Was heißt das konkret?
MK Öffentlichkeitsarbeit, juristische Unterstützung, politische Kommunikation. Es braucht eine klare Positionierung: Was ist ein Makler? Was bedeutet Unabhängigkeit im heutigen Markt? Und: Warum ist der Angriff auf diesen Begriff letztlich ein Angriff auf einen essenziellen Bestandteil des Berufsbilds? Wer die Frage nach der Unabhängigkeit allein dem Einzelfall überlässt, riskiert langfristig eine Aushöhlung des Berufsstandes. Wenn sich die Branche nicht positioniert, übernimmt das irgendwann jemand anderes – im Zweifel die Verbraucherzentrale oder das nächste Gericht.
BJ Der Begriff „unabhängig“ ist nicht nur ein Werbewort – er beschreibt eine Haltung, eine gesetzlich definierte Rolle. Wenn dieser Begriff durch Abmahnungen und Urteile entwertet wird, verliert der Makler an Profil. Die Verbände müssen das erkennen und Verantwortung übernehmen. Gerade weil viele Makler als Einzelunternehmer nicht die Ressourcen haben, diesen Streit allein zu führen.
Was raten Sie Versicherungsmaklern, die jetzt verunsichert auf ihre Website schauen? Wie sollten sie mit dem Begriff „unabhängig“ umgehen?
BJ Ich sehe zwei Typen von Maklern: Die einen sagen, sie wollen keine gerichtliche Auseinandersetzung, und streichen das Wort vorsichtshalber. Die anderen bleiben bei ihrer Überzeugung und sind bereit, dafür auch vor Gericht zu gehen – das sind die Prinzipientreuen. Beide Wege sind legitim. Es kommt auf Haltung, Ziel und Ressourcen an. Wer sich für den zweiten Weg entscheidet, sollte vorbereitet sein: rechtlich, kommunikativ und strategisch.
MK Zunächst sollte man prüfen, wie der Begriff eingebettet ist. Wer „unabhängig“ schreibt, muss klarstellen, was damit gemeint ist – idealerweise mit einem Hinweis auf die Vergütung. Transparenz ist entscheidend. Und: Reagieren hilft. Wer auf eine Abmahnung eingeht und bereit ist, seine Darstellung zu überarbeiten, zeigt Kooperationswillen. Das kann in einem späteren Verfahren positiv wirken – auch wenn es im konkreten Fall, wie bei uns, leider ignoriert wurde.
Wie geht es in den jeweiligen Verfahren nun weiter?
BJ In unserem Fall hat die Verbraucherzentrale natürlich bereits Berufung eingelegt, die Verhandlung wird voraussichtlich im September vor dem Oberlandesgericht Dresden stattfinden. Im Moment herrscht juristisch gesehen daher Ruhe. Aber klar ist: Die Gegenseite will das Thema hochziehen – idealerweise bis zum Bundesgerichtshof.
Herr Klein, Herr Koch, was planen Sie konkret für die nächsten Schritte?
MK Wir haben selbstverständlich Berufung vor dem Oberlandesgericht Köln eingelegt. Darauf wollen wir uns gut vorbereiten – fachlich, strategisch und kommunikativ. Wir wissen, dass wir argumentativ in die Tiefe müssen. Deshalb bereiten wir eine Verbraucherbefragung vor. Wir wollen zeigen, was Kunden wirklich unter Unabhängigkeit beim Versicherungsmakler verstehen – nicht nur, was Juristen oder Verbraucherschützer vermuten.
AK Wir denken aus dem Grund darüber nach, die Verbrauchersicht für das Gericht zu objektivieren und in diesen Prozess einzubringen. Wir suchen aktuell ein objektives Umfrageinstitut für eine repräsentative, objektive Umfrage. Hier wollen wir mit einer einfachen freien Frage agieren, die lauten könnte: „Wann ist für Sie ein Versicherungsvermittler unabhängig?“
Hier wären keine Antworten vorgegeben und es liegt auch keine Steuerung der Antworten durch Ankreuzoptionen etc. vor. Es würde sich somit um die freien Antworten vieler durchschnittlich informierter Verbraucher handeln. Das macht die Befragung in der Auswertung leider sehr teuer, und das könnte zum Problem werden. Wir denken aber, dass so erstmalig die reale Wahrnehmung der Kunden in diesem Prozess Beachtung finden könnte. Wir möchten zeigen, dass ein durch die Verbraucherzentrale auf Steuerkosten künstlich geschaffenes Problem in der realen Wahrnehmung der realen Beratungswelt gar nicht existiert. Wir gehen somit den Weg, den die Verbraucherzentrale aus unserer Sicht vor ihrer Klage hätte gehen müssen.
Lesen Sie auch:
Urteil zu Unabhängigkeit: Makler hat das Nachsehen
Erwerbsminderungsrente: Kürzung bei BU-Leistungen?
EU-Rechnungshof rügt PEPP – Kritik der Vermittlerverbände bestätigt
Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 06/2025 und in unserem ePaper.
Seite 1 Werben mit Unabhängigkeit: Ein Berufsbild vor Gericht
Seite 2 Herr Jöhnke, Sie vertreten einen Versicherungsmakler, der am Landgericht Leipzig in einem ähnlich gelagerten Rechtsstreit gewonnen hat. Was lief dort anders?
Seite 3 Welches Licht fällt dadurch auf die Verbraucherzentrale?
Seite 4 Was heißt das konkret?
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Leserkommentare
Comments
Unabhängigkeit der Vermittler
Ich verstehe nicht, daß sich die Makler gegen eine Klärung durch den BGH wehren. Sind die Verbraucherzentralen wirklich so mächtig? Ich bezweifle das, vor allem wenn der weitere Rechtsstreit auf der Basis der angekündigten Kundenbefragung erfolgt.
Dann sollten ideologische Begründungen keine Rolle mehr spielen. Natürlich ist ein Makler unabhängig, auch wenn er für seine Arbeit Geld vom Versicherer bekommt. Er hat ja dabei eine freie Auswahl!
Viel Glück und Erfolg auf dem weiteren Weg!
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Unabhängigkeit
Die Gewährleistung des Arbeitslohnes wird von der Rahmengesetzgebung diktiert. Kein Versicherer zahlt diesen Arbeitslohn, egal ob er Provision oder Courtage geheißen wird. Den Arbeitslohn zahlt immer der Kunde/ Mandant über die vertraglich vereinbarte Prämie. Eine heilige Kuh der Versicherer ... denn wie sollte man sonst die "freien" Vermittler an der Kandare halten ... noch ein Bonus-Möhrchen vor die Nase ... und dann Hotte-Hüh auf der Rennliste des Maklerbetreuers oder Vertriebschefs für den angestellten Außendienst. Dabei würden viele zufriedene Vertreterkunden auch gerne Ihren Obolus am Eingang der Agentur entrichten, so man Ihnen dieses Geld nicht zwangsweise wegnehmen würde. Die Kunden wissen ganz genau, wen Sie in diesem Rahmen-System wirklich brauchen ... und dem gönnen Sie dann auch den Arbeitslohn. Dem Pfarrer drückt man ja auch den Kirchenzehnt in die Kollekte ... die Welt könnte so gerecht & frei organisiert sein.
Der ganze Zinnober ist doch im Grunde eine Verkaufspeitsche für ein ungeliebtes Produkt ... und wenn dann noch die provisionsbefreite Ware am Markt verglichen werden würde ... dann hätten wir ja EDEKA-Zustände, wo so mancher zu ALDI abwandert ... ist doch eigentlich ein putziges Bild ... ODER?
Am abhängigsten sind dabei die lizenzierten Honorarberater, denn sie dürfen per Gesetz keine Provisionstarife vermitteln ... Wie soll man eine fachliche korrekte Sachwalter-Arbeit umsetzen, wenn man beim Gros der Versicherer abblitzt. Haftungstechnisch ein Dilemma ... und die Kunden müssen es dann ausbaden, wenn mögliche Produktlösungen ihnen künstlich vorenthalten werden. Versicherungsmakler können da über die Honorarvermittlung schon immer flexibel agieren ... ich wäre sonst nie in den Zirkus eingetreten ... sich vor Gericht zu prügeln, kann nur die ultima ratio sein ... und dann sollte man mit harten Bandagen den "Feind" vernichtend schlagen. Sobald man vom Good-Will eines eines überlasteten Richters ohne fachliche Sachkenntnis abhängig ist, kann man sich die Show auch sparen.
Unabhängigkeit ist also ein Definitionsfrage ... die einen sagen so, die Anderen sagen so ... und WischWaschi auf einer Website zu präsentieren, ist somit potentielles Harakiri. Die Vermittlerabhängigkeit besteht naturgemäß immer gegenüber der Kundschaft ... keine Beauftragung = kein Arbeitslohn ... Honorarberater / Vertreter §§87ff / Makler §§93ff ... alle sitzen in einem Boot ... und lassen sich vom eigentlichen "Feind" gegeneinander aufhetzen ... und obendrein bei Unachtsamkeit noch vor Gericht zerren.
Die VBZ sind selbsternannte Blockwarte, welche sich anmaßen ohne Mandat die Interessen ALLER Bundesbürger zu vertreten. Dazu kungeln sie mit der Politik, und lassen sich steuerfinanziert künstlich am Leben halten. Wenn sie von Ihrer vereinstechnisch organisierten Honorarberatung leben müßten ... dann wäre schnell Schicht im Schacht.
Die Kunden werden doppelt belastet ... Kluge sprüche gegen Honorar ... und wenn dann Produkte benötigt werden, müssen die Opfer dieser Ideologie nochmals blechen. Ich habe mir ca. 1998 in Berlin die heiligen Hallen gegenüber dem KDW mal selbst angesehen ... gruseliger Wartezimmer-Flair ... natürlich kaum frequentiert. Ob man wohl den potentiellen Opfern heutzutage den Sinn einer VHAFT-Police erklärt? Beratung unter dem Radar der Aufsichtsbehörden ... ein geiles Modell ... aber die Schäden passieren so oder so ... Wer hat denn nochmal die Lehmann-Papiere weiterempfohlen? ... Kamerad Gockl braucht man nur die richtigen Fragen stellen , und abgeht die Marie ...die Gerichte werden also auch in zukunft noch viel Arbeit bekommen.
Eine echte Problemlösung im Dilemma bringt nur ein Kammerberuf mit Honorar-Ordnung für Finanzberatung ... doch das werden die Großkopferten in den Versicherer-Elfenbeintürmen schon zu verhindern wissen. Die Konkurrenzberatung auf Steuerzahler-Kosten ... also die Zwangsalimentierung durch die mit Dreck beworfenen Mitbewerber ( Stichwort - Youtube - Der Finanzhai ) ist Spiegelbild der Pervertierung eines politischen Systems. Vor Gericht und auf hoher See begibt man sich in Gottes Hand ... selbst wenn der Richter zufälligerweise mal sachkundig entschieden hätte ... er hätte den Streitfall an die Politik verweisen müssen.
Unser Fazit zum Thema:
Der "Finanzhai" ist bei uns ein beliebter Startpunkt für Neu-Mandate ... wer das nicht durchschaut ... wie soll man sich dann über Klausel-Tricksereien der WEB-Roboter-Verkaufskanonen a la Check-23-24-25 unterhalten. Wir lachen seit vielen Jahren mit unseren wissenden Mandanten gemeinsam über die plumpen VBZ-Aktivitäten ... und warum sollten wir eigentlich unser Web-Portal mit diesen Spiegel-Kämpfen gegen Potemkinsche Dörfer belasten.
Aber wir wollen nicht überheblich werden ... der Begriff "Unabhängigkeit" ist seit vielen Jahren bei uns ein No-Go ... aber ich werde jetzt nach dem richterlichen Erfahrungsbericht des Kollegen Koch noch mal kontrollieren, dass uns nicht ein Lapsus auf der Website durchgerutscht ist ... dann kämen ja die Abmahn-Kanalratten aus den Löchern .... und die Arbeiterklasse wird geteert und gefedert, zum Gaudi der arschlahmen Innendienste der Produktgeber ... die nicht wissen, wer ihnen das Festgehalt refinanziert … aber das ist ja ein ganz anderes Thema ...
ALLEN FLEISSIGEN KOLLEGEN GUTE GESCHÄFTE & UND FAIRE MANDANTEN
schmidtchen@elektronische-nachricht.de
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können