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Maklerpools trotz Corona klar auf Wachstumskurs

Der Markt der Maklerpools befindet sich seit Jahren auf Wachstumskurs. Das hat sich auch durch die Corona-Pandemie nicht geändert. Einige Pools haben ihre Provisionserlöse 2020 sogar rasant gesteigert, wie die aktuelle Cash. Hitliste der Maklerpools zeigt.

In der neu veröffentlichten Cash. Hitliste der Maklerpools haben 90% der Pools ihre Provisionserlöse im vergangenen Jahr gesteigert. Der Boom der Maklerpools wurde demnach durch die Corona-Pandemie keineswegs beendet. Zwar hat sich bei 13 Pools das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt. Nur zwei Pools verbuchten 2020 jedoch rückläufige Provisionserlöse.

Fonds Finanz bleibt die klare Nummer 1

Klarer Marktführer bleibt Fonds Finanz. Der Münchener Maklerpool steigerte die Erlöse um 8,4% auf 190,0 Mio. Euro. Im laufenden Jahr soll die Marke von 200 Mio. Euro geknackt werden. Einen immensen Satz nach vorne machte Fondsnet. Das Unternehmen aus Erftstadt hat die Provisionserlöse 2020 nahezu verdoppelt und rangiert mit 153,9 Mio. Euro nun auf dem zweiten Platz. Zwei Drittel davon entfielen auf das Haftungsdach von Fondsnet. Fondsnet hat damit auch Netfonds überholt. Die Hamburger steigerten die Erlöse zwar um mehr als ein Viertel, liegen mit 143,3 Mio. Euro aber nur noch auf Rang 3.

Blau Direkt um mehr als ein Drittel gewachsen

Auch der Rest der Top 10 verbuchte deutliche Wachstumsraten. Jung, DMS & Cie. steigerte die Provisionserlöse um 10% auf 122,9 Mio. Euro, Domcura um 12% auf 101,7 Mio. Euro. Alle andere Pools lagen 2020 unter der Marke von 100 Mio. Euro. Platz 6 belegte Fondskonzept. Der Maklerpool aus Illertissen steigerte seine Umsätze um ein Achtel auf 86,1 Mio. Euro. Dennoch könnte er in diesem Jahr überholt werden, denn Blau Direkt folgt mit 83,0 Mio. Euro nur noch knapp dahinter, verzeichnete 2020 aber erneut ein sprunghaftes Wachstum um 38%. Hinter Blau Direkt komplettieren Qualitypool (64,9 Mio. Euro, +10%), BCA (59,8 Mio. Euro, +8%) und 1:1 Assekuranzservice (42,0 Mio. Euro, +8%) die Top Ten der deutschen Maklerpools. (mh)

Die vollständige Cash. Hitliste der Maklerpools ist hier zu finden.

Bild: © Wipas – stock.adobe.com

 

ETFs übertreffen das Rekordjahr 2019

Die Nachfrage nach ETFs hat neue Rekorde aufgestellt. Das zeigt der aktuelle Lyxor ETF Money Monitor. Demnach haben die Nettozuflüsse in Europa im bisherigen Jahresverlauf das bisherige Rekordjahr 2019 noch einmal übertroffen.

Die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie setzt sich fort – das zeigt sich auch an den europäischen ETF-Märkten. So haben ETFs bereits im Juli 2021 bei den Nettozuflüssen den Rekord aus dem Jahr 2019 übertroffen und bereits 104,2 Mrd. Euro eingesammelt. Seit Beginn des Jahres flossen monatlich im Durchschnitt 14,9 Mrd. Euro in ETFs. Seit Anfang 2015 lag der monatliche Durchschnitt bei 6,9 Mrd. Euro. Im Juli 2021 flossen insgesamt 11,8 Mrd. Euro in ETFs.

Trends setzen sich fort

Innerhalb der ETF-Welt setzten sich die wichtigsten Entwicklungen der vergangenen Monate auch im Juli 2021 fort. So sammelten Aktien-ETFs die meisten Vermögenswerte ein, während sich die Zuflüsse in Fixed-Income-Produkte nach einem durchwachsenen zweiten Quartal erholen konnten. Nachhaltige ETFs setzten ihren starken Trend fort und sammelten 8,2 Mrd. Euro ein. Der Großteil davon entfiel auf ESG-Aktien-ETFs.

Anlageklassen im Fokus

Trotz der Rekordzahlen sind ETFs immer noch ein deutlich kleinerer Markt als klassische Fonds. Im Fixed Income Bereich sammelten Fonds und ETFs zum Beispiel zusammen 31,6 Mrd. Euro ein. Davon entfielen 24,8 Mrd. Euro auf Fonds und nur 6,8 Mrd. Euro auf ETFs. Bei den Aktien verzeichneten ETFs und offene Fonds einen Nettozufluss von 20,7 Mrd. Euro. Dabei flossen 15,5 Mrd. Euro in Fonds und 5,3 Mrd. Euro in ETFs. (mh)

Bild: © maxsim – stock.adobe.com

 

So schlagen sich Robo Advisor in der aktuellen Phase

Wie schlagen sich Robo Advisor in der Realität? Das hat Brokervergleich.de in Form eines Echtgeld-Tests untersucht. Das Finanzportal hat darin die Performance von 25 verschiedenen digitalen Vermögensverwaltungen analysiert.

In den letzten Wochen gab es an den Märkten eine seltsame Gemengelage zwischen Entspannungsphasen und Corona-Anspannung. Das schlug sich auch in den Ergebnissen der 25 Robo Advisor im Echtgeld-Test von Brokervergleich.de nieder. Sie erzielten im Juli Performance-Werte zwischen –0,8 und +1,2%. Durchschnittlich reichte es für ein Resultat von knapp +0,5%. Insgesamt 21 Anbieter landeten im Plus, lediglich vier im Minus.

Keiner schlägt die Benchmark I

An der Benchmark I, einer Kombination aus 50% MSCI-World-Aktien und 50% Barclays-Aggregate-Bonds-Anleihen, kam im Juli 2021 kein einziger Robo Advisor vorbei. Diese erreichte einen Wert von +1,6%. Als bester Robo Advisor überquerte peningar mit +1,2% die monatliche Ziellinie. Direkt dahinter reihten sich bevestor mit 1,1% sowie Invesdor, Vividam und Investify mit je 1,0% ein. Die rote Laterne im genannten Zeitfenster ging an growney mit einem Minus von 0,8%. Die Berliner scheiterten damit wie auch Estably (–0,7%), an der Benchmark II, einer Anlage nach der Kommer-Strategie 2015, die auf ein Minus von 0,5% kam.

Estably auf Jahressicht weiter klar vorn

In der seit dem 01.05.2021 laufenden Testphase VII steht derzeit ROBIN, die Online-Vermögensverwaltung der Deutschen Bank, mit einem Plus von 3,8% an der Spitze. Platz 2 geht an Invesdor (+3,7%), Bronze an Visualvest (+3,5%). Nur Minveo (+0,8%) sowie LAIC – My Portfolio Selection (+0,2%) liegen noch unter der 1,0%-Hürde. Alle Anlageroboter liegen somit aber zumindest im positiven Bereich. In Bezug auf die rollierende Zwölf-Monats-Performance liegt Estably mit einem Plus von 27,2% weiter deutlich vor dem Verfolgerfeld. In ähnliche Dimensionen dringt nur noch Fidelity Wealth Expert mit einer positiven Performance von 21,2% vor. (mh)

Bild: © phonlamaiphoto – stock.adobe.com

 

Das Pariser Klimaabkommen als Blaupause für Klimainvestments

Klimagerechtes Investieren gewinnt immer stärker an Bedeutung. Das liegt nicht nur an einem grundlegenden Wandel in der Gesellschaft, sondern auch an politischen und regulatorischen Vorgaben. Mithilfe von Paris-aligned ETFs kann das Pariser Klimaabkommen zur Blaupause für klimagerechtes Investieren werden.

<h5>Von Martin Stenger, Sales Director Business Development Insurance & Retirement, und Marcus Weyerer, Senior ETF Specialist bei Franklin Templeton Investments </h5><p>Seit März gilt die Offenlegungs- oder Transparenzverordnung der Europäischen Union. Die neue Regulatorik betrifft nicht nur Vermögensverwalter, sondern auch Versicherer, Pensionskassen und eine ganze Reihe weiterer Finanzmarktteilnehmer. Und schon bald müssen auch Berater beim Kunden verpflichtend nachfragen, in welchem Umfang dieser nachhaltig investieren will. </p><h5>Verordnung schafft Transparenz und Nachvollziehbarkeit</h5><p>Die Verordnung sorgt für Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Greenwashing, also das Vortäuschen von Nachhaltigkeit, wo keine Nachhaltigkeit existiert, soll damit unterbunden werden. Die Verordnung versetzt Berater in die Lage, sich stärker mit Kunden in unserer gemein­samen Verpflichtung zu verbünden, Kapital nachhaltig zu allokieren, um letztlich bessere, im doppelten Sinne nachhaltige Ergebnisse für alle zu erzielen. Kapitalströme werden also nun – von EU-politischer Instanz aus so gewollt – in nachhaltige Anlagen umgeleitet. Die Wirkung – und das zeigen die enormen Zuflüsse in nachhaltige Anlagen in den letzten Monaten – übertrifft bisherige Anstrengungen, unsere Gesellschaft nachhaltiger zu gestalten. </p><h5>Ehrgeiziger Fahrplan</h5><p>Im Jahr 2015 verpflichteten sich die Regierungen der Welt kollektiv zur Bekämpfung des Klimawandels. Das Ergebnis war das Pariser Abkommen der Vereinten Nationen, mit dem der globale Temperaturanstieg begrenzt werden soll. Das Abkommen sieht einen ehrgeizigen Fahrplan vor: Wenn durch entsprechende Verpflichtungen, politische Maßnahmen und Aktionen zwischen 2020 und 2030 die Treibhausgasemissionen jedes Jahr um 7% reduziert werden, können wir die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen und somit die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abwenden. Um diese Energie- und Klimaziele bis 2030 zu erreichen, werden jährlich rund 180 Mrd. Euro an zusätzlichen Finanzmitteln benötigt. </p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Chancen für Innovationen und Effizienzsteigerungen--><h5>Chancen für Innovationen und Effizienzsteigerungen</h5><p>Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft birgt viele neue Chancen für Innovationen und Effizienzsteigerungen. Innovative Unternehmen, die neue emissionsarme Produkte und Dienstleistungen entwickeln, könnten ihre Wettbewerbsposition verbessern und von den sich verändernden Verbraucher- und Herstellerpräferenzen profitieren. Zum Beispiel gibt es viele neue Investitionsmöglichkeiten rund um die Energiequellen der Zukunft, da neue Technologien und KI-Software immer besser werden und Energieerzeugung, Energiespeicherung und Energienutzung enger miteinander verknüpfen. Immer mehr Anleger fordern daher, dass Unternehmen eine Klimastrategie ausarbeiten, um solche Chancen bestmöglich zu nutzen. </p><p>Mit dem EU-Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen möchte die Europäische Kommission in zehn Schritten Nachhaltigkeitsaspekte im Finanzsystem verankern und privates Kapital in Investitionen zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele lenken. Einer der Schritte ist, Referenzwerte für Nachhaltigkeit zu entwickeln, um Investitionen zu fördern, die auf das Pariser Abkommen abgestimmt sind. Die EU legte Mindeststandards für zwei Arten von Klima-Referenzindizes fest, damit die Indizes vergleichbar und transparent sind: die EU-Benchmark für den klimabedingten Wandel (EU CTB) und die auf die Klimaziele von Paris abgestimmte „Paris-aligned“ EU-Benchmark (EU PAB), wobei Letztere maßgeblich stringentere Kriterien anlegt. Die Klima-Referenz-Benchmarks sollen vor allem die Transparenz von Anlageinstrumenten garantieren und das Risiko von Greenwashing durch gemeinsame Standards, Ziele und quantitative Größen auf ein Minimum senken.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Neue Klasse von Benchmarks zur Bewältigung des Klimawandels--><h5>Neue Klasse von Benchmarks zur Bewältigung des Klimawandels</h5><p>Die neuen Klima-Benchmarks nutzen den rasch wachsenden Pool an verfügbaren Daten und Analysen und bewerten, wie die einzelnen Unternehmen auf das Szenario einer Erderwärmung um 1,5 oder 2 Grad ausgerichtet sind. Das Ziel ist es nicht nur, rückblickend klimafreundliche Unternehmen zu identifizieren, sondern vor allem auch jene, die die mit dem Klimawandel einhergehenden Chancen in Zukunft nutzen werden – also jene sich transformierende Unternehmen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und auch für wirtschaftlichen Erfolg zu interpretieren wissen. Das Research für die Benchmarks bezieht sich auf unabhängig bewertete, wissenschaftlich fundierte Ziele, die CO<sub>2</sub>-Emissionen sowie auf zukunftsorientierte Produkt-, Strategie-, Emissions- und Politikpläne.</p><h5>Flexible Instrumente für den Portfolioaufbau</h5><p>Da die Paris-aligned EU-Benchmark gegenüber der CTB-Benchmark der strengere der beiden EU-Referenzwerte ist, haben die Index­anbieter STOXX und S&P auf Grundlage ebendieser Benchmark neue Indizes für verschiedene Anlageregionen erstellt. Dabei arbeiten die beiden mit führenden Spezialisten für CO<sub>2</sub>-Daten wie Trucost oder ISS zusammen, um die neuen Richtlinien der EU zu erfüllen. Infolgedessen weisen deren Paris-aligned Indexvarianten ehrgeizige CO<sub>2</sub>-­Reduktionsziele auf und strenge Regeln im Hinblick auf ESG (Umwelt, Soziales und Governance). </p><h5>Was bedeutet das für Anleger?</h5><p>Paris-aligned OGAW-konforme Smart Beta ETFs wie etwa von Franklin Templeton sind ein Beispiel dafür, wie die neuen Klima-Benchmarks der EU die Entwicklung flexibler Instrumente für die Portfolio-Allokation vorangetrieben haben. Die diversifizierte Struktur dieser Fonds zeigt, dass es sich bei ihnen nicht länger um Nischenprodukte handelt, sondern dass sie auf Indizes beruhen, die der neue Standard bei klimagerechten ETF-Anlagen werden könnten.</p><p>Die Zuflüsse in nachhaltige ETFs haben sich 2020 nahezu verdreifacht und auch dieses Jahr wachsen nachhaltige Produkte weiter überproportional. Das globale ESG-ETF-Vermögen beläuft sich auf rund 200 Mrd. US-Dollar. Es ist wahrscheinlich, dass diese Dynamik durch die Kombination aus sich verändernden Anlegerpräferenzen und neuen regulatorischen Vorgaben wie der Transparenzverordnung anhalten wird. Gesellschaftliches Umdenken, aber auch eine anhaltend gute Kursentwicklung von ESG-Anlagen verschaffen der Thematik große Aufmerksamkeit.</p><p>Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 07/2021, Seite 60 f., und in unserem <a target="_blank" href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-07-2021/65746324&quot; target="_blank" >ePaper</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Elnur – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/8B9A255B-6958-4BEF-91B7-CAB45C9C05BE"></div>

 
Ein Artikel von
Marcus Weyerer
Martin Stenger

Ampega übernimmt Kapitalanlage der Frankfurter Leben

Ampega übernimmt die Kapitalanlage der Frankfurter-Leben-Gruppe. Die Konsolidierungsplattform für Lebensversicherungsbestände ist derzeit für Kundengelder im Volumen von rund 10 Mrd. Euro verantwortlich.

<p>Ampega administriert künftig die Kapitalanlage für die Frankfurter-Leben-Gruppe, einer Konsolidierungsplattform für Lebensversicherungsbestände. Damit wächst das Geschäftsvolumen der Ampega Investment GmbH, die als Kapitalverwaltungsgesellschaft im Talanx Konzern für institutionelle und private Kunden tätig ist, um 10 auf 40 Mrd. Euro. Insgesamt verwalten die Ampega Gesellschaften rund 170 Mrd. Euro.</p><h5>Diese Aufgaben übernimmt Ampega</h5><p>Ampega wird vor allem ihre Expertise im Bereich Administration der Kapitalanlage von Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerken einbringen. Neben der Erstellung von Bilanzen und Reportings für die Vermögensbestände stehen Dienstleistungen im Hinblick auf die regulatorischen Vorgaben von Solvency I und II im Mittelpunkt. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und bedanken uns für das Vertrauen in unsere Expertise, das uns die Frankfurter Leben-Gruppe mit ihrer Entscheidung entgegenbringt“, kommentiert Jürgen Meyer, zuständiger Geschäftsführer bei der Ampega Investment GmbH. </p><h5>Wichtiger Schritt zur effizienten Kapitalanlageverwaltung</h5><p>Christian Subbe, der bei der Frankfurter Leben-Gruppe die Kapitalanlage verantwortet, sieht in der Kooperation mit Ampega einen wichtigen Schritt hin zu einer effizienten Kapitalanlageverwaltung. „Wir freuen uns mit der Ampega einen Partner gefunden zu haben, der in der Lage ist unsere Ansprüche an eine effiziente und skalierbare Administration von Kapitalanlagen umzusetzen. Für unser geplantes weiteres Wachstum sehen wir uns damit gut gerüstet.“ (mh)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Vittaya_25 – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/AFCAFE2F-37B4-4962-88F1-A97490B5BE81"></div>

 

Sicherheit statt Nachhaltigkeit: Darauf setzen deutsche Anleger

Nachhaltigkeit ist zwar für jeden zweiten Deutschen bei der Geldanlage mittlerweile wichtig. In der Realität setzten sie aber weiter vor allem auf eins: Sicherheit. Das zeigt eine aktuelle Befragung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA).

Fragt man die Deutschen danach, nach welchen Kriterien sie ihr Geld anlegen, spielt Nachhaltigkeit trotz der allgegenwärtigen Diskussion um Umweltschutz und Klimawandel noch eine untergeordnete Rolle. Und das, obwohl die meisten Banken und Versicherer entsprechende Produkte inzwischen im Portfolio haben und Vermögensberater das Thema aktiv ansprechen.

Wichtig, aber real nur untergeordnet

Zwar geben mehr als die Hälfte (52,8%) der befragten Bürger an, dass Ihnen Nachhaltigkeit bei der Geldanlage wichtig ist. Geht es aber um konkrete Anlageentscheidungen, stehen andere Faktoren im Vordergrund, allen voran die Sicherheit der Anlage gefolgt von Rentabilität und Liquidität. Das ist das zentrale Ergebnis einer Sonderbefragung des  Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA).

Sicherheitsdenken dominiert

Die Befragung ist Teil der Sommer-Ausgabe des Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA). Die befragten Bürger sollten die vier Ziele Sicherheit, Rentabilität, Liquidität und Nachhaltigkeit nach Relevanz ordnen. Sicherheit dominiert klar mit 43%, dahinter folgt bereits mit deutlichem Abstand die Rentabilität mit 27%. Liquidität liegt mit 18% auf Platz drei. Nachhaltigkeit bildet mit nur 13% das klare Schlusslicht.

Bestätigung des traditionell konservativen Anlageverhaltens

„Auf den ersten Blick überraschen die Ergebnisse, denn in anderen Bereichen zeigen sich die Deutschen wandlungsfreudiger. Doch angesichts der vergleichsweise hohen Summen auf deutschen Girokonten und bei Sichteinlagen bestätigen sie auch das traditionell konservative Anlageverhalten“, sagt Professor Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA. „Sicherheit und Nachhaltigkeit schließen sich allerdings nicht gegenseitig aus. Anlagemöglichkeiten mit Nachhaltigkeitsfokus sollten beides gleichermaßen mitbringen. Nur so wird die Finanzwirtschaft ihren auch politisch gewünschten Beitrag leisten können.“ (mh)

Bild: © Robert Kneschke – stock.adobe.com

 

Weltweite Goldnachfrage entwickelt sich stabil

Der World Gold Council hat neue Zahlen zur weltweiten Goldnachfrage veröffentlicht. Demnach entwickelte sich die Nachfrage nach dem Edelmetall im zweiten Quartal 2021 relativ stabil. Vor allem Gold in Form von Schmuck war wieder deutlich stärker gefragt.

Laut dem neuesten Bericht zur Entwicklung der Goldnachfrage des World Gold Council hat die Verbrauchernachfrage nach Gold im zweiten Quartal 2021 zugenommen, wohingegen einige Anleger weniger optimistisch waren. Diese zwei Kräfte trugen zu einer Goldnachfrage von 955,1 t im Laufe des Quartals bei – genauso viel wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum (960,5 t).

Deutlich gestiegene Nachfrage nach Goldschmuck

Zwischen April und Juni zeigten die meisten traditionellen Indikatoren für Goldkäufe von Verbrauchern eine positive Entwicklung. Barren und Münzen erlebten im Jahresvergleich im vierten Quartal in Folge einen Anstieg. Im Dreimonatszeitraum wurden 243,8 t Gold gekauft. Unterdessen kauften Verbraucher 390,7 t Goldschmuck. Das waren 60% mehr als im selben Quartal des Vorjahres.

Gemischtes Bild bei institutionellen Anlegern

Während Verbraucher und Privatanleger weiterhin Gold kauften, war dies bei institutionellen Anlegern nicht durchgängig der Fall. So gab es im zweiten Quartal leichte Nettozuflüsse von 40,7 t in Gold-ETFs. Die Zuflüsse konnten die schwerwiegenden Abflüsse, die die Branche im vergangenen Quartal erlebte, nur teilweise ausgleichen. Damit ist 2021 nach 2014 das erste Jahr mit Nettoabflüssen in den ersten sechs Monaten. Zentralbanken kauften im gesamten Quartal hingegen weiterhin Gold. Die weltweiten Goldreserven wuchsen im zweiten Quartal um 199,9 t.

Ausblick auf die zweite Jahreshälfte

Für das Gesamtjahr prognostiziert der World Gold Council, dass sich die Schmucknachfrage 2021 im Bereich von 1.600 bis 1.800 t bewegen wird. Damit läge der Wert deutlich höher als 2020, aber weiterhin unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Die Investitionsnachfrage wird voraussichtlich im Bereich von 1.250 bis 1.400 t liegen und damit etwas niedriger als 2020. Sie läge damit aber immer noch im Rahmen des Durchschnitts der letzten zehn Jahre. Die Zentralbanken werden 2021 wahrscheinlich weiter Gold auf Nettobasis zum selben oder einem höheren Preis wie 2020 kaufen. Das Goldangebot dürfte derweil leicht steigen. (mh)

Der vollständige Bericht „Gold Demand Trends Q2 2021“ mit umfangreichen Daten von Metals Focus ist hier zu finden.

Bild: © spaghettikku – stock.adobe.com

 

Nachhaltige Fonds: BaFin arbeitet an strengeren Regeln

Nachhaltige Fonds sind nicht zuletzt aufgrund neuer regulatorischer Vorgaben einer der größten Trends des diesjährigen Anlagejahres. Der deutschen Finanzaufsicht BaFin reichen die Regularien aber nicht aus. Sie hat daher nun strengere Regeln erarbeitet, um Greenwashing zu verhindern.

Die BaFin hat einen Entwurf einer neuen Richtlinie für nachhaltig ausgerichtete Investmentvermögen veröffentlicht. Die BaFin geht diesen Schritt laut Exekutivdirektor Dr. Thorsten Pötzsch, um Anleger vor potenziellem Greenwashing zu schützen. „Wo ESG draufsteht, muss auch Nachhaltigkeit drin sein“, so Pötzsch, der bei der BaFin aktuell auch den Bereich Wertpapieraufsicht/Asset Management leitet.

Drei Kriterien für nachhaltige Vermarktung

Investmentvermögen sollen künftig nur noch als nachhaltig vermarktet werden dürfen, wenn die Anlagebedingungen eines von drei Kriterien vorsehen: eine Mindestinvestitionsquote nachhaltiger Vermögensgegenstände, eine nachhaltige Anlagestrategie oder die Abbildung eines nachhaltigen Index.

Europäische Vorgaben ergänzen

Die eigenen Regeln der BaFin sollend die bereits bestehenden europäischen Vorgaben ergänzen. Die in diesem Jahr in Kraft getretene Offenlegungsverordnung berücksichtige zwar, welche Berichtspflichten Fondsanbieter auf Gesellschafts- und Produktebene zu berücksichtigen haben. Zu den Anlagebedingungen von ESG-Fonds schweigt sie sich laut BaFin aber ebenso aus wie die Taxonomieverordnung.

Fondsindustrie soll sich zu Plänen äußern

Die geforderte Mindestinvestitionsquote in nachhaltige Vermögensgegenstände soll bei 75% liegen. Diese Vermögensgegenstände müssen wesentlich dazu beitragen, Umwelt- oder soziale Ziele zu erreichen. Hinzu kommen Höchstgrenzen. So dürfen etwa maximal 10% aus der Energiegewinnung oder dem sonstigen Einsatz von fossilen Brennstoffen stammen. Eine nachhaltige Anlagestrategie zu verfolgen kann dagegen zum Beispiel ein Best-in-Class-Ansatz sein. Damit auch passive Investments als nachhaltig beworben werden können, dürfen Fonds alternativ einen nachhaltigen Index abbilden. Durch ist die Richtlinie aber noch nicht. Die deutsche Fondsindustrie hat im nächsten Schritt bis zum 06.09.2021 Zeit, um sich zu den BaFin-Plänen zu äußern.

BVI reichen Verbesserungen nicht aus

Der deutsche Fondsverband BVI hat sich bereits zu den BaFin-Plänen geäußert. Er beurteilt den Entwurf als spürbare Verbesserung gegenüber der inoffiziellen Vorversion vom April. „Die BaFin hat viele unserer Bedenken berücksichtigt“, sagt Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI. Dennoch seien noch nicht alle kritischen Punkte ausgeräumt. Obwohl der Fondsverband die Verbesserungen begrüßt, betrachtet er den Alleingang der BaFin als kontraproduktiv. Der BVI werde sich weiter dafür einsetzen, dass möglichst schnell eine für den Standort Deutschland bessere Lösung gefunden werde als die nun vorgestellten Leitlinien der BaFin. (mh)

Bild: © cristianstorto – stock.adobe.com

 

Nachhaltigkeit: Viele Bewerbungen für FNG-Siegel

Mit 281 Fonds aus 102 Fondshäusern haben sich diesmal so viele wie noch nie zuvor für den SRI-Qualitätsstandard FNG-Siegel beworben. Das Label versteht sich als wissenschaftlich basierte Orientierungshilfe, um gut gemachte nachhaltige Angebote herauszufiltern.

281 Fonds haben sich für den SRI-Qualitätsstandard FNG-Siegel beworben. Das sind 60% mehr als im letzten Jahr und eine Versiebenfachung seit der Einführung des Gütezeichens im Jahr 2015. Die Zahl der sich bewerbenden Fondshäuser stieg von 73 auf 102. Diese kommen aus 14 Ländern.

Nachdem im Frühjahr die EU-Offenlegungsverordnung zur Transparenz von Nachhaltigkeit in Finanzprodukten in Kraft getreten ist, steht 2022 eine Beratungsverpflichtung für (mehr) Nachhaltigkeit in der Geldanlage an. In jedem Beratungsgespräch müssen dann Nachhaltigkeitspräferenzen abgefragt werden. Jeder Fondsanbieter deklariert seine Produkte nach der Offenlegungsverordnung quasi selbst. „Über Nacht wurden viele existierende, konventionelle Produkte zu Nachhaltigkeitsfonds. Angesichts dieser Angebotsschwemme ist eine externe und unabhängige Prüfung des Inhalts und der Qualität der Nachhaltigen Geldanlage umso wichtiger, um ein glaubwürdiges Produktangebot zu gewährleisten. Allein schon, um ein wichtiges Ziel der EU – die Vermeidung von Greenwashing – sicherzustellen. Hier leistet das FNG-Siegel wertvolle Vorarbeit“, sagt Roland Kölsch, Geschäftsführer der QNG, die als Tochter des Forum Nachhaltige Geldanlagen für das FNG-Siegel zuständig ist.

Als wissenschaftlich basierte Orientierungshilfe will das Siegel Anlegerinnen und Anleger aber auch Versicherungen, Dachfondsmanager, Stiftungen und andere institutionelle Anleger dabei unterstützen, gut gemachte Angebote herauszufiltern.

So wie bekannte Bio-Gütesiegel aus dem Lebensmittelbereich für einfache Wiedererkennbarkeit nachhaltiger Produkte sorgen, versteht sich das FNG-Siegel seit 2015 als führendes Label für Finanzprodukte, die Mindestanforderungen und darüber hinausgehende Merkmale einer glaubwürdigen, professionell verwalteten Nachhaltigen Geldanlage erfüllen.

Die Prüfung der Fonds geschieht durch ein externes unabhängiges Audit-Team unter der Verantwortung von Prof. Dr. Timo Busch von der Research Group on Sustainable Finance der Universität Hamburg. Auch die Universität Kassel unterstützt bei der Prüfarbeit des zuletzt stark gewachsenen Labels. Zusätzlich begleitet ein unabhängiges Komitee mit interdisziplinärer Expertise den Prüfprozess.

Die Methodik des FNG-Siegels wurde, dort wo bereits möglich, an die EU-Regulatorik und den bisherigen Stand des noch nicht finalen Zielmarktkonzepts der deutschen Verbände angepasst. Neben der Aufnahme der Tabakproduktion als Ausschlusskriterium wurde die Toleranzgrenze für den Mindestausschluss zur Kohlestromerzeugung von 25% auf 10% gesenkt, um dem CO2-Thema noch besser gerecht zu werden. Die Achtung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung zählen auch zukünftig zum Mindeststandard. Daneben sind Atomkraft, Kohlebergbau, Fracking, Ölsande sowie Rüstung tabu.

Hochwertige Nachhaltigkeitsfonds, die sich über das reine FNG-Siegel in den Bereichen „institutionelle Glaubwürdigkeit“, „Produktstandards“ und „Portfolio-Fokus“ besonders hervorheben, erhalten bis zu drei Sterne.Die Ergebnisse zum FNG-Siegel 2022 werden am 25.11.2021 im Rahmen einer offiziellen Feier auf dem Frankfurter Römerberg veröffentlicht. (ad)

Bild: © Stockwerk-Fotodesign – stock.adobe.com

 

„Die gleichen Methoden, die auch Wahrsager benutzen“

Börsengurus versprechen oft schnellen Reichtum oder auf der anderen Seite den Weltuntergang. Prof. Hanno Beck hat einen Warnkatalog erstellt, wie man diese enttarnen kann. Sie weisen dem Experten zufolge auch Parallelen zu Verschwörungstheoretikern auf.

<h5>Interview mit Prof. Hanno Beck, Autor und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim.</h5><h5>Herr Beck, Sie haben einen Warnkatalog erstellt, mit denen Anleger dubiose Experten entlarven können. Hat das Phänomen wieder zugenommen, oder was war der Anlass dafür?</h5><p>Ich glaube, es ist nie kleiner geworden. Generell haben Leute, die entweder Reichtum bis in alle Ewigkeit versprechen oder die ewige Verdammnis prophezeien, natürlich in extrem volatilen Zeiten Konjunktur. Ihre Masche funktioniert immer dann besonders gut, wenn die Leute besonders ängstlich oder euphorisch sind. </p><h5>Was sind die verbreitetsten Tricks und Aussagen solcher Gurus?</h5><p>Der Klassiker ist zum Beispiel der mexikanische Scharfschütze. </p><h5>Was macht diesen aus?</h5><p>Sie schießen mit möglichst vielen Schüssen auf ein Scheunentor und pinseln danach eine Zielscheibe um die Einschusslöcher. Im Anschluss sagen sie, dass sie ja so gut getroffen haben. Wer möglichst viele Prognosen macht, wird immer mit einigen davon recht behalten. Diese richtigen Prognosen werden lautstark vermarktet. Über die anderen 100, die komplett daneben lagen, wird der Mantel des Schweigens gelegt. Man sollte einen Analysten nicht anhand seiner korrekten Prognosen beurteilen, sondern anhand seiner Erfolgsquote. Ich wette mit Ihnen, bei den meisten läge die Quote gerade einmal bei 50%. Da können Sie auch eine Münze werfen. </p><p>In dieselbe Kerbe schlägt die Strategie der kaputten Uhr. Sie müssen den Zeitraum ihrer Prognose nur lang genug wählen. Auch eine kaputte Uhr geht zwei Mal am Tag richtig. Gleiches gilt für Börsenprognosen. Irgendwann wird der Dax sicher mal über 20.000 steigen. </p><h5>Sagt der Börsenguru Hanno Beck ...</h5><p>Der dann im besten Falle auch noch möglichst vage bleibt. Das ist keineswegs ein neues Phänomen. Schon die Weissagungen des Nostradamus sind spektakulär eingetroffen. Warum? Weil er hinreichend unpräzise geblieben ist. Das sind die gleichen Methoden, die auch Wahrsager benutzen. Man schaut in die Hand oder Glaskugel und bleibt dann so unpräzise, dass man in den meisten Fällen recht hat. Ich spüre gerade, dass es einen wichtigen Menschen in Ihrem Leben gibt. Der ist ein wenig jünger als Sie. Zudem haben Sie eine sehr enge Bindung zu dieser Person. </p><h5>Herr Beck, woher wissen Sie das?</h5><p>Sehen Sie. Solche Aussagen treffen auf fast jeden zu. Irgendwann steigen die Leute dann darauf ein und sagen: Ja genau, das ist meine Frau oder mein Mann, und geben dem Wahrsager selbst die richtigen Stichwörter für weitere Prophezeiungen. Gurus machen eine vage Prognose und die Leute legen dann das hinein, was sie ohnehin glauben oder was sie hören wollen. Das Ganze wird dann am besten noch bedeutungsschwanger formuliert. </p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Gibt es auch Ähnlichkeiten zu allgemeinen Verschwörungstheorien, die viel Zulauf gewonnen haben?--><h5>Gibt es auch Ähnlichkeiten zu allgemeinen Verschwörungstheorien, die viel Zulauf gewonnen haben?</h5><p>Ja, ich glaub schon. Wenn Sie Guru werden wollen, dann müssen Sie in allererster Linie laut trommeln. An der Börse sind das spektakuläre Prognosen, in Politik und Gesellschaft die großen Weltverschwörungen. Das ist etwas, worunter seriöse Wissenschaftler leiden. Eine nüchterne und differenzierte Analyse verkauft sich nicht annähernd so gut wie eine spektakuläre Schlagzeile. Das Kunstfertige daran ist, dass Sie nicht einfach irgendetwas verkaufen können. Das Ganze muss dann noch durch eine in sich schlüssige Geschichte untermauert werden. </p><h5>Was ist rein vom Erzählerischen Ihre Lieblingstheorie?</h5><p>Meine Lieblingsverschwörungstheorie sind ganz klar die Echsenmenschen. Das ist so skurril, aber erzählerisch auf irgendeine Weise auch genial konstruiert. Man nehme echte, wahre Fakten. Aber nur Teile davon und baut sie in die eigene Erzählung ein und gibt ihnen eine andere Bedeutung. Diese Erzählung vermischen Sie dann mit nicht widerlegbaren Theorien, die durch die Fakten eine gewisse Plausibilität bekommen. Es ist schon eine Kunst, das gescheit hinzubekommen und dann auch noch eloquent, sauber und logisch konsistent umzusetzen.</p><h5>Was braucht es noch für einen erfolgreichen Guru?</h5><p>Im letzten Schritt müssen Sie sich noch gegen jegliche logischen und sachlichen Angriffe immunisieren. Zum Beispiel indem man behauptet, dass Kritiker ihre Kritik nur äußern, weil sie von den Reptilienmenschen bezahlt werden. Wichtig ist dabei immer, dass Aussagen nicht falsifizierbar sind. Sie können zum Beispiel nicht falsifizieren, dass es den Weihnachtsmann gibt. Man kann zwar behaupten, ihn auf der ganzen Welt gesucht und nicht gefunden zu haben. Aber haben Sie auch wirklich überall gesucht? Und es ist ja ohnehin klar, dass man ihn nicht findet, denn er ist doch immer da, wo man ihn nicht sucht. Ähnlich gehen Verschwörungstheoretiker und Börsengurus mit ihren Theorien vor. Wenn ihre Theorien nicht falsifizierbar sind, finden sie auf Kritik immer einen argumentativen Ausweg.</p><h5>Und das verfängt bei den Menschen tatsächlich?</h5><p>Ja. Hinzu kommt, dass, wenn Sie sich einmal eine Meinung gebildet haben, Sie dazu tendieren, alle weiteren Aussagen im Kontext Ihres Meinungsbildes einzuordnen. Es ist zudem schwer, sich von einer einmal eingenommenen Einstellung zu verabschieden. Dann muss man sich schließlich vor seinem gesamten Umfeld die Blöße geben. Wer will schon seiner Frau und seinen Nachbarn erklären, dass man jahrelang falsch gelegen hat? Eventuell findet man einen argumentativen Ausstieg, zum Beispiel, dass die Echsenmenschen die Welt verlassen haben und deshalb die Welt nun nicht mehr steuern. Auch Anlegern fällt es oft schwer, sich Fehler einzugestehen. Da liegen dann Anlageleichen noch jahrelang im Depot oder es wird sogar nachgekauft, um den durchschnittlichen Kaufkurs zu senken. Hier wie da geht es um menschliche Schwächen. Der erste wichtige Schritt ist, sich dieser Schwächen bewusst zu werden, denn dann kann man besser damit umgehen.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Keine Verschwörungstheorie ist die Inflation. Sie kletterte zuletzt auf 2,5%. Kommt die Inflation nun dauerhaft zurück oder ist das eher ein kurzes Aufflackern? --><h5>Keine Verschwörungstheorie ist die Inflation. Sie kletterte zuletzt auf 2,5%. Kommt die Inflation nun dauerhaft zurück oder ist das eher ein kurzes Aufflackern? </h5><p>Darauf kann ich nur die klassische Antwort eines Ökonomen geben: Es kommt darauf an. Dafür spielen vor allem zwei Einflüsse eine Rolle. Kurzfristig ist das ganz klar die Corona-Pandemie. Da deutet einiges darauf hin, dass es kurzfristig zu erhöhten Preisen kommt. Auf der Angebotsseite sind Lieferketten unterbrochen und Kapazitäten reduziert worden. Die Frage ist, wie schnell sich das wieder aufbauen lässt. Auf der anderen Seite, der Nachfrageseite, sehen wir, dass die Leute im vergangenen Jahr sehr viel mehr gespart haben als sonst. Diese Überschussersparnisse drohen jetzt zu einer deutlich erhöhten Nachfrage zu werden. Dazu kommen noch die umfassenden Fiskalpakete der Regierungen. All das sprich kurzfristig für inflationäre Tendenzen. Teilweise sehen wir sie ja bereits. </p><h5>Und langfristig?</h5><p>Auch da sieht es zumindest problematisch aus. Seit mehr als zehn Jahren fluten die großen Notenbanken die Welt mit Geld. Zumindest nach alten Lehrbuchtheorien deutet das langfristig auf erhöhte Preise hin. Hinzu kommen noch die bereits erwähnten umfassenden Fiskalpakete und die historisch niedrigen Zinsen. Wenn die Staaten zudem irgendwann mal von ihren Schuldenbergen herunterkommen wollen, ist Inflation die scheinbar bequemste Möglichkeit.</p><h5>Ist die Theorie aber so einfach auf die Praxis übertragbar?</h5><p>Kritiker der Hypothese sagen, dass wir diese Entwicklung ja schon seit Jahren haben und dennoch nichts von einer Inflation gesehen haben. Eine Theorie, die ich durchaus unterstütze, besagt, dass die riesigen Geldmengen nicht in die Gütermärkte, sondern nur in die Vermögensmärkte fließen. Statt zu einer Güterinflation kommt es deshalb zu einer Inflation der Vermögenspreise. Die normale Inflation misst nur die Teuerung eines Güterkorbes. Vermögensgüter wie Aktien, Anleihen Immobilien oder Rohstoffe fließen darin nicht mit ein. Das könnte zum Teil erklären, warum der Dax so hoch ist und warum Immobilien so teuer sind. Vielleicht haben wir also die ganze Zeit auf die falsche Inflation gestarrt, nämlich auf die Inflation von Brokkoli und Pizza. Die sind nach wie vor relativ günstig. Aktien und Immobilien nicht mehr. Dann kommt etwas anderes hinzu.</p><h5>Was?</h5><p>Die Erwartungen. Die Leute machen sich ein Bild davon, wie Wirtschaft funktioniert, und reagieren darauf. Steigende Geldmengen und hochverschuldete Staaten bedeuten für sie eine zukünftige Inflation. Auf diese Erwartung reagieren sie bereits, bevor die Inflation kommt, und fliehen zum Beispiel in Sachwerte, um der drohenden Inflation zu entkommen.</p><h5>So ganz rational agieren die Sparer aber nicht, wenn sie so viel Geld wie nie auf Sparbüchern und Girokonten bunkern ...</h5><p>Ja, das liegt an der Habitualisierung. Übersetzt: Wir tun das, was wir immer tun. In dem Fall also bei steigender Unsicherheit mehr Geld auf das Sparbuch legen. Das scheint gerade in der deutschen Mentalität fest verankert zu sein. Zum Teil erbt man das Investmentverhalten der Eltern. Und unsere Eltern haben oft ihr Leben lang gesagt: Wir gehen auf Nummer sicher. Aktien waren lange Zeit nicht Teil der deutschen Anlagekultur. Und als sie es geworden sind, ging es Anfang der 2000er-Jahre ordentlich in die Grütze. Für die deutsche Aktienkultur kam der Zusammenbruch des Neuen Markts zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Das wirkt sicherlich bis heute nach.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Sie selbst haben schon 2014 in einem Buch von der großen Geldschmelze gesprochen. Sind Sie damit nicht auch ein Crash-Prophet?--><h5>Sie selbst haben schon 2014 in einem Buch von der großen Geldschmelze gesprochen. Sind Sie damit nicht auch ein Crash-Prophet?</h5><p>Ich bin Rheinhesse und der Rheinhesse ist von Natur aus ein optimistischer Mensch. Aber ehrlich gesagt deuten alle Fakten, die ich kenne, darauf hin, dass das nicht gut gehen kann. Hochgradig überschuldete Staaten, aufgeblähte Geldmengen, negative Zinsen, um mal die wichtigsten Fakten zu nennen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass langfristig eine Welt mit negativen Zinsen möglich ist. Wie soll das funktionieren? </p><h5>Bisher ging es aber gut ...</h5><p>Dieses Argument erinnert mich ein wenig an den Mann, der vom 22. Stock eines Hochhauses springt, und als er am 13. Stockwerk vorbeifliegt, denkt er sich: „Bis jetzt ist ja alles gut gegangen.“ Man hat sehr kritische Anreize geschaffen. </p><h5>Wie sehen diese aus?</h5><p>Man könnte übertrieben gesagt aufgrund der Negativzinsen einfach 100 Mio. Euro aufnehmen und dann von den negativen Zinsen leben. Auch die Anreize für das Investieren sind kritisch. Wenn Kapital zu billig ist, wird es verschleudert. Das führt dazu, dass Investments gemacht werden, die völlig unsinnig sind. Und das ist dann wirklich Kapitalvernichtung. Welche Folgen das haben kann, hat nicht zuletzt die letzte große Immobilien- und Finanzkrise gezeigt. Mikroökonomisch sind solche Anreize verheerend. Es läuft aktuell ein historisch einmaliges Experiment. </p><h5>Das klingt jetzt aber sehr nach einem Crash-Prophet-Guru und dem Ende der Welt. Sollen wir Sie Arm in Arm mit einer Echse abbilden?</h5><p>Mag sein, dass das negativ klingt. Überschuldete Staaten, aufgeblähte Geldmengen, negative Zinsen sind aber Fakten und keine Verschwörung. Und beim Blick auf diese bekomme ich als Mikroökonom ein sehr mulmiges Gefühl. In Europa kommt noch erschwerend hinzu, dass wir eine Währungsunion haben, die nicht funktioniert. Die Folgen der Corona-Pandemie können zudem dazu führen, dass die EU-Staaten noch weiter auseinanderdriften und die Spannungen in der Währungsunion noch größer werden. Wenn ich all die Fakten zusammentrage, sehe ich kein gutes Gesamtbild. Ich kann aber überhaupt nicht sagen, ob, wann und wie wir wieder einen Weg aus dieser Situation herausfinden. Das können nur Gurus. Zumindest würden sie vorgeben, dass sie es können. Ich kann dagegen nicht sagen, wann das Experiment schiefgehen wird. Vielleicht geht es auch gut und wir finden einen Weg heraus, der nicht zu größeren Verwerfungen führt. Am wahrscheinlichsten ist, dass man sich mit mehreren Maßnahmen irgendwie durchwurstelt, inklusive kleinerer Katastrophen. Für einen genauen Blick in die Zukunft, muss ich Sie aber an eine Wahrsagerin verweisen. </p><h5>Was kann man Anlegern in dieser Situation raten?</h5><p>Das sind die langweiligen Sachen: Nicht alle Eier in einen Korb, nur mit Geld spekulieren, das man auch wirklich hat, langfristig denken und Ähnliches. Nur weil etwas alt und langweilig ist, heißt es noch lange nicht, dass es in der Breite der Öffentlichkeit erklärt ist. Die alten Weisheiten sind zudem vor allem deshalb alt geworden, weil sie sich bewährt haben. Gerade Inflation ist ein systemisches Risiko. Dem kann niemand entkommen. Die Alternative zu langweiligen Anlageratschlägen ist daneben noch: Hauen Sie es raus. Haben Sie Spaß. Gönnen Sie sich Dinge, die Sie sich sonst nicht gönnen würden. Was ebenfalls immer eine gute Rendite abwirft, ist Bildung. Zum einen in Form eines besser bezahlten Jobs, zum anderen in Form einer Bereicherung der eigenen Persönlichkeit. Und vielleicht hilft sie auch dabei, Anlagegurus und Verschwörungstheoretiker leichter zu entlarven.</p><h5>Über den Autor</h5><p>Hanno Beck ist nicht nur Ökonom, sondern auch Sachbuchautor und Hochschullehrer sowie ehemaliger Wirtschaftsjournalist. Von 1998 bis 2006 war er Redakteur für Wirtschaft und Finanzmärkte bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Seit 2006 ist er Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim. Zudem war Beck mehrmals Lehrbeauftragter an verschiedenen deutschen Fachhochschulen sowie an der Warsaw School of Economics. 2007 erhielt er den deutschen Journalistenpreis in der Kategorie Vermögensverwaltung, 2013 den deutschen Finanzbuchpreis für den Titel „Geld denkt nicht“. </p><p>Abseits der Finanzwelt widmet er sich der Labradordame Lillie und hat mit „Alles, was Recht ist. Eine Geschichte für kleine Juristen“ auch das Feld der Kinderbücher als Co-Autor betreten. Nicht zuletzt das hat ihn gelehrt, wie man komplizierte Dinge möglichst einfach und anschaulich herunterbricht und erklärt. </p><p>Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 07/2021, Seite 56 f., und in unserem <a href="http://epaper.asscompact.de/asscompact-07-2021/65746324&quot; target="_blank" >ePaper</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Andrey Popov – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/55D827AA-914F-4391-BC55-B4422FEE89A9"></div>