Talanx Konzern für institutionelle und private Kunden tätig ist, um 10 auf 40 Mrd. Euro. Insgesamt verwalten die Ampega Gesellschaften rund 170 Mrd. Euro.</p><h5>Diese Aufgaben übernimmt Ampega</h5><p>Ampega wird vor allem ihre Expertise im Bereich Administration der Kapitalanlage von Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerken einbringen. Neben der Erstellung von Bilanzen und Reportings für die Vermögensbestände stehen Dienstleistungen im Hinblick auf die regulatorischen Vorgaben von Solvency I und II im Mittelpunkt. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und bedanken uns für das Vertrauen in unsere Expertise, das uns die Frankfurter Leben-Gruppe mit ihrer Entscheidung entgegenbringt“, kommentiert Jürgen Meyer, zuständiger Geschäftsführer bei der Ampega Investment GmbH. </p><h5>Wichtiger Schritt zur effizienten Kapitalanlageverwaltung</h5><p>Christian Subbe, der bei der Frankfurter Leben-Gruppe die Kapitalanlage verantwortet, sieht in der Kooperation mit Ampega einen wichtigen Schritt hin zu einer effizienten Kapitalanlageverwaltung. „Wir freuen uns mit der Ampega einen Partner gefunden zu haben, der in der Lage ist unsere Ansprüche an eine effiziente und skalierbare Administration von Kapitalanlagen umzusetzen. Für unser geplantes weiteres Wachstum sehen wir uns damit gut gerüstet.“ (mh)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Vittaya_25 – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/AFCAFE2F-37B4-4962-88F1-A97490B5BE81"></div>

 

Sicherheit statt Nachhaltigkeit: Darauf setzen deutsche Anleger

Nachhaltigkeit ist zwar für jeden zweiten Deutschen bei der Geldanlage mittlerweile wichtig. In der Realität setzten sie aber weiter vor allem auf eins: Sicherheit. Das zeigt eine aktuelle Befragung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA).

Fragt man die Deutschen danach, nach welchen Kriterien sie ihr Geld anlegen, spielt Nachhaltigkeit trotz der allgegenwärtigen Diskussion um Umweltschutz und Klimawandel noch eine untergeordnete Rolle. Und das, obwohl die meisten Banken und Versicherer entsprechende Produkte inzwischen im Portfolio haben und Vermögensberater das Thema aktiv ansprechen.

Wichtig, aber real nur untergeordnet

Zwar geben mehr als die Hälfte (52,8%) der befragten Bürger an, dass Ihnen Nachhaltigkeit bei der Geldanlage wichtig ist. Geht es aber um konkrete Anlageentscheidungen, stehen andere Faktoren im Vordergrund, allen voran die Sicherheit der Anlage gefolgt von Rentabilität und Liquidität. Das ist das zentrale Ergebnis einer Sonderbefragung des  Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA).

Sicherheitsdenken dominiert

Die Befragung ist Teil der Sommer-Ausgabe des Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA). Die befragten Bürger sollten die vier Ziele Sicherheit, Rentabilität, Liquidität und Nachhaltigkeit nach Relevanz ordnen. Sicherheit dominiert klar mit 43%, dahinter folgt bereits mit deutlichem Abstand die Rentabilität mit 27%. Liquidität liegt mit 18% auf Platz drei. Nachhaltigkeit bildet mit nur 13% das klare Schlusslicht.

Bestätigung des traditionell konservativen Anlageverhaltens

„Auf den ersten Blick überraschen die Ergebnisse, denn in anderen Bereichen zeigen sich die Deutschen wandlungsfreudiger. Doch angesichts der vergleichsweise hohen Summen auf deutschen Girokonten und bei Sichteinlagen bestätigen sie auch das traditionell konservative Anlageverhalten“, sagt Professor Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA. „Sicherheit und Nachhaltigkeit schließen sich allerdings nicht gegenseitig aus. Anlagemöglichkeiten mit Nachhaltigkeitsfokus sollten beides gleichermaßen mitbringen. Nur so wird die Finanzwirtschaft ihren auch politisch gewünschten Beitrag leisten können.“ (mh)

Bild: © Robert Kneschke – stock.adobe.com

 

Weltweite Goldnachfrage entwickelt sich stabil

Der World Gold Council hat neue Zahlen zur weltweiten Goldnachfrage veröffentlicht. Demnach entwickelte sich die Nachfrage nach dem Edelmetall im zweiten Quartal 2021 relativ stabil. Vor allem Gold in Form von Schmuck war wieder deutlich stärker gefragt.

Laut dem neuesten Bericht zur Entwicklung der Goldnachfrage des World Gold Council hat die Verbrauchernachfrage nach Gold im zweiten Quartal 2021 zugenommen, wohingegen einige Anleger weniger optimistisch waren. Diese zwei Kräfte trugen zu einer Goldnachfrage von 955,1 t im Laufe des Quartals bei – genauso viel wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum (960,5 t).

Deutlich gestiegene Nachfrage nach Goldschmuck

Zwischen April und Juni zeigten die meisten traditionellen Indikatoren für Goldkäufe von Verbrauchern eine positive Entwicklung. Barren und Münzen erlebten im Jahresvergleich im vierten Quartal in Folge einen Anstieg. Im Dreimonatszeitraum wurden 243,8 t Gold gekauft. Unterdessen kauften Verbraucher 390,7 t Goldschmuck. Das waren 60% mehr als im selben Quartal des Vorjahres.

Gemischtes Bild bei institutionellen Anlegern

Während Verbraucher und Privatanleger weiterhin Gold kauften, war dies bei institutionellen Anlegern nicht durchgängig der Fall. So gab es im zweiten Quartal leichte Nettozuflüsse von 40,7 t in Gold-ETFs. Die Zuflüsse konnten die schwerwiegenden Abflüsse, die die Branche im vergangenen Quartal erlebte, nur teilweise ausgleichen. Damit ist 2021 nach 2014 das erste Jahr mit Nettoabflüssen in den ersten sechs Monaten. Zentralbanken kauften im gesamten Quartal hingegen weiterhin Gold. Die weltweiten Goldreserven wuchsen im zweiten Quartal um 199,9 t.

Ausblick auf die zweite Jahreshälfte

Für das Gesamtjahr prognostiziert der World Gold Council, dass sich die Schmucknachfrage 2021 im Bereich von 1.600 bis 1.800 t bewegen wird. Damit läge der Wert deutlich höher als 2020, aber weiterhin unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Die Investitionsnachfrage wird voraussichtlich im Bereich von 1.250 bis 1.400 t liegen und damit etwas niedriger als 2020. Sie läge damit aber immer noch im Rahmen des Durchschnitts der letzten zehn Jahre. Die Zentralbanken werden 2021 wahrscheinlich weiter Gold auf Nettobasis zum selben oder einem höheren Preis wie 2020 kaufen. Das Goldangebot dürfte derweil leicht steigen. (mh)

Der vollständige Bericht „Gold Demand Trends Q2 2021“ mit umfangreichen Daten von Metals Focus ist hier zu finden.

Bild: © spaghettikku – stock.adobe.com

 

Nachhaltige Fonds: BaFin arbeitet an strengeren Regeln

Nachhaltige Fonds sind nicht zuletzt aufgrund neuer regulatorischer Vorgaben einer der größten Trends des diesjährigen Anlagejahres. Der deutschen Finanzaufsicht BaFin reichen die Regularien aber nicht aus. Sie hat daher nun strengere Regeln erarbeitet, um Greenwashing zu verhindern.

Die BaFin hat einen Entwurf einer neuen Richtlinie für nachhaltig ausgerichtete Investmentvermögen veröffentlicht. Die BaFin geht diesen Schritt laut Exekutivdirektor Dr. Thorsten Pötzsch, um Anleger vor potenziellem Greenwashing zu schützen. „Wo ESG draufsteht, muss auch Nachhaltigkeit drin sein“, so Pötzsch, der bei der BaFin aktuell auch den Bereich Wertpapieraufsicht/Asset Management leitet.

Drei Kriterien für nachhaltige Vermarktung

Investmentvermögen sollen künftig nur noch als nachhaltig vermarktet werden dürfen, wenn die Anlagebedingungen eines von drei Kriterien vorsehen: eine Mindestinvestitionsquote nachhaltiger Vermögensgegenstände, eine nachhaltige Anlagestrategie oder die Abbildung eines nachhaltigen Index.

Europäische Vorgaben ergänzen

Die eigenen Regeln der BaFin sollend die bereits bestehenden europäischen Vorgaben ergänzen. Die in diesem Jahr in Kraft getretene Offenlegungsverordnung berücksichtige zwar, welche Berichtspflichten Fondsanbieter auf Gesellschafts- und Produktebene zu berücksichtigen haben. Zu den Anlagebedingungen von ESG-Fonds schweigt sie sich laut BaFin aber ebenso aus wie die Taxonomieverordnung.

Fondsindustrie soll sich zu Plänen äußern

Die geforderte Mindestinvestitionsquote in nachhaltige Vermögensgegenstände soll bei 75% liegen. Diese Vermögensgegenstände müssen wesentlich dazu beitragen, Umwelt- oder soziale Ziele zu erreichen. Hinzu kommen Höchstgrenzen. So dürfen etwa maximal 10% aus der Energiegewinnung oder dem sonstigen Einsatz von fossilen Brennstoffen stammen. Eine nachhaltige Anlagestrategie zu verfolgen kann dagegen zum Beispiel ein Best-in-Class-Ansatz sein. Damit auch passive Investments als nachhaltig beworben werden können, dürfen Fonds alternativ einen nachhaltigen Index abbilden. Durch ist die Richtlinie aber noch nicht. Die deutsche Fondsindustrie hat im nächsten Schritt bis zum 06.09.2021 Zeit, um sich zu den BaFin-Plänen zu äußern.

BVI reichen Verbesserungen nicht aus

Der deutsche Fondsverband BVI hat sich bereits zu den BaFin-Plänen geäußert. Er beurteilt den Entwurf als spürbare Verbesserung gegenüber der inoffiziellen Vorversion vom April. „Die BaFin hat viele unserer Bedenken berücksichtigt“, sagt Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI. Dennoch seien noch nicht alle kritischen Punkte ausgeräumt. Obwohl der Fondsverband die Verbesserungen begrüßt, betrachtet er den Alleingang der BaFin als kontraproduktiv. Der BVI werde sich weiter dafür einsetzen, dass möglichst schnell eine für den Standort Deutschland bessere Lösung gefunden werde als die nun vorgestellten Leitlinien der BaFin. (mh)

Bild: © cristianstorto – stock.adobe.com

 

Nachhaltigkeit: Viele Bewerbungen für FNG-Siegel

Mit 281 Fonds aus 102 Fondshäusern haben sich diesmal so viele wie noch nie zuvor für den SRI-Qualitätsstandard FNG-Siegel beworben. Das Label versteht sich als wissenschaftlich basierte Orientierungshilfe, um gut gemachte nachhaltige Angebote herauszufiltern.

281 Fonds haben sich für den SRI-Qualitätsstandard FNG-Siegel beworben. Das sind 60% mehr als im letzten Jahr und eine Versiebenfachung seit der Einführung des Gütezeichens im Jahr 2015. Die Zahl der sich bewerbenden Fondshäuser stieg von 73 auf 102. Diese kommen aus 14 Ländern.

Nachdem im Frühjahr die EU-Offenlegungsverordnung zur Transparenz von Nachhaltigkeit in Finanzprodukten in Kraft getreten ist, steht 2022 eine Beratungsverpflichtung für (mehr) Nachhaltigkeit in der Geldanlage an. In jedem Beratungsgespräch müssen dann Nachhaltigkeitspräferenzen abgefragt werden. Jeder Fondsanbieter deklariert seine Produkte nach der Offenlegungsverordnung quasi selbst. „Über Nacht wurden viele existierende, konventionelle Produkte zu Nachhaltigkeitsfonds. Angesichts dieser Angebotsschwemme ist eine externe und unabhängige Prüfung des Inhalts und der Qualität der Nachhaltigen Geldanlage umso wichtiger, um ein glaubwürdiges Produktangebot zu gewährleisten. Allein schon, um ein wichtiges Ziel der EU – die Vermeidung von Greenwashing – sicherzustellen. Hier leistet das FNG-Siegel wertvolle Vorarbeit“, sagt Roland Kölsch, Geschäftsführer der QNG, die als Tochter des Forum Nachhaltige Geldanlagen für das FNG-Siegel zuständig ist.

Als wissenschaftlich basierte Orientierungshilfe will das Siegel Anlegerinnen und Anleger aber auch Versicherungen, Dachfondsmanager, Stiftungen und andere institutionelle Anleger dabei unterstützen, gut gemachte Angebote herauszufiltern.

So wie bekannte Bio-Gütesiegel aus dem Lebensmittelbereich für einfache Wiedererkennbarkeit nachhaltiger Produkte sorgen, versteht sich das FNG-Siegel seit 2015 als führendes Label für Finanzprodukte, die Mindestanforderungen und darüber hinausgehende Merkmale einer glaubwürdigen, professionell verwalteten Nachhaltigen Geldanlage erfüllen.

Die Prüfung der Fonds geschieht durch ein externes unabhängiges Audit-Team unter der Verantwortung von Prof. Dr. Timo Busch von der Research Group on Sustainable Finance der Universität Hamburg. Auch die Universität Kassel unterstützt bei der Prüfarbeit des zuletzt stark gewachsenen Labels. Zusätzlich begleitet ein unabhängiges Komitee mit interdisziplinärer Expertise den Prüfprozess.

Die Methodik des FNG-Siegels wurde, dort wo bereits möglich, an die EU-Regulatorik und den bisherigen Stand des noch nicht finalen Zielmarktkonzepts der deutschen Verbände angepasst. Neben der Aufnahme der Tabakproduktion als Ausschlusskriterium wurde die Toleranzgrenze für den Mindestausschluss zur Kohlestromerzeugung von 25% auf 10% gesenkt, um dem CO2-Thema noch besser gerecht zu werden. Die Achtung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung zählen auch zukünftig zum Mindeststandard. Daneben sind Atomkraft, Kohlebergbau, Fracking, Ölsande sowie Rüstung tabu.

Hochwertige Nachhaltigkeitsfonds, die sich über das reine FNG-Siegel in den Bereichen „institutionelle Glaubwürdigkeit“, „Produktstandards“ und „Portfolio-Fokus“ besonders hervorheben, erhalten bis zu drei Sterne.Die Ergebnisse zum FNG-Siegel 2022 werden am 25.11.2021 im Rahmen einer offiziellen Feier auf dem Frankfurter Römerberg veröffentlicht. (ad)

Bild: © Stockwerk-Fotodesign – stock.adobe.com

 

„Die gleichen Methoden, die auch Wahrsager benutzen“

Börsengurus versprechen oft schnellen Reichtum oder auf der anderen Seite den Weltuntergang. Prof. Hanno Beck hat einen Warnkatalog erstellt, wie man diese enttarnen kann. Sie weisen dem Experten zufolge auch Parallelen zu Verschwörungstheoretikern auf.

<h5>Interview mit Prof. Hanno Beck, Autor und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim.</h5><h5>Herr Beck, Sie haben einen Warnkatalog erstellt, mit denen Anleger dubiose Experten entlarven können. Hat das Phänomen wieder zugenommen, oder was war der Anlass dafür?</h5><p>Ich glaube, es ist nie kleiner geworden. Generell haben Leute, die entweder Reichtum bis in alle Ewigkeit versprechen oder die ewige Verdammnis prophezeien, natürlich in extrem volatilen Zeiten Konjunktur. Ihre Masche funktioniert immer dann besonders gut, wenn die Leute besonders ängstlich oder euphorisch sind. </p><h5>Was sind die verbreitetsten Tricks und Aussagen solcher Gurus?</h5><p>Der Klassiker ist zum Beispiel der mexikanische Scharfschütze. </p><h5>Was macht diesen aus?</h5><p>Sie schießen mit möglichst vielen Schüssen auf ein Scheunentor und pinseln danach eine Zielscheibe um die Einschusslöcher. Im Anschluss sagen sie, dass sie ja so gut getroffen haben. Wer möglichst viele Prognosen macht, wird immer mit einigen davon recht behalten. Diese richtigen Prognosen werden lautstark vermarktet. Über die anderen 100, die komplett daneben lagen, wird der Mantel des Schweigens gelegt. Man sollte einen Analysten nicht anhand seiner korrekten Prognosen beurteilen, sondern anhand seiner Erfolgsquote. Ich wette mit Ihnen, bei den meisten läge die Quote gerade einmal bei 50%. Da können Sie auch eine Münze werfen. </p><p>In dieselbe Kerbe schlägt die Strategie der kaputten Uhr. Sie müssen den Zeitraum ihrer Prognose nur lang genug wählen. Auch eine kaputte Uhr geht zwei Mal am Tag richtig. Gleiches gilt für Börsenprognosen. Irgendwann wird der Dax sicher mal über 20.000 steigen. </p><h5>Sagt der Börsenguru Hanno Beck ...</h5><p>Der dann im besten Falle auch noch möglichst vage bleibt. Das ist keineswegs ein neues Phänomen. Schon die Weissagungen des Nostradamus sind spektakulär eingetroffen. Warum? Weil er hinreichend unpräzise geblieben ist. Das sind die gleichen Methoden, die auch Wahrsager benutzen. Man schaut in die Hand oder Glaskugel und bleibt dann so unpräzise, dass man in den meisten Fällen recht hat. Ich spüre gerade, dass es einen wichtigen Menschen in Ihrem Leben gibt. Der ist ein wenig jünger als Sie. Zudem haben Sie eine sehr enge Bindung zu dieser Person. </p><h5>Herr Beck, woher wissen Sie das?</h5><p>Sehen Sie. Solche Aussagen treffen auf fast jeden zu. Irgendwann steigen die Leute dann darauf ein und sagen: Ja genau, das ist meine Frau oder mein Mann, und geben dem Wahrsager selbst die richtigen Stichwörter für weitere Prophezeiungen. Gurus machen eine vage Prognose und die Leute legen dann das hinein, was sie ohnehin glauben oder was sie hören wollen. Das Ganze wird dann am besten noch bedeutungsschwanger formuliert. </p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Gibt es auch Ähnlichkeiten zu allgemeinen Verschwörungstheorien, die viel Zulauf gewonnen haben?--><h5>Gibt es auch Ähnlichkeiten zu allgemeinen Verschwörungstheorien, die viel Zulauf gewonnen haben?</h5><p>Ja, ich glaub schon. Wenn Sie Guru werden wollen, dann müssen Sie in allererster Linie laut trommeln. An der Börse sind das spektakuläre Prognosen, in Politik und Gesellschaft die großen Weltverschwörungen. Das ist etwas, worunter seriöse Wissenschaftler leiden. Eine nüchterne und differenzierte Analyse verkauft sich nicht annähernd so gut wie eine spektakuläre Schlagzeile. Das Kunstfertige daran ist, dass Sie nicht einfach irgendetwas verkaufen können. Das Ganze muss dann noch durch eine in sich schlüssige Geschichte untermauert werden. </p><h5>Was ist rein vom Erzählerischen Ihre Lieblingstheorie?</h5><p>Meine Lieblingsverschwörungstheorie sind ganz klar die Echsenmenschen. Das ist so skurril, aber erzählerisch auf irgendeine Weise auch genial konstruiert. Man nehme echte, wahre Fakten. Aber nur Teile davon und baut sie in die eigene Erzählung ein und gibt ihnen eine andere Bedeutung. Diese Erzählung vermischen Sie dann mit nicht widerlegbaren Theorien, die durch die Fakten eine gewisse Plausibilität bekommen. Es ist schon eine Kunst, das gescheit hinzubekommen und dann auch noch eloquent, sauber und logisch konsistent umzusetzen.</p><h5>Was braucht es noch für einen erfolgreichen Guru?</h5><p>Im letzten Schritt müssen Sie sich noch gegen jegliche logischen und sachlichen Angriffe immunisieren. Zum Beispiel indem man behauptet, dass Kritiker ihre Kritik nur äußern, weil sie von den Reptilienmenschen bezahlt werden. Wichtig ist dabei immer, dass Aussagen nicht falsifizierbar sind. Sie können zum Beispiel nicht falsifizieren, dass es den Weihnachtsmann gibt. Man kann zwar behaupten, ihn auf der ganzen Welt gesucht und nicht gefunden zu haben. Aber haben Sie auch wirklich überall gesucht? Und es ist ja ohnehin klar, dass man ihn nicht findet, denn er ist doch immer da, wo man ihn nicht sucht. Ähnlich gehen Verschwörungstheoretiker und Börsengurus mit ihren Theorien vor. Wenn ihre Theorien nicht falsifizierbar sind, finden sie auf Kritik immer einen argumentativen Ausweg.</p><h5>Und das verfängt bei den Menschen tatsächlich?</h5><p>Ja. Hinzu kommt, dass, wenn Sie sich einmal eine Meinung gebildet haben, Sie dazu tendieren, alle weiteren Aussagen im Kontext Ihres Meinungsbildes einzuordnen. Es ist zudem schwer, sich von einer einmal eingenommenen Einstellung zu verabschieden. Dann muss man sich schließlich vor seinem gesamten Umfeld die Blöße geben. Wer will schon seiner Frau und seinen Nachbarn erklären, dass man jahrelang falsch gelegen hat? Eventuell findet man einen argumentativen Ausstieg, zum Beispiel, dass die Echsenmenschen die Welt verlassen haben und deshalb die Welt nun nicht mehr steuern. Auch Anlegern fällt es oft schwer, sich Fehler einzugestehen. Da liegen dann Anlageleichen noch jahrelang im Depot oder es wird sogar nachgekauft, um den durchschnittlichen Kaufkurs zu senken. Hier wie da geht es um menschliche Schwächen. Der erste wichtige Schritt ist, sich dieser Schwächen bewusst zu werden, denn dann kann man besser damit umgehen.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Keine Verschwörungstheorie ist die Inflation. Sie kletterte zuletzt auf 2,5%. Kommt die Inflation nun dauerhaft zurück oder ist das eher ein kurzes Aufflackern? --><h5>Keine Verschwörungstheorie ist die Inflation. Sie kletterte zuletzt auf 2,5%. Kommt die Inflation nun dauerhaft zurück oder ist das eher ein kurzes Aufflackern? </h5><p>Darauf kann ich nur die klassische Antwort eines Ökonomen geben: Es kommt darauf an. Dafür spielen vor allem zwei Einflüsse eine Rolle. Kurzfristig ist das ganz klar die Corona-Pandemie. Da deutet einiges darauf hin, dass es kurzfristig zu erhöhten Preisen kommt. Auf der Angebotsseite sind Lieferketten unterbrochen und Kapazitäten reduziert worden. Die Frage ist, wie schnell sich das wieder aufbauen lässt. Auf der anderen Seite, der Nachfrageseite, sehen wir, dass die Leute im vergangenen Jahr sehr viel mehr gespart haben als sonst. Diese Überschussersparnisse drohen jetzt zu einer deutlich erhöhten Nachfrage zu werden. Dazu kommen noch die umfassenden Fiskalpakete der Regierungen. All das sprich kurzfristig für inflationäre Tendenzen. Teilweise sehen wir sie ja bereits. </p><h5>Und langfristig?</h5><p>Auch da sieht es zumindest problematisch aus. Seit mehr als zehn Jahren fluten die großen Notenbanken die Welt mit Geld. Zumindest nach alten Lehrbuchtheorien deutet das langfristig auf erhöhte Preise hin. Hinzu kommen noch die bereits erwähnten umfassenden Fiskalpakete und die historisch niedrigen Zinsen. Wenn die Staaten zudem irgendwann mal von ihren Schuldenbergen herunterkommen wollen, ist Inflation die scheinbar bequemste Möglichkeit.</p><h5>Ist die Theorie aber so einfach auf die Praxis übertragbar?</h5><p>Kritiker der Hypothese sagen, dass wir diese Entwicklung ja schon seit Jahren haben und dennoch nichts von einer Inflation gesehen haben. Eine Theorie, die ich durchaus unterstütze, besagt, dass die riesigen Geldmengen nicht in die Gütermärkte, sondern nur in die Vermögensmärkte fließen. Statt zu einer Güterinflation kommt es deshalb zu einer Inflation der Vermögenspreise. Die normale Inflation misst nur die Teuerung eines Güterkorbes. Vermögensgüter wie Aktien, Anleihen Immobilien oder Rohstoffe fließen darin nicht mit ein. Das könnte zum Teil erklären, warum der Dax so hoch ist und warum Immobilien so teuer sind. Vielleicht haben wir also die ganze Zeit auf die falsche Inflation gestarrt, nämlich auf die Inflation von Brokkoli und Pizza. Die sind nach wie vor relativ günstig. Aktien und Immobilien nicht mehr. Dann kommt etwas anderes hinzu.</p><h5>Was?</h5><p>Die Erwartungen. Die Leute machen sich ein Bild davon, wie Wirtschaft funktioniert, und reagieren darauf. Steigende Geldmengen und hochverschuldete Staaten bedeuten für sie eine zukünftige Inflation. Auf diese Erwartung reagieren sie bereits, bevor die Inflation kommt, und fliehen zum Beispiel in Sachwerte, um der drohenden Inflation zu entkommen.</p><h5>So ganz rational agieren die Sparer aber nicht, wenn sie so viel Geld wie nie auf Sparbüchern und Girokonten bunkern ...</h5><p>Ja, das liegt an der Habitualisierung. Übersetzt: Wir tun das, was wir immer tun. In dem Fall also bei steigender Unsicherheit mehr Geld auf das Sparbuch legen. Das scheint gerade in der deutschen Mentalität fest verankert zu sein. Zum Teil erbt man das Investmentverhalten der Eltern. Und unsere Eltern haben oft ihr Leben lang gesagt: Wir gehen auf Nummer sicher. Aktien waren lange Zeit nicht Teil der deutschen Anlagekultur. Und als sie es geworden sind, ging es Anfang der 2000er-Jahre ordentlich in die Grütze. Für die deutsche Aktienkultur kam der Zusammenbruch des Neuen Markts zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Das wirkt sicherlich bis heute nach.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Sie selbst haben schon 2014 in einem Buch von der großen Geldschmelze gesprochen. Sind Sie damit nicht auch ein Crash-Prophet?--><h5>Sie selbst haben schon 2014 in einem Buch von der großen Geldschmelze gesprochen. Sind Sie damit nicht auch ein Crash-Prophet?</h5><p>Ich bin Rheinhesse und der Rheinhesse ist von Natur aus ein optimistischer Mensch. Aber ehrlich gesagt deuten alle Fakten, die ich kenne, darauf hin, dass das nicht gut gehen kann. Hochgradig überschuldete Staaten, aufgeblähte Geldmengen, negative Zinsen, um mal die wichtigsten Fakten zu nennen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass langfristig eine Welt mit negativen Zinsen möglich ist. Wie soll das funktionieren? </p><h5>Bisher ging es aber gut ...</h5><p>Dieses Argument erinnert mich ein wenig an den Mann, der vom 22. Stock eines Hochhauses springt, und als er am 13. Stockwerk vorbeifliegt, denkt er sich: „Bis jetzt ist ja alles gut gegangen.“ Man hat sehr kritische Anreize geschaffen. </p><h5>Wie sehen diese aus?</h5><p>Man könnte übertrieben gesagt aufgrund der Negativzinsen einfach 100 Mio. Euro aufnehmen und dann von den negativen Zinsen leben. Auch die Anreize für das Investieren sind kritisch. Wenn Kapital zu billig ist, wird es verschleudert. Das führt dazu, dass Investments gemacht werden, die völlig unsinnig sind. Und das ist dann wirklich Kapitalvernichtung. Welche Folgen das haben kann, hat nicht zuletzt die letzte große Immobilien- und Finanzkrise gezeigt. Mikroökonomisch sind solche Anreize verheerend. Es läuft aktuell ein historisch einmaliges Experiment. </p><h5>Das klingt jetzt aber sehr nach einem Crash-Prophet-Guru und dem Ende der Welt. Sollen wir Sie Arm in Arm mit einer Echse abbilden?</h5><p>Mag sein, dass das negativ klingt. Überschuldete Staaten, aufgeblähte Geldmengen, negative Zinsen sind aber Fakten und keine Verschwörung. Und beim Blick auf diese bekomme ich als Mikroökonom ein sehr mulmiges Gefühl. In Europa kommt noch erschwerend hinzu, dass wir eine Währungsunion haben, die nicht funktioniert. Die Folgen der Corona-Pandemie können zudem dazu führen, dass die EU-Staaten noch weiter auseinanderdriften und die Spannungen in der Währungsunion noch größer werden. Wenn ich all die Fakten zusammentrage, sehe ich kein gutes Gesamtbild. Ich kann aber überhaupt nicht sagen, ob, wann und wie wir wieder einen Weg aus dieser Situation herausfinden. Das können nur Gurus. Zumindest würden sie vorgeben, dass sie es können. Ich kann dagegen nicht sagen, wann das Experiment schiefgehen wird. Vielleicht geht es auch gut und wir finden einen Weg heraus, der nicht zu größeren Verwerfungen führt. Am wahrscheinlichsten ist, dass man sich mit mehreren Maßnahmen irgendwie durchwurstelt, inklusive kleinerer Katastrophen. Für einen genauen Blick in die Zukunft, muss ich Sie aber an eine Wahrsagerin verweisen. </p><h5>Was kann man Anlegern in dieser Situation raten?</h5><p>Das sind die langweiligen Sachen: Nicht alle Eier in einen Korb, nur mit Geld spekulieren, das man auch wirklich hat, langfristig denken und Ähnliches. Nur weil etwas alt und langweilig ist, heißt es noch lange nicht, dass es in der Breite der Öffentlichkeit erklärt ist. Die alten Weisheiten sind zudem vor allem deshalb alt geworden, weil sie sich bewährt haben. Gerade Inflation ist ein systemisches Risiko. Dem kann niemand entkommen. Die Alternative zu langweiligen Anlageratschlägen ist daneben noch: Hauen Sie es raus. Haben Sie Spaß. Gönnen Sie sich Dinge, die Sie sich sonst nicht gönnen würden. Was ebenfalls immer eine gute Rendite abwirft, ist Bildung. Zum einen in Form eines besser bezahlten Jobs, zum anderen in Form einer Bereicherung der eigenen Persönlichkeit. Und vielleicht hilft sie auch dabei, Anlagegurus und Verschwörungstheoretiker leichter zu entlarven.</p><h5>Über den Autor</h5><p>Hanno Beck ist nicht nur Ökonom, sondern auch Sachbuchautor und Hochschullehrer sowie ehemaliger Wirtschaftsjournalist. Von 1998 bis 2006 war er Redakteur für Wirtschaft und Finanzmärkte bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Seit 2006 ist er Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim. Zudem war Beck mehrmals Lehrbeauftragter an verschiedenen deutschen Fachhochschulen sowie an der Warsaw School of Economics. 2007 erhielt er den deutschen Journalistenpreis in der Kategorie Vermögensverwaltung, 2013 den deutschen Finanzbuchpreis für den Titel „Geld denkt nicht“. </p><p>Abseits der Finanzwelt widmet er sich der Labradordame Lillie und hat mit „Alles, was Recht ist. Eine Geschichte für kleine Juristen“ auch das Feld der Kinderbücher als Co-Autor betreten. Nicht zuletzt das hat ihn gelehrt, wie man komplizierte Dinge möglichst einfach und anschaulich herunterbricht und erklärt. </p><p>Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 07/2021, Seite 56 f., und in unserem <a href="http://epaper.asscompact.de/asscompact-07-2021/65746324&quot; target="_blank" >ePaper</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Andrey Popov – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/55D827AA-914F-4391-BC55-B4422FEE89A9"></div>

 

Mandelbäume: ForestFinance startet neues Direktinvestment

ForestFinance, Anbieter von Wald-Direktinvestments, läutet den Vertrieb von Oase 2, einem Investment in die Aufforstung von bio-zertifizierten Mandelbäumen in Marokko, ein. Investoren erhalten eine definierte Fläche zugeteilt, ForestFinance übernimmt die Bewirtschaftung.

Der Bonner Anbieter von Wald- und Agroforstinvestments, ForestFinance, startet ein neues nachhaltiges Projekt und gibt den Vertriebsstart von Oase 2, einem Investment in die Aufforstung von bio-zertifizierten Mandelbäumen in Marokko, bekannt. Es ist das zweite Bio-Investment in Marokko. Das Produkt Oase1 hatte sich auf Oliven und Datteln konzentriert.

Gegenstand von Oase 2 sind Aufbau, Pflege und Ernte von Bio-Mandeln in der Region Errachidia südlich der Berge des Hohen Atlas. Auf einer Fläche von insgesamt ca. 130 Hektar wird das gesamte Areal so umweltschonend wie möglich bewirtschaftet und ein arides Gebiet begrünt, erklärt ForestFinance zum Angebot.

Auszahlung der Netto-Verkaufserlöse

Investoren beteiligen sich in Form eines Direktinvestments, erhalten eine individualisierte und kartographisch erfasste Fläche zugeteilt und beauftragen ForestFinance mit der Aufforstung und Bewirtschaftung der Fläche sowie mit der Ernte und Vermarktung der Mandeln. Die Erlöse aus dem Verkauf der Bio-Mandeln werden nach Abzug der Projektkosten (Netto-Verkaufserlöse) an den Anleger ausbezahlt.

Renditeerwartung über 5%

Es ist eine Laufzeit von rund 13 Jahren angesetzt. Die Mindestinvestition berägt 3.580 Euro für 1.000 qm. ForestFinance erwartet eine Rendite von ca. 5,4% IRR. Weitere Informationen finden sich unter www.forestfinance.de. (bh)

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Bundestagswahl: BVI nimmt Wahlprogramme unter die Lupe

Der BVI hat die Wahlprogramme der großen Parteien zur Bundestagswahl bewertet und stellt basierend darauf einige Forderungen an die Politik. Mit dem Programm von Grünen und Linken liegt der BVI häufig überkreuz. Mit den Forderungen der FDP ergeben sich zahlreiche Überschneidungen.

Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) hat die Wahlprogramme der großen deutschen Parteien für die Bundestagswahl analysiert und im Hinblick auf fünf Themenbereiche bewertet:

  • Aufsicht und Verbraucherschutz
  • Finanzplatz Deutschland
  • Steuern
  • Nachhaltigkeit
  • Altersvorsorge

Aus dieser Bewertung leitet der BVI Forderungen ab, die er an die Politik stellt – ganz unabhängig von der Zusammensetzung der künftigen Regierungskoalition.

Flexible Garantien und faire Kosten

Zum Thema Altersvorsorge fordert der BVI von der Politik, flexible Garantien in Altersvorsorgeprodukten wie der bAV oder staatlich geförderten, privaten Vorsorgelösungen wie der Riester-Rente zuzulassen. Darüber hinaus soll die Politik faire Kosten für Sparer wie auch Anbieter gewährleisten.

BVI sieht Staatsfonds-Konstrukte kritisch

Des Weiteren besteht der BVI darauf, keine Wettbewerbsverzerrungen durch einen eigenen Staatsfonds zu schaffen. Dabei handelt es sich um eine Forderung, die sich in erster Linie gegen das Konzept der Grünen für einen öffentlich verwalteten Bürgerfonds richtet, der als Standardprodukt für bAV und als Riester-Ersatz dienen soll. In den Wahlprogrammen der anderen im Bundestag vertretenen Parteien finden sich keine Pläne zu einem Staatsfonds – wenngleich die Unionsparteien noch nicht spezifiziert haben, wie das Fondsvehikel für ihre „Generationenrente“ strukturiert sein soll (AssCompact berichtete).

Keine Wettbewerbsnachteile durch Nachhaltigkeit

Zum Thema Nachhaltigkeit fordert der BVI von den Parteien, keine nationalen Sonderwege einzuschlagen und die Anforderungen an nachhaltige Produkte innerhalb der EU zu harmonisieren. Diese beiden Forderungen beziehen sich unter anderem auf die Sorge, Deutschland könne Wettbewerbsnachteile erleiden, wenn die kommende Bundesregierung in ihren Nachhaltigkeitszielen noch über die Vorgaben der EU hinausgehe.

Sparer-Pauschbetrag

Beim Thema Steuern fordert der BVI eine deutliche Erhöhung des Sparer-Pauschbetrags von 801 Euro auf mindestens 1.000 Euro. Sollte der Sparer-Pauschbetrag in einem Jahr nicht voll ausgeschöpft werden, sollen Sparer die angesammelten Beträge später nutzen können. Die Unionsparteien und die FDP setzen sich in ihrem Wahlprogramm für eine Erhöhung des Sparer-Pauschbetrags ein. Zusätzlich will die FDP Kapitalerträge nach einer Spekulationsfrist von drei Jahren sogar gänzlich steuerfrei stellen.

Soli, Finanztransaktions- und Abgeltungsteuer

Des Weiteren möchte der Verband, dass die künftige Bundesregierung den Solidaritätszuschlag komplett abschafft – aktuell fällt er noch für Besserverdienende und auf Kapitalerträge an. Auch AfD, FDP und Union planen eine komplette Abschaffung des Soli. Darüber hinaus fordert der BVI die Parteien auf, keine Finanztransaktionssteuer einzuführen und die Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge zu erhalten, anstatt sie wieder mit dem herkömmlichen Einkommenssteuersatz zu belegen. Gegen die Einführung einer Finanztransaktionssteuer spricht sich nur die FDP explizit aus. Grüne und Linke möchten die Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge abschaffen.

Weniger Bürokratie und Stärkung der Blockchain-Technologie

Für die Stärkung des Finanzplatzes Deutschland fordert der BVI den Abbau von Überregulierungen auf EU-Ebene und die Gründung einer nationalen Blockchain-Initiative im Asset-Management. Des Weiteren soll der digitale Euro als Distributed-Ledger-Technologie (DLT) eingeführt werden. Lediglich die FDP hat sich in ihrem Wahlprogramm explizit für eine Förderung von Krypto-Währungen und der Blockchain-Technologie ausgesprochen.

Wettbewerbsfähigkeit als Ziel von Aufsicht und Verbraucherschutz

Zum Themenkomplex Aufsicht und Verbraucherschutz fordert der BVI, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Finanzbranche als Regulierungs- und Aufsichtsziel zu verankern. Mit den Vorhaben von Grünen und Linken kann der BVI in diesem Zusammenhang wenig anfangen. So heißt es in der Analyse: „Die Grünen wollen eine Finanzpolizei schaffen und eine Kultur der Skepsis und des Hinterfragens innerhalb der Aufsichtsbehörden etablieren. Zudem sollen alle Vermittler und Berater von der BaFin beaufsichtigt werden. Die Linke will einen Finanz-TÜV einführen und nur Finanztransaktionen mit gesamtwirtschaftlichem Nutzen erlauben.“

Gleichrangige Vergütungsmodelle

Außerdem fordert der BVI die Politik auf, Provisions- und Honorarberatung gleich zu behandeln. Die Parteien des linken Spektrum (SPD, Grüne und Linke) favorisieren in ihren Wahlprogrammen jedoch die Honorarberatung und möchten Abschlusskosten und Gebühren gesetzlich begrenzen.

Standort der EU-Behörde gegen Geldwäsche

Des Weiteren fordert der Branchenverband, dass die neue EU-Behörde zur Geldwäschebekämpfung (AMLA) in Frankfurt angesiedelt werden soll (AssCompact berichtete). Außerdem wünscht sich der BVI, dass sich die Aufsichtsbehörden gegen Wettbewerbsverzerrungen einsetzen. (tku)

Bild: © Andrey Popov – stock.adobe.com

 

Franklin Templeton lanciert Fonds nach Vorgaben von Standard Life

Franklin Templeton hat den Franklin ESG-Focused Balanced Fund aufgelegt. Er wurde nach Vorgaben von Standard Life konzipiert und ist das erste Multi-Asset-Produkt von Franklin Templeton, das nach § 8 der EU-Transparenzverordnung zugelassen ist und ein FNG-Siegel erhält.

Die Fondsgesellschaft Franklin Templeton hat die Auflegung des Franklin ESG-Focused Balanced Fund bekanntgegeben. Der Fonds wird in neun europäischen Ländern, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz, registriert und wurde in enger Zusammenarbeit mit Ankerinvestor Standard Life in Deutschland entwickelt.

Verbindliche ökologische und soziale Vorgaben

Der Franklin ESG-Focused Balanced Fund ist die erste ESG-Multi-Asset-Strategie, die vom Franklin Templeton Investment Solutions (FTIS) Team aufgelegt wurde. Der Fonds ist konform mit § 8 der EU-Transparenzverordnung und investiert nach verbindlichen ökologischen und sozialen Vorgaben. Darüber hinaus hat er ein FNG-Siegel auf dem deutschen Markt erhalten und bewirbt sich derzeit erneut um dieses Nachhaltigkeitssiegel für das kommende Jahr.

Diversifikation trifft Nachhaltigkeit

Das Anlageziel des Franklin ESG-Focused Balanced Fund ist der Aufbau eines diversifizierten Portfolios aus globalen Aktien und überwiegend europäischen festverzinslichen Wertpapieren. Dabei sollen ESG-Kriterien bei der Auswahl der Anlagen und der Konstruktion berücksichtigt werden. „Dieser Fonds wird allen, die auf der Suche nach nachhaltigen Anlagelösungen sind, eine fortschrittliche und robuste Diversifikationsmöglichkeit bieten“, kommentiert Martin Stenger, Sales Director Business Development Insurance & Retirement Solutions von Franklin Templeton in Deutschland, die Fondsauflage.

Beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Versicherer und Asset-Manager

Christian Nuschele, Head of Sales & Marketing bei Standard Life Deutschland, sieht in dem Fonds „ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit zwischen einem Versicherer und einem Asset-Manager laufen sollte“. Ausgehend vom Bedarf der Versicherungskunden sei Standard Life mit einer Produktidee an Franklin Templeton herangetreten, die dann gemeinsam konkretisiert und von Franklin Templeton hervorragend umgesetzt wurde. „Wir werden den Fonds rechtzeitig zum Jahresendgeschäft in unsere Produkte aufnehmen und so einen entscheidenden, gemeinsamen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit gehen“, meint Nuschele. (mh)

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